Mein erster Besuch – Ihr letzter Tag
Für den letzten Tag stand das Programm fest: Alles, was noch fehlt. Also vor allem Champs Élysées inklusive Arc de Triomphe und Montmartre. Das mit den Champs Élysées war gutes Timing, denn es war der 8. Mai, der Tag des Kriegsendes und da ist in Frankreich nicht nur ein Feiertag, der Präsident legt auch am Grab des unbekannten Soldaten einen Kranz nieder und bei der Gelegenheit marschiert allerhand Militär durch die Gegend.
Von der ganz großen Parade haben wir nur noch die Überreste auf den Champs Élysées gesehen, aber nachdem wir ein bisschen am Straßenrand gestanden haben, kam erst eine Terroranschlag-bitte-hier-verüben-Kolonne aus Dutzenden von Motorrädern um ein oder zwei Autos herum die Straße herunter und danach auch noch ein paar Garde-oder-so-Leute und Kapellen. Die haben aber gar nicht so schief gespielt, wie Spielmannszüge es sonst zu tun pflegen.
Das mit dem Stehen am Straßenrand war auch so ne Sache. Oben kam man nämlich gar nicht an die ohnehin mit Gittern geschütze Straße ran, ohne seine Taschen durchwühlen zu lassen. Weiter unten kam man dann aber einfach so direkt an die Gitter... muss ich nicht verstehen. Aber so oder so wollte man sich wohl nicht immer auf den tatkräftigen Einsatz des Publikums verlassen, sodass man auf den Dächern der umliegenden Häusern dunkel gekleidete Leute herumspazieren sah.
Wir hatten dann irgendwann genug Marschierende gesehen und hatten ja vor allem auch keine Zeit und sind deshalb weiter Richtung Place de la Concorde. Allerdings waren die Marschierenden erstaunlich schnell, sodass wir doch noch des Ende des Zuges gesehen haben. Dazu haben die allerlei komische Dinge getan, immer aber gleichzeitig und am Ende haben sie sogar gesungen. Das fand ich dann sogar ziemlich cool. (Kleines, wie üblich mieses Video davon. Ungeschnitten, war zu faul.)
Am Ende der Champs Élysée standen noch ein paar Kühe, wir sind dann weiter an der Madeleine vorbei, am berühmten Konzertsaal Olympia und ein paar Seifenblasen zur alten Oper. Da stand dann noch ein großer Haufen Kühe, unter anderem meine bisherige Lieblingskuh. In die Oper sind wir noch kurz rein, dann in die Galeries Lafayette um die Kuppel zu sehen.
Dann sind wir in die Métro gestiegen, um es noch auf den Montmartre zu schaffen. In der Métro fiel mir ein, dass ich für die für den Abend vorgesehene Tartiflette (Wo ihr den Namen schonmal gehört habt? Hier!) dringend benötigte Crème fraîche vergessen hatte beim Einkaufen. Und das fällt mir am Feiertag ein! Zum Glück wusste ich noch, dass man beim Aufstieg auf den Hügel einen gemeinhin Araber genannten Laden passiert, der demnach wohl auch am Feiertag auf haben würde.
Außerdem in der Métro fiel uns eine lustige Zeitung auf, die, wie ich dann merkte, in meiner Lieblingsschrift verfasst war. Die Schrift heißt Tamil, kommt von Sri Lanka und war mir bisher nur aus dem Stöbern im Unicode-Zeichensatz bekannt. Das Bild links ist wohl ein I. Aber schon verrückt, an dem Tag haben wir in der Métro gleich zwei Leute gesehen, die diese Schrift gelesen haben. Wenn, dann richtig irgendwie.
