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Frog Blog

15.10.06, 14:06 Uhr

Dynamik und Wettbewerb durch Fördergelder

Die ehrwürdigen Hallen einer Hochschule. Lieblingsbeschäftigung hier oft: Bürokratie.
Bild von extranoise, unter Creative Commons
Wie viele Stunden konnte deutsches Universitätspersonal eigentlich nicht forschen, weil es an ausgefeilten Anträgen für Exzellenzcluster schrieb? Nur so ein Gedanke. Denn ich war nicht da, als daran gearbeitet wurde, aber was alleine schon an spürbarer Belastung für die Fakultät anstand, als die neuen Studiengänge akkreditiert werden sollten und dafür ein dicker Antrag geschrieben werden musste... Und mit einem so schlampig zusammengeklatschten Antrag kann man ja (hoffentlich) bei den Exzellenzgeldern nichts reißen. Nun, unsere Fakultät hätte sich die Arbeit sparen können, aber das weiß man ja vorher nicht. Und wir haben in Deutschland eine Menge Universitäten, von denen sicher sehr viele etwas von dem Kuchen abhaben wollten.

Hingegen kann ich mir nicht vorstellen, wie genau das mit der Dynamik aussehen soll, von der der DFG-Präsident hier spricht. Hat irgendwer mehr oder gar besser geforscht, damit er die Fördergelder kriegt? Wie auch, sowas geht ja nicht von heute auf morgen. Was man für so einen Antrag machen kann, ist schönreden und Fassade polieren. Und dafür halt Zeit verpulvern, die man besser unelitär in seine Forschung investiert hätte.

Nachtrag 17. Oktober: Interessant von Holger in seinem Kommentar zu hören, dass es tatsächlich der erwartete Kraftakt für die Unis war. Jetzt blieb für mich noch die Frage, wie Ernst-Ludwig Winnacker als DFG-Präsident die Aktion so hoch loben konnte, wo er doch im Gegensatz zur Politik wissen sollte, wie das mit dem Forschen oder eben Nichtforschen, weil man gerade Anträge schreibt, funktioniert. Wollte mich also informieren, was der Mann eigentlich so macht, ob der überhaupt Prof ist irgendwo und... ja, in der Tat, er ist C4-Prof... an der Uni München!

Ich hatte in der Presse gelesen, dass die Entscheidungen im Verdacht stehen durch Seilschaften innerhalb der DFG beeinflusst worden zu sein. Dass ein so bescheidenes Tauwerk schon auszureichen scheint, war mir allerdings nicht klar. Von München nach München ist es ja nicht so weit, wie wir spätestens seit Edmund Stoiber wissen.

Aber ob diese Kungeltheorie nun stimmt oder nicht, warum Winnacker sich nicht aufrichtig über die Mittelvergabe empören kann, ist damit wohl klar. Warum er aber so unbefangen seinen Senf dazu gibt, obwohl seine eigene Uni und seine Nachbaruni zu den drei Auserwählten gehören, das weiß ich noch immer nicht.

2. Nachtrag: Münchner Winnacker ist übrigens nicht nur DFG-Präsident, sondern war auch der Vorsitzender des Bewilligungsausschusses. Der Vorsitzende des Wissenschaftsrates Peter Strohschneider empört sich nun heute gegenüber der taz, dass das Verfahren „sauber gewesen” und alle Entscheidungen „streng wissenschaftlich getroffen worden” seien (was auch immer einem wissenschaftliche Methodik bei solchen Entscheidungen hilft). Strohschneider ist Germanistik-Prof an... genau, der Uni München.

1 Comments:

  • Genau so sieht es aus. In Oldenburg wurde natürlich auch fleißig geschrieben und gefeilt und Fassadapoliert und so weiter.
    Gebracht hat es auch hier nichts.
    Noch nichts, denn es gibt ja jetzt die Option, in der nächsten Runde dabei zu sein. Mit ein paar netten Vorschlägen der Gutachter, was noch so alles in den Antrag rein sollte -- vorrausgesetzt, es machen wieder alle Arbeitsgruppen mit.
    Also wieder die Bleistifte gespitzt und ab hinter den Schreibtisch.
    Ich habe selten etwas erlebt, was Forschung _und_ Lehre in so starkem Maße beeinträchtigt.
    (O-Ton eines Profs hier: "in der Zeit hätte ich auch 2 Paper schreiben können").
    Auf diese Weise wird Deutschland weder neue gute Nachwuchswissenschaftler hervorbringen noch die Wirtschaft mit fähigen Universitätsabsolventen "beliefern" können.
    Schade.

    By Anonymous Anonym, at 16/10/06 16:10  

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