Die Fête du Cinéma
Sieben Filme innerhalb von zwei Tagen. Für die einen klingt das abschreckend bis krank, für mich klingt das einfach nur genial! Von Sonntag bis zum gestrigen Dienstag war hier die Feier des Kinos, die Fête du Cinéma. Das war eine Aktion, bei der man zunächst eine Karte zum vollen Preis kaufen musste (in den größeren Kinos hier zwischen 9 und 10 Euro), um dann einen Pass zu erhalten, mit dem man in beliebigen Kinos für 2 Euro pro Veranstaltung dabei war. Sonntag habe ich das noch nicht genutzt (wahrscheinlich war es da auch unerträglich voll), dafür habe ich dann gestern und vorgestern einen Marathon eingelegt. Um euch nicht über die Maße zu quälen, werde ich die Filmberichte kurz halten.
Montag ging es zuerst in Changement d'adresse, einer frisch angelaufenen französischen Komödie. Es gibt im Grunde nur vier Personen: David, einen Hornspieler, Julia, seine Schülerin, Anne, seine Mitbewohnerin und Julien, seinen Nebenbuhler um Julia. Emmanuel Mouret, der auch David spielt, zeigt aber, dass sich daraus eine sehr amüsante und mitreißende Geschichte entwickeln lässt, wenn man die Charaktere nur interessant genug macht. Ich weiß nicht, ob und wann man diesen Film jemals in Deutschland sehen können wird und ob er sehr unter der notwendigen Verflachung der Horn-Witze leiden wird (frz. cor = Horn und gleich ausgesprochen corps = Körper; „Comme il est beau, ton cor(ps) !” wird dann zu „Oh, das ist ein sehr schönes Horn, das du da hast!” Nicht, dass das Wortspiel völlig ruiniert wäre, aber es wird doch deutlich flacher.), aber wenn er zu sehen ist, dann ist das jedem sehr zu empfehlen. Vielleicht aber nicht mit akutem Liebeskummer, sonst leidet man sicher noch mehr als so schon.
Danach war ich in American Dreamz, einer absolut genialen Satire. Der Film läuft schon länger, aber der Titel hat mich so sehr abgeschreckt, dass ich den Film nicht einmal in Erwägung gezogen habe, bevor ich die Kritik von Filme und so gehört habe. Was hätte ich verpasst! Natürlich ist der Film völlig überzeichnet, aber zum Wegschmeißen dabei. Durch den Kakao zieht er vor allem Castingshows, Meinungsmache, den amerikanischen Präsidenten und die gefürchteten Terroristen. Gerade durch diesen letzten Punkt erhält er ein ausgleichendes Element, durch das er sich aus dem Amerika-Bashing-See erherbt. Meine Empfehlung ist: Guckt ihn euch unbedingt an! Mit etwas Glück läuft er noch. Und ich bin mir sicher, dass er im Kino besser kommt, die Stimmung war bei meinem Besuch jedenfalls spitze.
Am Abend war ich dann schließlich in Capote (französische Aussprache [ka'pɔt]). Ein grandioser Film über das Entstehen des Buches „Kaltblütig” (In Cold Blood) und dessen Autor Truman Capote, der sehr differenziert portraitiert und von Philip Seymour Hoffman grandios gespielt wird. Capote ist ein genialer Schriftsteller, der sich in gehobener Gesellschaft gerne selbst genießt und der einen Mord an einer Farmerfamilie als Thema für sein nächstes Buch auswählt. Dazu verlässt er New York und fährt aufs Land, um dort zu recherchieren. Das ist zunächst schwer, weil er wegen seiner Eigenarten nicht akzeptiert wird. Der größte Teil des Filmes handelt jedoch von der Interaktion zwischen Truman und einem der beiden bereits verurteilten Täter. Ich muss allerdings warnen, dass ich die Stimme Capotes in diesem Film äußerst schwer zu verstehen fand und immer wieder auf die Untertitel zurückgegriffen habe.
Das war also schonmal ein grandioser Tag, drei Filme und drei volle Treffer! Gut, bis auf Changement d'adresse waren das auch die Filme, die ich auf jeden Fall noch sehen wollte. Für den nächsten Tag hatte ich mir vier Filme vorgenommen, einen davon (Batalla en el cielo) hab ich, weil ich knapp dran war, aus dem Programm gekegelt und nach Vorziehen von Paris je t'aime durch Ultraviolet ersetzt. Ich hätte früher aufstehen sollen.
