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Frog Blog

27.5.06, 19:22 Uhr

As only celluloid can deliver

V ist der verschwommene Mann mit der albernen Maske, Evey die scharfe Frau im Hintergrund.Nach Marie-Antoinette jetzt gleich noch eine Filmkritik und wieder mit einer hübschen Hauptdarstellerin, allerdings liegt dieser Kinobesuch schon länger zurück. In Marie-Antoinette könnt ihr noch nicht gehen, in V for Vendetta wahrscheinlich nicht mehr. Tja, sorry.

Wenn man mich bezüglich der beiden Hauptdarstellerinnen fragte, welche mir besser gefällt, müsste ich nicht lange überlegen. So charmant Kirsten Dunst ist, Natalie Portman ist einfach meine persönliche Nummer 1 (und das schließt schauspielerische Aspekte – man soll es nicht glauben – ganz deutlich mit ein!), noch weit vor Kate Hudson. Aber dass ein Film nicht nur von einer Hauptdarstellerin leben kann, musste ich in der pseudophilosophischen Zumutung The New World schon erfahren (Und als ich später erfahren habe, dass die Protagonistin auch noch in einem Neoterophilie nahelegenden Alter war, hat es das nicht wirklich besser gemacht. Wobei ich nicht finde, dass man ihr das angesehen hat.).

Aber was sprach noch für den Film außer der Hauptdarstellerin? Nunja, es war einfach ein hervorragend gemachter Film. Mit all der Liebe zum Detail, die meiner Ansicht nach wesentlich ist. Ich war erst sehr skeptisch, weil ich eigentlich kein Fan von Typen in albernen Masken bin, aber das Spiel von Hugo „Welcome to Rivendell, Mr. Anderson” Weaving lässt einen schnell vergessen, dass er überhaupt eine Maske trägt. Ich habe schon viele Bedenken gehört, ob das in der deutschen Version so rüberkommt, aber noch von keinem direkten Vergleich.

Vielleicht sollte ich bei dem seltsamen Gerede von Masken kurz erklären, worum es überhaupt geht: Das Großbritannien der Zukunft befindet sich unter einem furchtbaren Regime und ein Mann, der sich selbst als Nachfolger von Guy Fawkes sieht, sich V nennt und eben die besagte Maske trägt, bombt das Land zurück in die Demokratie. Dabei rennt ihm eine Frau namens Evey über den Weg und diesem Namen (E-V) kann V nicht widerstehen. Er packt sie ein und sie leben glücklich zusammen in einem geheimen Kellergewölbe bis dass der Tod sie scheidet. Interessante Nebencharaktere waren auch vertreten. So viel in aller Kürze. Weiter mit den Vorzügen des Films.

Bumm! V schmeißt seit vielen Jahren wieder seinen ersten Turm um.Da wären zuerst die Bilder zu nennen, die einfach von überragender Schönheit sind. Dass sie dabei wie so vieles im Film auch von epochaler Übertriebenheit sind, entschuldigt V im Namen des Film auf sehr selbstironische Weise: Über Vs Lieblingsfilm fragt Evey ihn: „Does it have a happy ending?” Die Antwort ist nicht umsonst die Überschrift dieses Artikels: „As only celluloid can deliver.” Vieles in diesem Film gibt es wohl nur auf Zelluloid, aber dafür liebt man es ja. Umso mehr, als es hier als Waffe gegen tatsächliche Entwicklungen und politische Strömungen eingesetzt wird und voller Seitenhiebe steckt. Am gewichtigsten hier die Tatsache, dass in einer Zeit, wo Terror unablässig als die universale Bedrohung dargestellt wird und damit die ebenso universale Entschuldigung darstellt, die Rechtfertigung von Terror und Gewalt in diesem Film – so strittig diese Frage sein mag – einfach so erfrischend anders ist.

Allerdings ist hier auch gleich mein größter Kritikpunkt am Film: So sehr er tatsächliche Verhältnisse angreift, man muss sich im Grunde schon dieser Missstände bewusst sein, um die Angriffe darauf zu bemerken. Das liegt daran, dass diese feinen Hiebe untergehen in einem Meer aus Horrorszenario, das meiner Ansicht nach völlig unrealistisch ist.

