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Frog Blog

20.1.06, 16:31 Uhr

Lord of War und 18 Mönche

Diese Woche ist es mir nicht vergönnt, viel in Vorlesungen zu sitzen. So hab ich mich heute morgen um halb acht richtung Uni gequält, wo ich um zehn vor neun auch ankam, nur um dann um viertel vor zehn die Nachricht zu vernehmen, dass der Prof nirgends auffindbar und weder auf dem Festnetz noch auf seinem Handy zu errreichen sei.

Auf der Rückfahrt strömten dann an einer Station plötzlich 18 Leute in den Zug, die aussahen wie tibetanische Mönche. Ein absolut surrealistisches Bild. Ok, sie hatten keine Kutten an sondern meist weite Sweatshirts, aber diejenigen, die keine Mütze trugen, hatten einen kahl rasierten Kopf und auch sonst stimmte die Optik genau, insbesondere auch, dass alle Altersstufen vertreten waren. Nur dass auch zwei Frauen dabei waren. Ob ich mir die Namensrechte an „18 Mönche” schützen lassen sollte? Klingt doch irgendwie nach was.

Aber ein echter Trost für die unnütze Rundfahrt war das auch nicht, deswegen hab ich mir einmal Kino geschenkt. Ist Vormittags auch billiger. Es ging in Lord of War, den neuen Film mit Nicolas Cage. Er spielt da einen schleimigen, verlogenen und manipulativen Waffenhändler namens Yuri Orlov und ist ziemlich gut gecastet. Nein, ich kann Nicolas Cage nicht besonders gut haben. Seine Gegenspieler sind ein anderer Waffenhändler (mit Stil), der von Ian „Bilbo” Holm gespielt wird und Ethan Hawkes als der Polizist, der Orlov jagt (auch mit Stil).

Und was soll ich sagen, ich find's eine tolle Idee, sich eines solchen Themas anzunehmen und dafür, dass man daraus eigentlich keinen Film machen kann, ist er super geworden, aber... als Film an sich fand ich ihn nicht überragend. Er hat mich nicht begeistert, er hat mich einigermaßen unterhalten, ja. Das Hauptmotiv ist in meinen Augen, zu zeigen, wie Orlovs Persönlichkeit funktioniert: Er liebt seine Frau und seinen Sohn, ist überhaupt ein ziemlicher Familienmensch, ist völlig fertig, nachdem er gezwungen wird, seinen ersten Menschen zu töten, findet immer neue Ausreden, warum es gut ist, was er da tut und im Endeffekt macht er es nicht für das Geld sondern für die Selbstbestätigung. Nie aber lässt er an sich heran, was er da eigentlich tut. Aber ich finde das alles nicht schlüssig und auch irgendwie nicht so wirklich interessant. Und schließlich fand ich eben die beiden Gegenspieler des Antihelden irgendwie charismatisch, selbst den anderen skrupellosen Waffenhändler, Cage aber nicht. Deswegen hätte ich gerne etwas mehr zwischen diesen Personen gesehen, nicht so sehr die ewigen Lügen von Orlov gegenüber seiner Frau oder seinen Umgang mit Diktatoren.

Alle Kritiken, die ich bisher gelesen habe, sprachen in den höchsten Tönen von diesem Film, ich bin ziemlich allein mit meiner Position, also lasst euch nicht abschrecken davon (sobald ihr die Gelegenheit dazu habt, der Film erscheint in Deutschland einen guten Monat später als hier). Und vielleicht gefällt er euch ja auch. Vielleicht interessiert euch das Thema mehr oder ihr mögt Nicolas Cage lieber oder findet die Persönlichkeit seiner Figur faszinierend. Oder einfach auch nur die Geschichte mitreißend. Bei mir war alles das nicht der Fall.

Nachtrag: Nur um Missverständnissen vorzubeugen: Es gibt durchaus ne Menge Filme mit Nicolas Cage, die ich sehr toll finde. Der Mann hat halt ne Tendenz dazu, so zu gucken wie Jesus am Kreuz und das kann ich nich anne Waffel. Aber bei einem guten Drehbuch hätte das auch nicht so gestört, der Film hat mich definitiv an mehreren Stellen enttäuscht.