Aber zunächst einmal Paris, je t'aime. Nachdem mich der erste Trailer etwas verstört hatte, der nur daraus bestand, dass ein paar der bekannteren Schauspieler in diesem Film und ein paar andere Leute, den Satz „Paris, je t'aime” gesagt oder es zumindest versucht haben, habe ich mich nach dem Lesen der Beschreibung auch sehr auf diesen Film gefreut. Es handelt sich nämlich um eine Kurzfilmsammlung über Paris. 20 Filme à 5 Minuten – ein Film pro Arrondissement, das Oberthema „Paris und Liebe” und das wirklich Besondere ist, dass alles zu einem Ganzen verwoben wird. So hat man zwar viele kleine Filme, die einem wahrscheinlich mal mehr, mal weniger gut gefallen (mir zumindest haben diejenigen Episoden nicht so gut gefallen, die mit Vampiren, unsichtbaren Autos, Karate-Frisösen oder ähnlichem Hokuspokus zu tun hatten). Insgesamt hat man aber einen wirklich guten Film. Wobei ich sagen muss, dass man wahrscheinlich Paris schon ein bisschen kennen muss, um wirklich etwas mitzunehmen. Es war schon toll, so viele Orte wiedererkannt zu haben und als Schauplatz dieser Kurzfilme zu sehen. Und um zum Beispiel den Titel der Episode Loin du 16ème („Fern des Sechzehnten”) zu verstehen, muss man wissen, dass das 16. Arrondissement ein sehr schickes Viertel ist und vor allem als solches gilt. Und anscheinend muss man Paris noch besser kennen als ich das tue, um den Film wirklich würdigen zu können, denn ich fand ihn zwar wie gesagt sehr gut, aber ich war doch überrascht, als es nach dem Film Applaus gab. Ich habe schon Applaus bei einer Premiere erlebt und Szenenapplaus während des Films, aber nach dem Film und bei einer normalen Vorstellung noch nie.
Danach – weiohwei – was habe ich mir da angetan! Vom Zeitslot passte Ultraviolet so gut und es schien zumindest solide Action zu werden. Action wurde es auch massig, aber alles andere als solide. Ich hab mich während Schießereien, Verfolgungsjagden und Explosionen noch nie so gelangweilt. So muss Sex mit einer schönen Person sein, die man nicht ausstehen kann.
Die schöne Person sollte in dem Fall von Milla Jovovich verkörpert werden, was ihr für ihre Verhältnisse unfassbar schlecht gelang. Eine begnadete Schauspielerin war sie noch nie, aber in Das fünfte Element war sie wenigstens noch nett anzugucken und Resident Evil war auch noch irgendwie zu ertragen. Aber in Ultraviolet unterbietet sie sich selbst. Milla Jovovich ändert in diesem Film häufiger das Outfit als den Gesichtsausdruck. Dabei bleibt aber selbst das Outfit durchgängig geschmacklos.
Die „Storyline” dieses Films ist ein schlechter Scherz. Irgendwann bald wird ein Virus kreiert, der eigentlich die Menschen verbessern sollte, dies jetzt auch tut, sie aber irgendwann umbringt. Die Welt ist fortan geprägt von der Angst vor dem Virus und dem Kampf gegen die „Vampire” genannten Kranken. Dass sie so genannt werden, weil sie stärker und schneller als normale Menschen und gegen UV-Licht empfindlich sind... ok. Dass sie auch noch spitze Eckzähne haben müssen, ist dann schon wieder ein wunderbares Beispiel für die Hirnverbranntheit dieses Films. Violet (UV-Licht, (Ultra-)Violet... Wortspiel! Habter's gemerkt?!) ist also einer dieser Widerstandsvampire und kriegt eines schönen Tages eine Geheimwaffe in die Hände: Ein kleiner Junge aus dem Genlabor, der voll ist mit Todesproteinen des Todes, die den lebensgefährlichen Tod über die gesamte Vampirheit bringen sollen. Als Violets Chef den Jungen umbringen will, weil er nicht früher sterben will als nötig, gehen mit Violet die Mutterinstinkte durch und sie schafft ihn... ja, wohin genau weiß sie selber nicht, aber durch 94 Minuten Folter am Zuschauer der Baller-Odysse. Ich habe mir schon nach einer Viertelstunde oder so überlegt, ob ich nicht einfach die Leute zu meiner Seite aufscheuchen und gehen soll, aber draußen hatte ich ja bis zum nächsten Film auch nichts besseres zu tun und es konnte ja schließlich auch nur noch besser werden. Wurde es dann auch, jaha, als der Film dann nämlich plötzlich die unerwartete Wendung nahm, dass der Junge eigentlich eine Terrorgeheimwaffe des Todes zur Vernichtung der gesamten Menschheit war und der Anführer der Menschen eigentlich ein Vampir, der als einziger das Gegenmittel gegen kleine Killergenjungs hatte. Aber da besser nicht gut heißt, habe ich bis zur letzten Sekunde weitergelitten und bin dann fluchtartig aus dem Kino.
