Wie viele Stunden konnte deutsches Universitätspersonal eigentlich nicht forschen, weil es an ausgefeilten Anträgen für Exzellenzcluster schrieb? Nur so ein Gedanke. Denn ich war nicht da, als daran gearbeitet wurde, aber was alleine schon an spürbarer Belastung für die Fakultät anstand, als die neuen Studiengänge akkreditiert werden sollten und dafür ein dicker Antrag geschrieben werden musste... Und mit einem so schlampig zusammengeklatschten Antrag kann man ja (hoffentlich) bei den Exzellenzgeldern nichts reißen. Nun, unsere Fakultät hätte sich die Arbeit sparen können, aber das weiß man ja vorher nicht. Und wir haben in Deutschland
eine Menge Universitäten, von denen sicher sehr viele etwas von dem Kuchen abhaben wollten.
Hingegen kann ich mir nicht vorstellen, wie genau das mit der Dynamik aussehen soll, von der der DFG-Präsident
hier spricht. Hat irgendwer mehr oder gar besser geforscht, damit er die Fördergelder kriegt? Wie auch, sowas geht ja nicht von heute auf morgen. Was man für so einen Antrag machen kann, ist schönreden und Fassade polieren. Und dafür halt Zeit verpulvern, die man besser unelitär in seine Forschung investiert hätte.
Nachtrag 17. Oktober: Interessant von Holger in
seinem Kommentar zu hören, dass es tatsächlich der erwartete Kraftakt für die Unis war. Jetzt blieb für mich noch die Frage, wie Ernst-Ludwig Winnacker als DFG-Präsident die Aktion so hoch loben konnte, wo er doch im Gegensatz zur Politik wissen sollte, wie das mit dem Forschen oder eben Nichtforschen, weil man gerade Anträge schreibt, funktioniert. Wollte mich also informieren, was der Mann eigentlich so macht, ob der überhaupt Prof ist irgendwo und...
ja, in der Tat, er ist C4-Prof... an der Uni München!
Ich hatte in der Presse gelesen, dass die Entscheidungen im Verdacht stehen durch Seilschaften innerhalb der DFG beeinflusst worden zu sein. Dass ein so bescheidenes Tauwerk schon auszureichen scheint, war mir allerdings nicht klar. Von München nach München ist es ja nicht so weit, wie wir spätestens seit
Edmund Stoiber wissen.
Aber ob diese Kungeltheorie nun stimmt oder nicht, warum Winnacker sich nicht aufrichtig über die Mittelvergabe empören kann, ist damit wohl klar. Warum er aber so unbefangen seinen Senf dazu gibt, obwohl seine eigene Uni und seine Nachbaruni zu den drei Auserwählten gehören, das weiß ich noch immer nicht.
2. Nachtrag: Münchner Winnacker ist übrigens nicht nur DFG-Präsident, sondern war auch der Vorsitzender des Bewilligungsausschusses. Der Vorsitzende des Wissenschaftsrates
Peter Strohschneider empört sich nun heute
gegenüber der taz, dass das Verfahren „sauber gewesen” und alle Entscheidungen „streng wissenschaftlich getroffen worden” seien (was auch immer einem wissenschaftliche Methodik bei solchen Entscheidungen hilft). Strohschneider ist Germanistik-Prof an... genau, der Uni München.