Jedenfalls stellte sich am Montmartre angekommen heraus, dass es den Laden tatsächlich gab, aber dass der Araber eine Chinesin war. Der Dialog war folgendermaßen: „Guten Tag, ich bräuchte Crème fraîche, haben Sie die da?” „... Crème was?” „Ähm... *Crème* *fraîche*!” „Hmm... nein. Sowas haben wir nicht.” „Das ist ja schade. Könnten Sie mir dann vielleicht sagen, wo ich das in der Gegend hier bekommen kann?” „Nein, kenne das nicht, von dem Sie da reden.” Okaaayyy... ich hab mich dann etwas paralysiert bedankt und mich auf die Suche nach einem weiteren Laden gemacht. Den habe ich auch nicht viel weiter in der Straße gefunden und dem Aussehen nach waren das dann auch echte Araber. Diesmal hab ich ganz vorsichtig gefragt, quasi ob es denn vielleicht eventuell einen landläufig „Crème fraîche” genannten Artikel in ihrem Geschäft gäbe. Die Frau hat mich angeguckt, als wollte ich sie verarschen ;)
Ich hab dann zwei verdammte Euro für einen immerhin noch haltbaren kleinen Pott Crème fraîche bezahlt und wir konnten beruhigt weiter Montmartre in Angriff nehmen. Wir haben uns durch die schönen Gassen des Viertels geschlagen, um dann bei Sacré-Cœur anzukommen. Da haben wir auf den Stufen zum dritten und letzten Mal Baguette mit Brie gegessen und uns dabei von einem unfreiwilligen Britney-Spears-Imitator beschallen lassen. Dann sind wir in den Riesentempel rein, wo zwei Leute dafür bezahlt wurden, Leute anzuscheißen, die Fotos machen wollen. Und sei es mit einem Fotohandy. Der Reiseführer hat sich dafür gerächt, indem er die Kirche unter „kunsthistorisch nicht wertvoll” verbuchte, das große mittelalterlich anmutende Jesusmosaik inklusive. Sodann war noch ein Abstecher zum Place du Tertre obligatorisch. Das ist da, wo die ganzen Maler ihre Stände haben. Die ersten umschwärmen einen schon, wenn man nur in die Richtung geht und sind hartnäckiger als die meisten Schnorrer, wenn sie versuchen, einem ein Portrait aufzuschwatzen. Ätzend. Auf dem Platz selbst waren dann aber zu meiner großen Überraschung ein paar ganz hübsche Bilder vertreten. Wir haben uns aber nur einmal durchs Gedränge geschlagen und sind dann wieder durch die Gassen zurück nach unten. Hätten wir noch Zeit gehabt, hätte ich gerne noch La Défense abgehakt, aber wir waren so schon knapp dran. En passant aber sozusagen haben wir noch am Porte d'Orléans eine Miniaturmilitärparade gesehen, ein Veteranentreffen mit Kranz am Denkmal des Général Leclerc, während wir auf den Bus gewartet haben.
Zuhause haben wir dann wie vorgesehen Tartiflette gemacht, die unglaublich lecker war und das, obwohl ich das Rezept noch nie ausprobiert hatte (und den Speck durch Schinken ersetzt habe). Meine Oma, die, wenn ich mit Dani koche, ihr immer alle Lorbeeren zuschiebt und mir schon misstrauisch über die Schulter guckt, wenn ich nur ein Spiegelei brate, hat mir diesmal gesagt, ich könne ja ein Restaurant aufmachen, wenn das mit dem Studium nicht klappt. Das fand ich natürlich toll zu hören, ein gesundes Mittelmaß hätte es aber auch getan, zumal das Rezept nicht wirklich schwer ist.
Dann ging es wieder zurück nach Paris, zum Gare du Nord, wo ich mich von Angelika und Holger trennen musste. Ich fand es ein sehr schönes Wochenende, nur eben unnötig kurz und deshalb vielleicht stressiger als es wünschenswert gewesen wäre ;)
Von der ganz großen Parade haben wir nur noch die Überreste auf den Champs Élysées gesehen, aber nachdem wir ein bisschen am Straßenrand gestanden haben, kam erst eine Terroranschlag-
Das mit dem Stehen am Straßenrand war auch so ne Sache. Oben kam man nämlich gar nicht an die ohnehin mit Gittern geschütze Straße ran, ohne seine Taschen durchwühlen zu lassen. Weiter unten kam man dann aber einfach so direkt an die Gitter... muss ich nicht verstehen. Aber so oder so wollte man sich wohl nicht immer auf den tatkräftigen Einsatz des Publikums verlassen, sodass man auf den Dächern der umliegenden Häusern dunkel gekleidete Leute herumspazieren sah.