Ultraviolet versucht durch Coolness à la Matrix zu beeindrucken, nur dass Matrix noch Ansätze von Logik besaß. Bei Ultraviolet hat man mehr den Eindruck, dass sich da jemand haufenweise Zeug ausgedacht hat, das er für nen coolen Effekt hielt und am Ende wurde das ganze dann ungeordnet zusammengeklatscht. „Hey, wär's nicht geil, wenn Millas Haare irgendwie so cool elektrisch blitzern würden, wenn sie sie schwingt?” „Ja schon, aber warum sollten die das tun?” „Ja, keine Ahnung, aber is doch geil, lass uns da ne Szene draus machen.” Gefolgt von: „Ey Mann, diese ganze Rumballerei geht mir voll auf die Eier! Ich hab gestern so nen krassen Samurai-Movie gesehen, da ham die mit so geilen Katanaschwertdingern rumgehampelt, das sah viel geiler aus!” „Ja, aber wir machen hier nen Science-Fiction-Film, warum sollte jemand mit Schwertern kämpfen?” „Ja keine Ahnung Mann, sieht aber geil aus! Ey, stell dir doch mal vor, Milla so tsssssusch tssssssusch! Wär doch voll krass!” „Ja aber da wird sie doch niedergeschossen!” „Dann dürfen die anderen halt auch keine Knarren benutzen sondern... keine Ahnung... auch Schwerter... oder Elektroschocker oder so.”
Demensprechend sieht man im Film dann auch hunderte von Typen in albernen schwarzen Kampfanzügen mit klingonischen Schmerzstöcken um ihr Leben kämpfen. Ab und an wird dann mal wieder einvernehmlich die Waffe gewechselt und es darf wieder geschossen werden, bis der nächste Trupp Schwertkämpfer anrückt.
Bei der IMDB kriegt dieser Film noch unverständliche 3,6/10 Punkte. Daran sind wohl vor allem Frauen unter 18 Schuld. 41% von denen gaben dem Film 10 Sterne! Ob es die unerträglich kitschigen Dialoge um den armen kleinen Jungen of Mass Destruction oder die in einem Actionfilm unheimlich wichtige Technologie des Haar- und Kleidungsfarbwechsels auf Knopfdruck sind, vermag ich nicht zu sagen. Zutreffender sind da auf alle Fälle aber ein paar Zitate aus dem „Wenn ihr Ultraviolet mit einem Wort beschreiben müsstet...”-Thread im IMDB-Forum: Pathetic, terrible, *ugh*, brainless, used, feces, patchy, This post has been deleted by an administrator, cliche, BAD, fubar, crap, horrible, retarded, usw. Das trifft es alles schon recht gut.
Entschuldigt, dass der mit weitem Abstand schlechteste Film bei mir am meisten Platz beansprucht hat, aber ich musste irgendwie meinen Frust loswerden. Und euch natürlich warnen, da am 6. Juli die Katastrophe auch in Deutschland in die Kinos kommt.
Zum Glück kam danach ein Lichtblick: Keeping Mum, im Deutschen zweifelhaft übersetzt mit „Mord im Pfarrhaus” (im Französischen meiner Meinung nach besser gelungen mit Secrets de famille, Familiengeheimnisse). Eine britische (natürlich schwarze) Komödie mit Rowan Atkinson, Maggie Smith und Patrick Swayze. Rowan Atkinson redet angenehm unbeanig in diesem Film und alle beteiligten liefern ein gutes bis hervorragendes Spiel ab. Humor und Geschichte sind angenehm makaber und ich will nicht mehr verraten, als dass die neue Haushälterin der Goodfellows nicht gerade unblutig mit Leuten umgeht, die ihr nicht in den Kram passen. Der Film dürfte schon länger nicht mehr laufen, aber da er durchaus fernsehtauglich ist, ist das nicht katastrophal. Ich war trotzdem froh, ihn mir im Kino angeguckt zu haben, denn auch hier war die Stimmung wieder sehr einnehmend.
