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Frog Blog

8.1.06, 13:36 Uhr

Kuchen, Messer, fremde Sitten

Ich weiß, es sieht so aus, als fände ich langsam Gefallen an RTL-II-Titeln. Aber dann hätte das sicher irgendwie „Fresschen, Frösche, fremde Titten” oder so geheißen. Aber darum geht es ja gar nicht, vor allem nicht um letzteres, was wahrscheinlich der Grund ist, warum mein Blog noch nie bei RTL II erwähnt wurde.

Es geht um gestern, wo ich mit meiner Oma bei meiner Tante war, mein Onkel war auch da und wir haben auf mein Drängen hin das nachgeholt, was hier zum Dreikönigstag üblich ist, nämlich einen speziellen, Galette des Rois genannten, Kuchen zu essen. Das ist ein Blätterteigkuchen, gefüllt mit einer Mandelcrème, in den – und jetzt kommt das Gimmick – eine kleine Figur eingebacken ist. Die Galette wird warm serviert und der Jüngste muss sagen, wer welches Stücke kriegen soll. Dann wird dieses sehr leckere Ding gefuttert und derjenige, der die Figur findet, die „Fève” (Bohne) genannt wird, wird symbolisch zum König gekrönt (und muss die nächste Galette spendieren). Als ich den Brauch das erste Mal mitgemacht habe, hatten wir sogar eine Pappkrone und mein Vater war König, diesmal war's meine Oma, es gab aber keine Krone für sie. Soweit ich weiß wurde dieser Brauch aber entgegen meiner ersten Intuition nicht von einer Zahnarztvereinigung angeleiert. Ich selbst war ja noch nie König, ich weiß nicht, wie es ist, da draufzubeißen.

Dazu gab es übrigens Poiré. Das ist so etwas wie Cidre, nur dass es aus Birnen statt Äpfeln gemacht wird. Auch sehr lecker.

Danach gab's die Bescherung. Ich hatte ja aus Deutschland nen ganzen Haufen Geschenke angeschleppt. Unter anderem ein Messer für meine Oma, weil die nämlich ne Menge Messer in ihrer Küche hat, aber leider kein Werkzeug, das sich dazu benutzen ließe, irgend etwas zu schneiden. Jetzt wusste ich aber nicht, dass man in Frankreich nicht einfach so Messer verschenkt. „Messer”, so wurde mir erklärt, „schneiden nämlich.” Ok, soweit klar. „Und man sagt, wenn man Messer verschenkt, zerschneidet das auch die Beziehung zwischen zwei Menschen.” Uff. Ich wollt doch nur ein praktisches Geschenk machen! Zum Glück werden auch in Frankreich gerne Messer verschenkt, sodass man eine Art Workaround-Brauch eingeführt hat: Messer kaufen ist ok, also gibt man demjenigen, der das Messer verschenkt hat, eine Münze, dann ist alles in Butter. Meine Oma hat mir also nen Euro in die Hand gedrück und ich musste kein schlechtes Gefühl mehr haben. Aber trotzdem, mit sowas rechneste doch nich', voll der Schock erstmal: „Mein Gott, was hab ich getan? Ist das hier wie Kakteen verschenken?”

Am Abend hab ich dann noch Wallace und Gromit geguckt. Sehr lustiger Film und sehr sympathisch mit den Knetfiguren. Und die Kaninchen sind einfach zu süß :) Und ich war schon wieder in einem Kino, in dem ich zuvor noch nicht war, diesmal ein sehr sympathisches kleines in einer Seitengasse. Die anderen waren, soweit ich mich erinnern kann, immer an großen Boulevards gelegen.

Und um mit dem Dinge-die-in-Frankreich-üblich-sind-Update abzuschließen: Heute war meine Oma bei einem Mittagessen für ältere Personen, das wohl in den meisten französischen Kommunen vom Bürgermeister immer kurz nach Weihnachten ausgerichtet wird. Da gibt's dann immer richtig lecker Essen mit elendig vielen Gängen, ein kleines Geschenk für jeden und Musik und Tanz bis in den Abend.

Morgen geh ich dann erstmal wieder zur Uni in Marne-la-Vallée, um mich durch den Wust von Stundenplänen zu kämpfen und zu gucken, was ich demnächst da so an Veranstaltungen besuche.

2 Comments:

  • interessanter brauch. wenn man da so richtig zubeißt, kann es einem ja die brücke weghauen :-)

    By Anonymous Anonym, at 16/5/08 21:06  

  • Ich habe nicht ausprobiert, wie hart diese Figuren wirklich sind. Ich glaube, die sind aus Gips. Also ist Kirschkuchen zumindest schlimmer. Trotzdem ein komisches Gefühl, auf den Stücken rumzukauen ;)

    By Blogger mudd1, at 17/5/08 08:53  

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