.comment-link {margin-left:.6em;}

Frog Blog

31.5.06, 00:29 Uhr

Den letzten beißen die Schlangen

Les chataigniers à Osny von PissarroSonntag habe ich mich mit Florian getroffen, weil der vorschlug, doch in die Ausstellung Cézanne et Pissarro im Musée d'Orsay zu gehen, an der ich vorher schonmal Interesse gezeigt hatte und deren letzter Tag das sein sollte. Er schlug weiterhin vor, sich Vormittags zu treffen, weil es da leerer sei. Alles klar, soweit guter Ansatz, wir sollten nur leider bald feststellen, dass den Gedankengang wohl auch noch andere vollzogen haben. Oder mit anderen Worten: So eine Schlange hab ich glaub ich noch nicht erlebt.

Malen nach Köpfen. Man verbinde alle diese Menschen mit einer einzigen Linie. Hierbei hilft es, genauer hinzugucken, dann kann man sehen, dass die Leute in einzelnen Reihen stehen und immer abwechselnd in dieselbe Richtung blicken. Die Biegungen links sind nicht drauf, ich besitze keinen Weitwinkeladapter.Als wir da ankamen, habe ich mich erst darüber lustig gemacht, dass da so ein ungeordneter Pulk von Menschen stand (neben dem Erschrecken, wie groß dieser Pulk war und ob des Eindrucks, dass die auch alle ins Museum wollten). Aber beim genaueren Hinsehen erschloss sich dann die Struktur (in ihrer ganzen Grausamkeit): Es war in der Tat eine wohlgeordnete Schlange, die demonstrierte, warum die Dinger auf Deutsch so heißen. Sie schlängelte sich nämlich in unzähligen Windungen wieder und wieder über den Platz vor dem Museum. Wir brauchten sogar einige Zeit um die Stelle zu finden, wo sie anfing. Ähnlich wie bei einem Wollknäul. Außerdem war die Schlange so früh am Tage noch nicht sehr durch Sonnenstrahlen aufgeheizt und bewegte sich daher seeehr langsam. Da wir uns selbst für die zu erwartenden tollen Bilder die wahrscheinlich mehrstündige Wartezeit nicht antun wollten, haben wir uns spontan entschlossen, einfach stattdessen in den Grand Palais zu gehen. Was dort für eine Ausstellung sein würde, wussten wir nicht, aber er war direkt um die Ecke und irgendwie hatte das auch was, in eine unbekannte Ausstellung zu gehen. Außerdem fanden wir beide schon immer die Architektur des Grand Palais von außen sehr beeindruckend und wollten die mal von innen sehen.

Der Grand Palais von außen, im Vordergrund die Pont Alexandre III.Dort angekommen konnten wir immerhin schonmal lesen, dass das Ding „La force de l'art” (Die Kraft der Kunst) hieß. Die Schlangen waren im Vergleich sehr klein und wurden noch kleiner, als die Schalter erstmal aufgemacht hatten ;) Wir sind nämlich um kurz vor zwölf gekommen und um zwölf machte das erst auf. Super Timing.

Das imposante Dach des Grand Palais von unten und innen. Natürlich erschließt sich hier nicht die enorme Größe.Ähnlich wie bei McDonald's gab es eine Ermäßigung mit der Carte ImaginR und es kostete dann nur noch 4 €. Dann mussten wir die bisher schärfsten Sicherheitskontrollen über uns ergehen lassen, die wir bisher hier in Paris erlebt haben und durften anschließend in den Grand Palais. Das Glasdach hatte von außen nicht zu viel versprochen, die Architektur ist wirklich atemberaubend.

Die meisten Strukturen sind grün gehalten, hinten wird dies jedoch durch gelb kontrastiert. Die Treppen sind ebenfalls sehr imposant und schön geschwungen.Und groß ist das Ding, jede Menge Ausstellungsfläche, hinten dann noch zwei Cafés und Konzerte finden da wohl auch noch statt.

Wir sind da dann über drei Stunden lang rumgelaufen und haben viele interessante und schöne Dinge gesehen. Es war eine Ausstellung moderner Kunst, aber eben mit vielen tollen Sachen dabei. Es gab zwar auch ein paar Sachen, die wir Krétängs überhaupt nicht zu würdigen wussten, aber der ganz überwiegende Teil hat mir sehr gut gefallen.

Wo mir schon vorgeworfen wurde, ich würde mit meinen Alternativtexten Blinden höchstens den Mund wässerig machen... hier kann mir das nicht passieren: Ein klassisches Beispiel von 'Wie Sie sehen, sehen Sie nichts.' Drei völlig weiße Leinwände auf einer weißen Wand. Jede Textur auf diesem Bild ist Schmutz auf eurem Monitor ;)Das schönste Beispiel für Kunst, derer ich unwürdig war, ist auch zugleich mit einer kleinen Anekdote verknüpft. Und zwar kamen wir grade um die Ecke, um noch zu sehen, wie einer der Ordner eine Frau verscheuchte, die über den roten Kunstwerkschutzstrich getreten war und daher zu nah an einem der Kunstwerke vorbei ging. Die meisten Kunstwerke hatten gar keinen solchen Strich, aber manche schon. Wahrscheinlich die besonders kostbaren oder die besonders fragilen. Also gucke ich hin, was denn da so schutzbedürftig ist... Drei. Weiße. Leinwände. ... Mit anderen Worten: Nix! Da war nix, die sahen aus wie frisch gekauft und aufgehangen. Ich fand in Anbetracht dessen die Reaktion des Ordners so grotesk, dass ich laut lachen musste. Ich glaube, das fand der dann aber gar nicht witzig.