Im selben Kino für Uraltfilme habe ich dann auch meinen letzten Film für diese Feier des Kinos und ein Schätzchen von 2005 ausgegraben: Pride & Prejudice, Orgeuil et préjujés oder auch Stolz und Vorurteil. Welch eine hervorragende Besetzung und aus dieser hervorragenden Besetzung ragt vor allem eine hervor: Keira Knightley! Während ich sie in Fluch der Karibik noch schmückendes Beiwerk fand (und mäßig schmückend noch dazu, irgendwie von einer langweiligen Hübschheit, obwohl ihr das nasse Kleid gut stand) und sie in Bend It Like Beckham ziemlich gut war, muss ich für Pride & Prejudice auf das fürchterlich kitschige Wort „bezaubernd” zurückgreifen. Sorry, echt, aber mir fiel kein anderes ein, das es gut getroffen hätte. Gesalzen wird das ganze von Wortgefechten, die sich gewaschen haben, auch wenn ich leider nicht alles verstanden habe, weil das Englisch zum Teil nicht von schlechten Eltern war. Naja, eine willkommene Ausrede, mir den Film nochmal auf Deutsch anzugucken.
Ich habe weder das Buch von Jane Austen gelesen, noch die angeblich gute Miniserie von 1995 gesehen, deswegen kann ich den Film nur so bewerten, wie ich ihn vorgefunden habe, aber da erschien er mir brilliant. Die Besetzung wirkt perfekt zusammengestellt, die Bilder sind atemberaubend, die Dialoge messerscharf, die Geschichte wird nicht langweilig, obwohl nicht wirklich viel passiert. Auf jeden Fall ein empfehlenswerter Film!
Während seiner letzten Minuten hörte man im Kinosaal leise dumpfes Jubelgeschrei und die ersten Sekunden fragte ich mich, ob das zum Film gehörte und wie ich das einzuordnen hätte. Aber es war wohl der französische Führungstreffer, den man bis ins Kino hinein hören konnte. Beim herausgehen schrie es dann schon „Allez les bleus !” von – fast wörtlich – allen Dächern. Die Porte d'Orleans war voll mit hupenden Autos und überall waren Fahnen. Ich setzte mich in den ohne Fahrer wartenden Bus kurz bevor ein paar Jugendliche sich die Fahrerlosigkeit zunutze machten und mit Hilfe des Busses in das Hupkonzert einstimmten. Nachher war auch der ganze Bus voll mit Fans – die Stimmung war schon toll. Und ich kam als alter Blutrechtler auch nicht umhin, erstaunt über die „uneuropäische” Hautfarbe eines großen Teils der Jubelnden zu sein.
Damit hätte ich alles Wesentliche während der zwei Kinofeiertage abgehandelt... nein halt, eine Anekdote noch nicht: Bei Paris, je t'aime kam ich rein, als die Werbung schon lief und es war auch bereits ziemlich voll. Ich picke mir einen Platz raus und will grade eine junge Frau bitten, mich durchzulassen, da sehe ich, dass die schläft. Ja so Augen zu und Kopf auffer Schulter. Ich versuch's trotzdem... keine Reaktion. Ich denk mir schon so: „Scheiße, nicht dass mit der jetzt irgendwas ist! Im Kino schläft doch keiner, zumindest nicht, bevor der Film angefangen hat.” Ich versuch's also lauter... und Gott sei dank, sie rührt sich, murmelt was und macht mir Platz. Ich bedank mich herzlich, mach's mir bequem, gucke rüber... und sie pennt schon wieder. Ich meine ich kann mir ja vorstellen, dass diese Kinofeier anstrengend ist, gerade wenn man alle drei Tage und auch noch die Spätvorstellungen mitgenommen hat. Aber das ist schon echt ne Aktion. Nachher kam noch jemand, ich konnte also leider nicht erkennen, ob sie den ganzen Film über auch geschlafen hat, aber so fertig wie die wirkte, kann sie selbst wenn nicht nicht viel davon gehabt haben. Sachen gibt's...
So, ich hab jetzt also von allen Filmen erzählt, die ich in den letzten beiden Tagen geguckt habe, aber es standen noch zwei weitere aus und wo ich grad dabei bin, bürde ich euch deren Kurzkritik auch noch auf. Eigentlich gemein, denn wer dies hier noch liest, hat echt meinen Respekt :)
Noch als Steve da war, haben wir zusammen Conversations with Other Women bzw. Conversation(s) avec une femme geguckt. Was uns sofort überzeugt hat, dass wir diesen Film sehen müssten war, dass er komplett im Split-Screen-Verfahren läuft. Klingt abgefahren, ist es auch und ich muss schon sagen, dass der doppelte visuelle Input über weite Strecken es nicht gerade zu einfacher Kost gemacht hat. Es war schon etwas anstrengend. Aber auch interessant. Dabei ist zu sagen, dass der Nutzen der zwei Leinwandhälften nicht immer gleich war, sondern mal die Szene aus jeweils der Perspektive der beiden Hauptdarsteller gezeigt wurde, dann hat man fast dasselbe Bild gesehen, aber leicht verschieden, so wie verschiedene Erinnerungen oder derselben Begebenheit, dann wieder waren es alternative Handlungsentwicklungen, die gezeigt wurden... es war schon fordernd. Die Handlung hatte an sich leider ein paar Hänger, aber die Offenlegung der Geschichte der Charaktere während des Films ist durchaus interessant. Wen das jetzt zumindest neugierig macht, der schmeißt sicher nicht sein Geld weg, wenn er sich den Film anguckt; wer sich unter Steven Kings Es geringeren Horror vorstellt, sollte seinem Gefühl da wahrscheinlich auch vertrauen. So oder so bleibt festzuhalten, dass sich in Deutschland noch kein Verleiher gefunden zu haben scheint. Und der Film ist in Frankreich sogar etwas früher angelaufen als in den USA. Wohl doch kinomäßig etwas aufgeschlossener die Leute hier (manchmal zu aufgeschlossen, das geb ich zu).
