Sarkozy und die Kulturflatrate
Der französische Lokalsauron Nicolas Sarkozy sprang mir heute von der Sitzbank des RERs entgegen. „Sarkozy will die ‚licence globale‘ aufheben” stand da. Licence globale ist dabei der Name für die „geplante” Kulturflatrate. Es war ja schon zu erwarten, dass diese Pläne in der Form keinen Bestand haben werden und vor allem hat leider hat der parlamentarische Unfall neulich alleine noch keinen wirklich Einfluss, zumindest keinen guten (s.u.). Es braucht nämlich laut Libération insgesamt sechs bis sieben Gesetzesänderungen, um die licence globale auf den Weg zu bringen. Und so richtig dran glauben tut wohl niemand hier (ich hatte grade eine längere Diskussion im IRC darüber, wo höchstens Zweckoptimismus zum Vorschein kam). Zumal so ein Unfall im Parlament durch massiv fehlende Abgeordneter wohl kaum ein zweites Mal zu diesem Thema passieren wird. Die einzige Hoffnung ist, dass durch das verabschiedete Gesetz trotzdem Tatsachen geschaffen wurden und so nicht einfach eine Rückkehr zum status quo erfolgen kann. Die Kulturflatrate ist jetzt nicht länger die Idee einiger idealistischer, weltfremder Spinner sondern gesetzliche Realität in einem der wichtigsten Länder Europas – wenn auch eben nur unvollendet. Und sie ist Thema! Wo vorher offensichtliches Desinteresse an der Thematik bestand und der übermächtige Einfluss der Content-Lobby alleinig bestimmend schien, muss jetzt argumentiert werden.
Wenn auch leider nicht sehr sachlich. Sarkozy selbst sagt, sie sei undurchführbar, weil sie die Verluste der Plattenindustrie nicht ausgleichen könne (soll sie das?) und spricht von einem „dritten Weg”, der die Interessen der Künstler und die der Internetnutzer unter einen Hut bringen soll. Wie der allerdings genau aussieht, will er sich noch überlegen. Nur sieht es ja gar nicht danach aus, als würden sich die Interessen der angesprochenen beiden Gruppen groß unterscheiden. Es sind mehr die der Musikhörer und die der Plattenindustrie. Dass denen die Abschaffung der Platten nicht schmeckt, liegt in der Natur der Sache. Zumal sie es verpasst haben, rechtzeitig umzuschwenken. Jetzt stehen sie vor dem Scherbenhaufen ihrer Branche und versuchen mit unwürdigsten Mitteln, ihr antiquiertes Geschäftsmodell zu retten.
Dumm übrigens an der halbfertigen Ausführung der Kulturflatrate ist, dass bisher nur der einfachste Schritt durchgesetzt wurde: Die Legalisierung des Dateientauschs. Ohne Gesetze zur Vergütung der Künstler kann das natürlich niemand wollen. Ich hoffe, dass das der Grund ist, warum die Vereinigung unabhängiger Produzenten (SPI) so schlecht über die licence globale redet. Obwohl, wenn ich mir die Aussagen im Figaro so angucke, dann ist der Bericht entweder schlecht oder die Leute haben's wirklich nicht verstanden. So sagt Marie Masmonteil, der Präsident der SPI: „Die Lizenz als rechtmäßig anzuerkennen, würde darauf hinauslaufen, den Wert des Kinos an sich [...] zu leugnen.” Nein! Ein solches Lizenzmodell einzuführen, würde bedeuten, Kultur als Gut anzuerkennen, das wesentlich zum Lebensstandard eines jeden gehört und das man aus diesem Grund möglichst vielen Menschen zur freien Verfügung stellen möchte. Ohne natürlich, dass die Kulturschaffenden dabei ohne Vergütung bleiben. Eine Kopplung von Kultur an die Finanzkraft der Interessierten ist im Gegenteil in meinen Augen eine Herabstufung (abgesehen von einer enormen Ungerechtigkeit), denn es bedeutet eine Degradierung der Gedanken hinter den Werken zu bloßer Ware. Allein beim Wort „geistiges Eigentum” dreht sich mir nämlich der Magen um.
Und mal ganz davon abgesehen: Wer glaubt denn, dass dann weniger Leute ins Kino gehen? Ich geh doch nicht ins Kino, weil der Film da etwas früher läuft als im Fernsehen. Wenn das der einzige Mehrwert wäre, wäre das Kino schon längst tot.
Nun ja, es wird jetzt am 7. und 8. Februar eine neue Debatte geben und manche sehen dann bereits wieder den Tod von Peer-to-Peer in Frankreich dämmern, wie er im Dezember drohte (und sich dann ja so scheinbar glücklich ins Gegenteil verkehrt hat). Dann wäre er aus, der Traum.
Nachtrag zum Bild: Nur damit nicht der Eindruck entsteht, ich wolle mich mit fremden Federn schmücken. Die Idee zu dem Bild ist wohlgemerkt billig kopiert (no pun intended) und alt noch dazu. Aber der Sauron-Vergleich sprang mir so in den Kopf da und da bot es sich eben unwiderstehlich an, dieses alte Bildbillig zu kopieren zu adaptieren.