Wir hatten dann irgendwann genug Marschierende gesehen und hatten ja vor allem auch keine Zeit und sind deshalb weiter Richtung Place de la Concorde. Allerdings waren die Marschierenden erstaunlich schnell, sodass wir doch noch des Ende des Zuges gesehen haben. Dazu haben die allerlei komische Dinge getan, immer aber gleichzeitig und am Ende haben sie sogar gesungen. Das fand ich dann sogar ziemlich cool. (Kleines, wie üblich mieses Video davon. Ungeschnitten, war zu faul.)
Am Ende der Champs Élysée standen noch ein paar Kühe, wir sind dann weiter an der Madeleine vorbei, am berühmten Konzertsaal Olympia und ein paar Seifenblasen zur alten Oper. Da stand dann noch ein großer Haufen Kühe, unter anderem meine bisherige Lieblingskuh. In die Oper sind wir noch kurz rein, dann in die Galeries Lafayette um die Kuppel zu sehen.
Dann sind wir in die Métro gestiegen, um es noch auf den Montmartre zu schaffen. In der Métro fiel mir ein, dass ich für die für den Abend vorgesehene Tartiflette (Wo ihr den Namen schonmal gehört habt? Hier!) dringend benötigte Crème fraîche vergessen hatte beim Einkaufen. Und das fällt mir am Feiertag ein! Zum Glück wusste ich noch, dass man beim Aufstieg auf den Hügel einen gemeinhin Araber genannten Laden passiert, der demnach wohl auch am Feiertag auf haben würde.
Außerdem in der Métro fiel uns eine lustige Zeitung auf, die, wie ich dann merkte, in meiner Lieblingsschrift verfasst war. Die Schrift heißt Tamil, kommt von Sri Lanka und war mir bisher nur aus dem Stöbern im Unicode-Zeichensatz bekannt. Das Bild links ist wohl ein I. Aber schon verrückt, an dem Tag haben wir in der Métro gleich zwei Leute gesehen, die diese Schrift gelesen haben. Wenn, dann richtig irgendwie.
Jedenfalls stellte sich am Montmartre angekommen heraus, dass es den Laden tatsächlich gab, aber dass der Araber eine Chinesin war. Der Dialog war folgendermaßen: „Guten Tag, ich bräuchte Crème fraîche, haben Sie die da?” „... Crème was?” „Ähm... *Crème* *fraîche*!” „Hmm... nein. Sowas haben wir nicht.” „Das ist ja schade. Könnten Sie mir dann vielleicht sagen, wo ich das in der Gegend hier bekommen kann?” „Nein, kenne das nicht, von dem Sie da reden.” Okaaayyy... ich hab mich dann etwas paralysiert bedankt und mich auf die Suche nach einem weiteren Laden gemacht. Den habe ich auch nicht viel weiter in der Straße gefunden und dem Aussehen nach waren das dann auch echte Araber. Diesmal hab ich ganz vorsichtig gefragt, quasi ob es denn vielleicht eventuell einen landläufig „Crème fraîche” genannten Artikel in ihrem Geschäft gäbe. Die Frau hat mich angeguckt, als wollte ich sie verarschen ;)
Ich hab dann zwei verdammte Euro für einen immerhin noch haltbaren kleinen Pott Crème fraîche bezahlt und wir konnten beruhigt weiter Montmartre in Angriff nehmen. Wir haben uns durch die schönen Gassen des Viertels geschlagen, um dann bei Sacré-Cœur anzukommen. Da haben wir auf den Stufen zum dritten und letzten Mal Baguette mit Brie gegessen und uns dabei von einem unfreiwilligen Britney-Spears-Imitator beschallen lassen. Dann sind wir in den Riesentempel rein, wo zwei Leute dafür bezahlt wurden, Leute anzuscheißen, die Fotos machen wollen. Und sei es mit einem Fotohandy. Der Reiseführer hat sich dafür