Letzter Film für heute: The Road to Guantanamo. Auch schon länger her, dass ich den gesehen habe (lief hier früher an als in Deutschland), aber er ist mir noch gut in Erinnerung. Sicher nichts für einen gemütlichen Abend zum Abschalten und doch sollte man sich diesen Film angucken. Selbst wenn man sich schon selbst zusammengereimt hat, dass die USA nicht ausgerechnet in Kuba ihr Straflager aufgeschlagen haben, weil das Wetter da so sonnig und die Cocktails so lecker sind. Natürlich ist dieser Film mit Vorsicht zu genießen, aber es kann einiges übertrieben und einiges erfunden sein und es wäre trotzdem noch barbarisch, wie die USA hier vorgehen. Und ich fürchte fast, es ist nicht einmal etwas erfunden.
Montag ging es zuerst in Changement d'adresse, einer frisch angelaufenen französischen Komödie. Es gibt im Grunde nur vier Personen: David, einen Hornspieler, Julia, seine Schülerin, Anne, seine Mitbewohnerin und Julien, seinen Nebenbuhler um Julia. Emmanuel Mouret, der auch David spielt, zeigt aber, dass sich daraus eine sehr amüsante und mitreißende Geschichte entwickeln lässt, wenn man die Charaktere nur interessant genug macht. Ich weiß nicht, ob und wann man diesen Film jemals in Deutschland sehen können wird und ob er sehr unter der notwendigen Verflachung der Horn-Witze leiden wird (frz. cor = Horn und gleich ausgesprochen corps = Körper; „Comme il est beau, ton cor(ps) !” wird dann zu „Oh, das ist ein sehr schönes Horn, das du da hast!” Nicht, dass das Wortspiel völlig ruiniert wäre, aber es wird doch deutlich flacher.), aber wenn er zu sehen ist, dann ist das jedem sehr zu empfehlen. Vielleicht aber nicht mit akutem Liebeskummer, sonst leidet man sicher noch mehr als so schon.
Danach war ich in American Dreamz, einer absolut genialen Satire. Der Film läuft schon länger, aber der Titel hat mich so sehr abgeschreckt, dass ich den Film nicht einmal in Erwägung gezogen habe, bevor ich die Kritik von Filme und so gehört habe. Was hätte ich verpasst! Natürlich ist der Film völlig überzeichnet, aber zum Wegschmeißen dabei. Durch den Kakao zieht er vor allem Castingshows, Meinungsmache, den amerikanischen Präsidenten und die gefürchteten Terroristen. Gerade durch diesen letzten Punkt erhält er ein ausgleichendes Element, durch das er sich aus dem Amerika-
Am Abend war ich dann schließlich in Capote (französische Aussprache [ka'pɔt]). Ein grandioser Film über das Entstehen des Buches „Kaltblütig” (In Cold Blood) und dessen Autor Truman Capote, der sehr differenziert portraitiert und von Philip Seymour Hoffman grandios gespielt wird. Capote ist ein genialer Schriftsteller, der sich in gehobener Gesellschaft gerne selbst genießt und der einen Mord an einer Farmerfamilie als Thema für sein nächstes Buch auswählt. Dazu verlässt er New York und fährt aufs Land, um dort zu recherchieren. Das ist zunächst schwer, weil er wegen seiner Eigenarten nicht akzeptiert wird. Der größte Teil des Filmes handelt jedoch von der Interaktion zwischen Truman und einem der beiden bereits verurteilten Täter. Ich muss allerdings warnen, dass ich die Stimme Capotes in diesem Film äußerst schwer zu verstehen fand und immer wieder auf die Untertitel zurückgegriffen habe.