Der Schreckensherrscher redet sich warm. Alle Ähnlichkeiten mit tatsächlich in der Weltgeschichte existierenden Diktatoren sind rein zufällig.Eine unglaubliche Verkettung von unglücklichen Zufällen hat diesen Diktator an die Macht gebracht, dessen große Vorbilder im Leben Adolf Hitler und der Große Bruder gewesen zu sein scheinen. Und genau das ist unrealistisch, es braucht schon so eine aberwitzig unwahrscheinliche Verkettung von Zufällen, damit sich Geschichte so platt wiederholt. Die wahre Gefahr liegt doch in den Entwicklungen, die nicht eines jeden Alarmglocken anspringen lassen. Ich will nicht sagen, dass ein zweiter Hitler unmöglich sei und der Zulauf der NPD ist sicher völlig unabhängig davon ein Problem, aber Hitler II. muss unsere Hauptsorge nicht sein, dazu gibt es viel zu akute und reelle Gefahren. Diese aufzuzeigen würde etwas den Rahmen dieses Artikels sprengen, aber ich habe ja in der Vergangenheit schon einiges angedeutet und sicher werde ich das auch in Zukunft noch tun. Aber kurz: Es sind viele Szenarien der Zersetzung der Demokratie denkbar und im schleichendsten davon stecken wir längst drin. Aber jetzt Schreckgespenster mit Seitenscheitel an die Wand zu malen, lenkt nur von diesen anderen Szenarien ab, die alle wahrscheinlicher sind als Mr. „Äch bin wieder da!”

Und nicht nur sind sie wahrscheinlicher, sie sind sogar schlimmer! Ein Tyrann, der sein Volk unterjocht, ist ein angenehm böses Feindbild wie aus dem Bilderbuch. Dagegen eine solch hübsch romantische Revolution anzuzetteln ist geradezu ein Kinderspiel im Vergleich zu einem im Kern fauligen System, das aber von allen als das beste aller möglichen akzeptiert wird. Wer hiergegen vorgeht ist eben nicht nur für die Regierung ein Terrorist sondern auch für die Bevölkerung. Kein Mensch wird mehr so blöd sein zu sagen: „Ich bin der Herrscher, ihr seid die Beherrschten. Ich scheiß auf euch, aber ich hab die Armee und ihr keine Chance.” So blöd war ja nichtmal Hitler. Die gefährlichsten Bösen sind die, die erfolgreich die Massen überzeugen können, dass sie die Guten sind. Da es den Leuten trotzdem schlecht geht, muss irgendwer der Sündenbock sein und wer wäre da geeigneter als die Leute, die gegen die Regierung opponieren? In so einem System wäre Vs wundervoller Plan leider kein bisschen zu gebrauchen gewesen.

Und das war dann Celluloid-only-Inhalt, der mir nicht so gefiel. Auch übertrieben wurde dieser Zelluloid-Aspekt in einer ganz seltsamen Schicksalsmystik, von der ich nicht erkennen konnte, das sie zum Funktionieren des Films in irgend einer Form notwendig war.

Aber von diesen Kritikpunkten unabhängig, hat mir der Film sehr gut gefallen und ihr solltet unbedingt versuchen, ihn noch auf einer großen Leinwand zu Gesicht zu bekommen.

4 Comments:

  • Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

    By Blogger DaRockwilda, at 14/6/06 12:03  

  • Hallo mudd1,

    interessanter Artikel. Ich bin noch gar nicht auf die Idee gekommen, den Satz den du als Überschrift verwendest, zu analysieren.

    In diesem Kommentarstrang gibt es gerade eine kleine Diskussion über deinen Artikel:

    http://politblog.net/krieg-terrorismus/die-uss-liberty.htm

    Und hier ist mein Artikel zum FIlm, falls du eine andere Interpretation lesen willst:

    http://imstilljennyfromthe.blogspot.com/2006/03/v-for-vendetta.html

    By Blogger DaRockwilda, at 14/6/06 12:06  

  • Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

    By Blogger DaRockwilda, at 14/6/06 12:11  

  • Mannmann du denkst bestimmt ich bin der größte Trottel, hab die Hyperlinkcodes falsch gemacht, jetzt nochmal:


    Die Diskussion

    Der Artikel

    By Blogger DaRockwilda, at 14/6/06 12:13  

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