gerächt, indem er die Kirche unter „kunsthistorisch nicht wertvoll” verbuchte, das große mittelalterlich anmutende Jesusmosaik inklusive. Sodann war noch ein Abstecher zum Place du Tertre obligatorisch. Das ist da, wo die ganzen Maler ihre Stände haben. Die ersten umschwärmen einen schon, wenn man nur in die Richtung geht und sind hartnäckiger als die meisten Schnorrer, wenn sie versuchen, einem ein Portrait aufzuschwatzen. Ätzend. Auf dem Platz selbst waren dann aber zu meiner großen Überraschung ein paar ganz hübsche Bilder vertreten. Wir haben uns aber nur einmal durchs Gedränge geschlagen und sind dann wieder durch die Gassen zurück nach unten. Hätten wir noch Zeit gehabt, hätte ich gerne noch La Défense abgehakt, aber wir waren so schon knapp dran. En passant aber sozusagen haben wir noch am Porte d'Orléans eine Miniaturmilitärparade gesehen, ein Veteranentreffen mit Kranz am Denkmal des Général Leclerc, während wir auf den Bus gewartet haben.
Zuhause haben wir dann wie vorgesehen Tartiflette gemacht, die unglaublich lecker war und das, obwohl ich das Rezept noch nie ausprobiert hatte (und den Speck durch Schinken ersetzt habe). Meine Oma, die, wenn ich mit Dani koche, ihr immer alle Lorbeeren zuschiebt und mir schon misstrauisch über die Schulter guckt, wenn ich nur ein Spiegelei brate, hat mir diesmal gesagt, ich könne ja ein Restaurant aufmachen, wenn das mit dem Studium nicht klappt. Das fand ich natürlich toll zu hören, ein gesundes Mittelmaß hätte es aber auch getan, zumal das Rezept nicht wirklich schwer ist.
Dann ging es wieder zurück nach Paris, zum Gare du Nord, wo ich mich von Angelika und Holger trennen musste. Ich fand es ein sehr schönes Wochenende, nur eben unnötig kurz und deshalb vielleicht stressiger als es wünschenswert gewesen wäre ;)
3 Comments:
Hehe, nein, ich wurde noch nie en passant geschlagen, weder in Frankreich noch sonstwo. Das wär bei den Militärs, die ich passiert habe, aber auch gemein gewesen. Passierte Tomaten hingegen haben schon gemeine Anschläge auf weiße Hemden verübt. Dabei wären weiße Westen die besser Opfer. Aber das passiert ja meist nicht.
Hach, vermisst noch jemand außer mir die drei Typen mit den Sonnenbrillen und den dunklen Anzügen aus Samstag Nacht?
By mudd1, at 18/5/06 20:19
Was die schwarzen Herren auf den Dächern angeht, so sind die im Normalfall harmlos, solange sie da einfach rumstehen. Das sind dann eher Beobachter oder irgendwelche Koordinationsmenschen. Aber wenn die Frankreich ähnliche Sicherheitsvorkehrungen haben, wie in Deutschland, dann sind da sicher auch noch einige schwarze Herren auf den Dächern gewesen, die sich das nicht durch ein Fernglas, sondern durch ein Zielfernrohr angesehen haben. Die wichtigkeit von Staatschefs oder Politikern kann man auch sehr gut daran erkennen, wie Gullideckel behandelt werden: ignorieren, einfaches absuchen, mehrfaches absuchen, versiegeln, verschweißen...
Also, als männlicher, unverheirateter, technisch orientierter Studi solltest du bei sowas aufpassen. Das kann schnell blöd enden...
By Anonym, at 22/5/06 23:14
Ok, gut zu wissen. Ich achte dann demnächst auf Gullideckel und aufblitzende Zielfernrohre.
By mudd1, at 26/5/06 23:08
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