Das war also schonmal ein grandioser Tag, drei Filme und drei volle Treffer! Gut, bis auf Changement d'adresse waren das auch die Filme, die ich auf jeden Fall noch sehen wollte. Für den nächsten Tag hatte ich mir vier Filme vorgenommen, einen davon (Batalla en el cielo) hab ich, weil ich knapp dran war, aus dem Programm gekegelt und nach Vorziehen von Paris je t'aime durch Ultraviolet ersetzt. Ich hätte früher aufstehen sollen.
Aber zunächst einmal Paris, je t'aime. Nachdem mich der erste Trailer etwas verstört hatte, der nur daraus bestand, dass ein paar der bekannteren Schauspieler in diesem Film und ein paar andere Leute, den Satz „Paris, je t'aime” gesagt oder es zumindest versucht haben, habe ich mich nach dem Lesen der Beschreibung auch sehr auf diesen Film gefreut. Es handelt sich nämlich um eine Kurzfilmsammlung über Paris. 20 Filme à 5 Minuten – ein Film pro Arrondissement, das Oberthema „Paris und Liebe” und das wirklich Besondere ist, dass alles zu einem Ganzen verwoben wird. So hat man zwar viele kleine Filme, die einem wahrscheinlich mal mehr, mal weniger gut gefallen (mir zumindest haben diejenigen Episoden nicht so gut gefallen, die mit Vampiren, unsichtbaren Autos, Karate-
Danach – weiohwei – was habe ich mir da angetan! Vom Zeitslot passte Ultraviolet so gut und es schien zumindest solide Action zu werden. Action wurde es auch massig, aber alles andere als solide. Ich hab mich während Schießereien, Verfolgungsjagden und Explosionen noch nie so gelangweilt. So muss Sex mit einer schönen Person sein, die man nicht ausstehen kann.
Die schöne Person sollte in dem Fall von Milla Jovovich verkörpert werden, was ihr für ihre Verhältnisse unfassbar schlecht gelang. Eine begnadete Schauspielerin war sie noch nie, aber in Das fünfte Element war sie wenigstens noch nett anzugucken und Resident Evil war auch noch irgendwie zu ertragen. Aber in Ultraviolet unterbietet sie sich selbst. Milla Jovovich ändert in diesem Film häufiger das Outfit als den Gesichtsausdruck. Dabei bleibt aber selbst das Outfit durchgängig geschmacklos.
Die „Storyline” dieses Films ist ein schlechter Scherz. Irgendwann bald wird ein Virus kreiert, der eigentlich die Menschen verbessern sollte, dies jetzt auch tut, sie aber irgendwann umbringt. Die Welt ist fortan geprägt von der Angst vor dem Virus und dem Kampf gegen die „Vampire” genannten Kranken. Dass sie so genannt werden, weil sie stärker und schneller als normale Menschen und gegen UV-Licht empfindlich sind... ok. Dass sie auch noch spitze Eckzähne haben müssen, ist dann schon wieder ein wunderbares Beispiel für die Hirnverbranntheit dieses Films. Violet (UV-Licht, (Ultra-)Violet... Wortspiel! Habter's gemerkt?!) ist also einer dieser Widerstandsvampire und kriegt eines schönen Tages eine Geheimwaffe in die Hände: Ein kleiner Junge aus dem Genlabor, der voll ist mit Todesproteinen des Todes, die den lebensgefährlichen Tod über die gesamte Vampirheit bringen sollen. Als Violets Chef den Jungen umbringen will, weil er nicht früher sterben will als nötig, gehen mit Violet die Mutterinstinkte durch und sie schafft ihn... ja, wohin genau weiß sie selber nicht, aber durch 94 Minuten Folter am Zuschauer der Baller-Odysse. Ich habe mir schon nach einer Viertelstunde oder so überlegt, ob ich nicht einfach die Leute zu meiner Seite aufscheuchen und gehen soll, aber draußen hatte ich ja bis zum nächsten Film auch nichts besseres zu tun und es konnte ja schließlich auch nur noch besser werden. Wurde es dann auch, jaha, als der Film dann nämlich plötzlich die unerwartete Wendung nahm, dass der Junge eigentlich eine Terrorgeheimwaffe des Todes zur Vernichtung der gesamten Menschheit war und der Anführer der Menschen eigentlich ein Vampir, der als einziger das Gegenmittel gegen kleine Killergenjungs hatte. Aber da besser nicht gut heißt, habe ich bis zur letzten Sekunde weitergelitten und bin dann fluchtartig aus dem Kino.