Eine überdimensionale Rasierklinge. Dies hat nichts mit den nebenstehend genannten Wunderspiegeln zu tun.Aber wie gesagt, das meiste war sehr interessant. Unter anderem gab es auch tolle technische Spielereien wie Spiegel, die trübe waren, wenn man direkt reingeschaut, aber klar, wenn man schräg geguckt hat. Sehr faszinierend :)

Eine andere coole Idee war ein Raum, wo eine Glühbirne das Ende eines großen Pendels unter der Decke war. Dadurch haben sich ständig die Schatten in dem Raum geändert. Woanders gab es eine sich drehende Scheibe mit einer Spirale darauf, die immer schneller wurde und ein dazu gesagter Satz wurde gleichzeitig dazu auch immer schneller. Das war dann irgendwann schon ziemlich abgefahren, wenn man da draufgestarrt hat.

Ein sehr lustiges Kunstwerk konnte man dann wieder besser in unbewegte Bilder fassen:

Eine stilistisch mit der Diddl-Maus vergleichbare Katze mit Seitenscheitel und Schnurbart. In der Hand und ins Gitter des Laufstalls eingearbeitet ein Hakenkreuz.Ok sorry, ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, zu zeigen, dass ich auch auf tolle Filter klicken kann. Hier ist das Bild in ordentlich.

Aber bevor ich mir den Mund fusselig rede, guckt euch doch einfach die Bilder an. Alles Weitere sage ich dann in den Bildunterschriften (Oh und sorry, dass es diesmal wie Kraut und Rüben aussieht. Alle eventuellen Gegenmaßnahmen waren mir zu viel Arbeit.):

Florian durch eine herumhängende Linse fotografiert.Es gab zwei höhere Aufbauten. Von der einen herunter hatte man diesen schönen Überblick. Vor allem kann man gut erkennen, wie überall Trennwände stehen, um genug Wandfläche zu haben und die einzelnen Bereiche zu trennen. Insgesamt war die Halle ziemlich groß, dies ist nur ein winziger Ausschnitt.Mickey Maus mit einem Riesenständer. Sehr schöne Idee. Ich hätte ja offen gestanden gerne ein Foto von geschockten Eltern gehabt, die ihr dreijähriges Kind von dem Phallus wegzerren, aber die Eltern, die ich gesehen habe, hat das Ding gar nicht gejuckt. Verdammte aufgeklärte Gesellschaft ;)Nee, weiß ich jetzt auch nicht. Aber für meinen Garten kann ich mir sowas ganz gut vorstellen.Selbst die Trennwände von außen waren oft künstlerisch gestaltet. Hier im geometrischen Zebra-Look.Eine Art abgeschlossener gelber Holzbühne stand im rechten Bereich der Halle rum. Darauf mischten sich alte Statuen mit neueren Kunstwerken und einer Sitzecke.Nur eines von vielen beeindruckenden Bildern. Den Blinden kann ich an dieser Stelle nur tröstend sagen, dass ich Musik Bildern immer noch deutlich vorziehe. Den Tauben... ach Herrgott, ich kann's auch nicht allen recht machen! Genießt einfach das Bild und fertig. Wahrscheinlich lässt sich die schönste Kunst eh mit Magnetfeldlinien machen und wir sind alle gekniffen.Damit keiner sagt, ich würde nur Florian aber nicht mich selbst zeigen: Hier bin ich gleich dreimal zu sehen. Makroaufnahme eines Kunstwerkes aus silbernen Perlenketten.Das Ding sah tatsächlich gar nicht so furchtbar aus, wie man vielleicht glauben könnte. Hatte irgendwie was.Könnte vom selben Künstler sein wie die Hitler-Katze. Eine Figur geht durch eine andere. Cool gemacht.Wie gesagt war auch die Architektur des Grand Palais an sich schon einen Besuch wert.Und noch ein geiles Kunstwerk. Eine gut angezogene Herrengestalt sitzt auf einer großen Kugel.Das Dach des Grand Palais über die reflektierende Oberfläche eines gelben Kunstwerkes fotografiert. Im Nachhinein hab ich mir überlegt, dass ich doch hätte croppen sollen rechts. Aber das hab ich mir jetzt gespart. Letztendlich wäre ich eh überrascht, wenn sich das hier jemand anguckte.Sieht für mich aus wie ein Friedhof. Daneben ein paar Leute... bringt Leben in die Komposition ;)Aaaah, dieses Kind war so cool! Das hat in dem Buch rumgeblättert, als würde es wirklich darin lesen. Zu süß :)Dieser Löwe, der aussieht wie schlecht gerendert, stand direkt am Eingang.Wieder die Linse von eben. Viele Menschen waren sehr fasziniert von ihr :)Das Michelinmännchen in schwarz! Wie geil ist denn so eine Idee?