Wenn auch leider nicht sehr sachlich. Sarkozy selbst sagt, sie sei undurchführbar, weil sie die Verluste der Plattenindustrie nicht ausgleichen könne (soll sie das?) und spricht von einem „dritten Weg”, der die Interessen der Künstler und die der Internetnutzer unter einen Hut bringen soll. Wie der allerdings genau aussieht, will er sich noch überlegen. Nur sieht es ja gar nicht danach aus, als würden sich die Interessen der angesprochenen beiden Gruppen groß unterscheiden. Es sind mehr die der Musikhörer und die der Plattenindustrie. Dass denen die Abschaffung der Platten nicht schmeckt, liegt in der Natur der Sache. Zumal sie es verpasst haben, rechtzeitig umzuschwenken. Jetzt stehen sie vor dem Scherbenhaufen ihrer Branche und versuchen mit unwürdigsten Mitteln, ihr antiquiertes Geschäftsmodell zu retten.
Dumm übrigens an der halbfertigen Ausführung der Kulturflatrate ist, dass bisher nur der einfachste Schritt durchgesetzt wurde: Die Legalisierung des Dateientauschs. Ohne Gesetze zur Vergütung der Künstler kann das natürlich niemand wollen. Ich hoffe, dass das der Grund ist, warum die Vereinigung unabhängiger Produzenten (SPI) so schlecht über die licence globale redet. Obwohl, wenn ich mir die Aussagen im Figaro so angucke, dann ist der Bericht entweder schlecht oder die Leute haben's wirklich nicht verstanden. So sagt Marie Masmonteil, der Präsident der SPI: „Die Lizenz als rechtmäßig anzuerkennen, würde darauf hinauslaufen, den Wert des Kinos an sich [...] zu leugnen.” Nein! Ein solches Lizenzmodell einzuführen, würde bedeuten, Kultur als Gut anzuerkennen, das wesentlich zum Lebensstandard eines jeden gehört und das man aus diesem Grund möglichst vielen Menschen zur freien Verfügung stellen möchte. Ohne natürlich, dass die Kulturschaffenden dabei ohne Vergütung bleiben. Eine Kopplung von Kultur an die Finanzkraft der Interessierten ist im Gegenteil in meinen Augen eine Herabstufung (abgesehen von einer enormen Ungerechtigkeit), denn es bedeutet eine Degradierung der Gedanken hinter den Werken zu bloßer Ware. Allein beim Wort „geistiges Eigentum” dreht sich mir nämlich der Magen um.
Und mal ganz davon abgesehen: Wer glaubt denn, dass dann weniger Leute ins Kino gehen? Ich geh doch nicht ins Kino, weil der Film da etwas früher läuft als im Fernsehen. Wenn das der einzige Mehrwert wäre, wäre das Kino schon längst tot.
Nun ja, es wird jetzt am 7. und 8. Februar eine neue Debatte geben und manche sehen dann bereits wieder den Tod von Peer-to-Peer in Frankreich dämmern, wie er im Dezember drohte (und sich dann ja so scheinbar glücklich ins Gegenteil verkehrt hat). Dann wäre er aus, der Traum.
Nachtrag zum Bild: Nur damit nicht der Eindruck entsteht, ich wolle mich mit fremden Federn schmücken. Die Idee zu dem Bild ist wohlgemerkt billig kopiert (no pun intended) und alt noch dazu. Aber der Sauron-Vergleich sprang mir so in den Kopf da und da bot es sich eben unwiderstehlich an, dieses alte Bild
2 Comments:
Hallo,
> Und mal ganz davon abgesehen: Wer glaubt denn,
> dass dann weniger Leute ins Kino gehen? Ich geh
> doch nicht ins Kino, weil der Film da etwas früher
> läuft als im Fernsehen. Wenn das der einzige
> Mehrwert wäre, wäre das Kino schon längst tot.
ich weiss ja nicht, ob du die letzte Kinostatistik und
die Reaktionen der Multiplexbranche mitbekommen
hast, aber die Multiplexer hatten die grandiose
Erkenntnis, dass das Kino bald tot sein wird, wenn
der einzige Mehrwert das fruehere Laufen ist.
Der Plan ist nun, eine eigene Kinoatmosphaere zu
schaffen. Kino als Kulturerlebnis. Haettest du denen mal frueher sagen sollen.
Schoenen Gruss, Steve
By Anonym, at 14/1/06 15:13
*lol* Na immerhin ziehen sie die richtigen Schlüsse aus den Ergebnissen. Und beschränken sich nicht aufs Jammern, dass man die bösen Filesharer hinter Gittern bringen muss, denn wenn es die nicht gäbe würden die Leute ja noch ins Kino gehen, weil's da früher läuft.
Solange ich noch 20 Euro für ne CD ausgeben kann und dann noch nicht einmal die Songtexte dabei sind, frage ich mich wirklich, was bei den Zuständigen im Kopf schief läuft. Aber dann Webseiten das Leben schwer machen, die Songtexte umsonst anbieten. Da packst du dir doch nur noch annen Kopp!
By mudd1, at 14/1/06 15:25
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