Ultraviolet versucht durch Coolness à la Matrix zu beeindrucken, nur dass Matrix noch Ansätze von Logik besaß. Bei Ultraviolet hat man mehr den Eindruck, dass sich da jemand haufenweise Zeug ausgedacht hat, das er für nen coolen Effekt hielt und am Ende wurde das ganze dann ungeordnet zusammengeklatscht. „Hey, wär's nicht geil, wenn Millas Haare irgendwie so cool elektrisch blitzern würden, wenn sie sie schwingt?” „Ja schon, aber warum sollten die das tun?” „Ja, keine Ahnung, aber is doch geil, lass uns da ne Szene draus machen.” Gefolgt von: „Ey Mann, diese ganze Rumballerei geht mir voll auf die Eier! Ich hab gestern so nen krassen Samurai-Movie gesehen, da ham die mit so geilen Katanaschwertdingern rumgehampelt, das sah viel geiler aus!” „Ja, aber wir machen hier nen Science-Fiction-Film, warum sollte jemand mit Schwertern kämpfen?” „Ja keine Ahnung Mann, sieht aber geil aus! Ey, stell dir doch mal vor, Milla so tsssssusch tssssssusch! Wär doch voll krass!” „Ja aber da wird sie doch niedergeschossen!” „Dann dürfen die anderen halt auch keine Knarren benutzen sondern... keine Ahnung... auch Schwerter... oder Elektroschocker oder so.”
Demensprechend sieht man im Film dann auch hunderte von Typen in albernen schwarzen Kampfanzügen mit klingonischen Schmerzstöcken um ihr Leben kämpfen. Ab und an wird dann mal wieder einvernehmlich die Waffe gewechselt und es darf wieder geschossen werden, bis der nächste Trupp Schwertkämpfer anrückt.
Bei der IMDB kriegt dieser Film noch unverständliche 3,6/10 Punkte. Daran sind wohl vor allem Frauen unter 18 Schuld. 41% von denen gaben dem Film 10 Sterne! Ob es die unerträglich kitschigen Dialoge um den armen kleinen Jungen of Mass Destruction oder die in einem Actionfilm unheimlich wichtige Technologie des Haar- und Kleidungsfarbwechsels auf Knopfdruck sind, vermag ich nicht zu sagen. Zutreffender sind da auf alle Fälle aber ein paar Zitate aus dem „Wenn ihr Ultraviolet mit einem Wort beschreiben müsstet...”-
Entschuldigt, dass der mit weitem Abstand schlechteste Film bei mir am meisten Platz beansprucht hat, aber ich musste irgendwie meinen Frust loswerden. Und euch natürlich warnen, da am 6. Juli die Katastrophe auch in Deutschland in die Kinos kommt.
Zum Glück kam danach ein Lichtblick: Keeping Mum, im Deutschen zweifelhaft übersetzt mit „Mord im Pfarrhaus” (im Französischen meiner Meinung nach besser gelungen mit Secrets de famille, Familiengeheimnisse). Eine britische (natürlich schwarze) Komödie mit Rowan Atkinson, Maggie Smith und Patrick Swayze. Rowan Atkinson redet angenehm unbeanig in diesem Film und alle beteiligten liefern ein gutes bis hervorragendes Spiel ab. Humor und Geschichte sind angenehm makaber und ich will nicht mehr verraten, als dass die neue Haushälterin der Goodfellows nicht gerade unblutig mit Leuten umgeht, die ihr nicht in den Kram passen. Der Film dürfte schon länger nicht mehr laufen, aber da er durchaus fernsehtauglich ist, ist das nicht katastrophal. Ich war trotzdem froh, ihn mir im Kino angeguckt zu haben, denn auch hier war die Stimmung wieder sehr einnehmend.
Im selben Kino für Uraltfilme habe ich dann auch meinen letzten Film für diese Feier des Kinos und ein Schätzchen von 2005 ausgegraben: Pride & Prejudice, Orgeuil et préjujés oder auch Stolz und Vorurteil. Welch eine hervorragende Besetzung und aus dieser hervorragenden Besetzung ragt vor allem eine hervor: Keira Knightley! Während ich sie in Fluch der Karibik noch schmückendes Beiwerk fand (und mäßig schmückend noch dazu, irgendwie von einer langweiligen Hübschheit, obwohl ihr das nasse Kleid gut stand) und sie in Bend It Like Beckham ziemlich gut war, muss ich für Pride & Prejudice auf das fürchterlich kitschige Wort „bezaubernd” zurückgreifen. Sorry, echt, aber mir fiel kein anderes ein, das es gut getroffen hätte. Gesalzen wird das ganze von Wortgefechten, die sich gewaschen haben, auch wenn ich leider nicht alles verstanden habe, weil das Englisch zum Teil nicht von schlechten Eltern war. Naja, eine willkommene Ausrede, mir den Film nochmal auf Deutsch anzugucken.
Ich habe weder das Buch von Jane Austen gelesen, noch die angeblich gute Miniserie von 1995 gesehen, deswegen kann ich den Film nur so bewerten, wie ich ihn vorgefunden habe, aber da erschien er mir brilliant. Die Besetzung wirkt perfekt zusammengestellt, die Bilder sind atemberaubend, die Dialoge messerscharf, die Geschichte wird nicht langweilig, obwohl nicht wirklich viel passiert. Auf jeden Fall ein empfehlenswerter Film!
Während seiner letzten Minuten hörte man im Kinosaal leise dumpfes Jubelgeschrei und die ersten Sekunden fragte ich mich, ob das zum Film gehörte und wie ich das einzuordnen hätte. Aber es war wohl der französische Führungstreffer, den man bis ins Kino hinein hören konnte. Beim herausgehen schrie es dann schon „Allez les bleus !” von – fast wörtlich – allen Dächern. Die Porte d'Orleans war voll mit hupenden Autos und überall waren Fahnen. Ich setzte mich in den ohne Fahrer wartenden Bus kurz bevor ein paar Jugendliche sich die Fahrerlosigkeit zunutze machten und mit Hilfe des Busses in das Hupkonzert einstimmten. Nachher war auch der ganze Bus voll mit Fans – die Stimmung war schon toll. Und ich kam als alter Blutrechtler auch nicht umhin, erstaunt über die „uneuropäische” Hautfarbe eines großen Teils der Jubelnden zu sein.
Damit hätte ich alles Wesentliche während der zwei Kinofeiertage abgehandelt... nein halt, eine Anekdote noch nicht: Bei Paris, je t'aime kam ich rein, als die Werbung schon lief und es war auch bereits ziemlich voll. Ich picke mir einen Platz raus und will grade eine junge Frau bitten, mich durchzulassen, da sehe ich, dass die schläft. Ja so Augen zu und Kopf auffer Schulter. Ich versuch's trotzdem... keine Reaktion. Ich denk mir schon so: „Scheiße, nicht dass mit der jetzt irgendwas ist! Im Kino schläft doch keiner, zumindest nicht, bevor der Film angefangen hat.” Ich versuch's also lauter... und Gott sei dank, sie rührt sich, murmelt was und macht mir Platz. Ich bedank mich herzlich, mach's mir bequem, gucke rüber... und sie pennt schon wieder. Ich meine ich kann mir ja vorstellen, dass diese Kinofeier anstrengend ist, gerade wenn man alle drei Tage und auch noch die Spätvorstellungen mitgenommen hat. Aber das ist schon echt ne Aktion. Nachher kam noch jemand, ich konnte also leider nicht erkennen, ob sie den ganzen Film über auch geschlafen hat, aber so fertig wie die wirkte, kann sie selbst wenn nicht nicht viel davon gehabt haben. Sachen gibt's...
So, ich hab jetzt also von allen Filmen erzählt, die ich in den letzten beiden Tagen geguckt habe, aber es standen noch zwei weitere aus und wo ich grad dabei bin, bürde ich euch deren Kurzkritik auch noch auf. Eigentlich gemein, denn wer dies hier noch liest, hat echt meinen Respekt :)
Noch als Steve da war, haben wir zusammen Conversations with Other Women bzw. Conversation(s) avec une femme geguckt. Was uns sofort überzeugt hat, dass wir diesen Film sehen müssten war, dass er komplett im Split-
Letzter Film für heute: The Road to Guantanamo. Auch schon länger her, dass ich den gesehen habe (lief hier früher an als in Deutschland), aber er ist mir noch gut in Erinnerung. Sicher nichts für einen gemütlichen Abend zum Abschalten und doch sollte man sich diesen Film angucken. Selbst wenn man sich schon selbst zusammengereimt hat, dass die USA nicht ausgerechnet in Kuba ihr Straflager aufgeschlagen haben, weil das Wetter da so sonnig und die Cocktails so lecker sind. Natürlich ist dieser Film mit Vorsicht zu genießen, aber es kann einiges übertrieben und einiges erfunden sein und es wäre trotzdem noch barbarisch, wie die USA hier vorgehen. Und ich fürchte fast, es ist nicht einmal etwas erfunden.
2 Comments:
muss ich für Pride & Prejudice auf das fürchterlich kitschige Wort „bezaubernd” zurückgreifen
Hear, hear! The lad utters words of wisdom.
By Anonym, at 29/6/06 16:54
If thy intentions were to endorse my diction despite the concerns I myself had raised, allow me to express my sincere gratitude towards thee.
By mudd1, at 29/6/06 17:41
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