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Frog Blog

19.3.06, 12:33 Uhr

Gedanken unter Leuten II – Schöne Bescherung

Auf ein sehr interessantes Paper bin ich neulich durch einen Wikipediaartikel gestoßen. Es geht um die Schönheit von menschlichen Gesichtern und eine Überprüfung der bisher dazu existierenden Thesen. Mehr noch als interessant war dieses Paper in meinen Augen aber erschreckend. Ich zitiere einfach mal:


Ein Hinweis darauf, wie wichtig die Attraktivität von zunächst fremden Gesichtern zu sein scheint, ist auch, dass bereits Säuglinge im Alter von drei Monaten attraktiveren Gesichtern mehr Aufmerksamkeit widmen als weniger attraktiven. [...]

Darüber hinaus sind bestimmte soziale Konsequenzen des Stereotyps der physischen Attraktivität untersucht worden. Hatfield & Sprecher (1986, S. 91) berichten zum Beispiel zum Thema „Einfluss der Attraktivität auf die Strafzumessung in Gerichtsprozessen“: „We have found, that good-looking defendants have several advantages: 1. They are less likely to be caught. 2. If caught, they are less likely to be reported. 3. If their case comes to court, judges and jurors are more likely to be lenient”. Ebenso wurden nachgewiesen, dass die Hilfsbereitschaft steigt, wenn die hilfsbedürftige Person attraktiv ist (vgl. Hassebrauck, 1993). Attraktive Kinder werden in der Schule besser benotet (vgl. Lerner und Lerner, 1977), zeigen weniger aggressives Verhalten (vgl. Langlois und Downs, 1979) und sind selbstsicherer (Maruyama und Miller, 1981).
Im späteren Leben spielt die Attraktivität eine Rolle bei der Partnerwahl. Hier haben Attraktive weniger Schwierigkeiten mit Verabredungen, sie haben mehr sexuelle Erfahrungen, bessere soziale Beziehungen und ihre Interaktionen sind insgesamt befriedigender (vgl. Reiss, Wheeler, Spiegel, Kernis, Nezlek und Perri, 1982). [...]

So werden nach unseren Ergebnissen Menschen mit einem attraktiven Gesicht auch für erfolgreicher, zufriedener, sympathischer, intelligenter, zugänglicher, geselliger, ehrlicher, fleißiger und kreativer gehalten.


Eines der leider wenigen Nacktfotos von einer wirklich hübschen Frau. Aus einem Kalender von Bamberger Studenten, deren Website leider momentan nicht erreichbar ist. Wenn Einwände gegen die Benutzung auftauchen sollten, bitte ich, mit mir in Kontakt zu treten.Heftig das. Aber eine Frage lässt mich dabei nicht los: Wenn Attraktivität so wichtig ist und vor allem wohl auch einen deutlichen Selektionsvorteil bietet, warum sind dann nicht alle Menschen schön? Oder zumindest die meisten? Warum sind so viele Menschen so lala oder gar hässlich?

Braucht die Gesellschaft hässliche Menschen, selbst wenn es für diese selbst von Nachteil ist?

Klar, man könnte, um diese Frage mit „nein” beantworten zu dürfen, argumentieren, dass Schönheit durch die Mischung verschiedener Allele entsteht, die für sich genommen nicht schön sind. Aber irgendwie ist das eine ziemlich lahme Ausrede. Oder man könnte sagen, dass sich Schönheitsmerkmale bei verschiedenen Geschlechtern widersprechen. Was allerdings hieße, dass zum Beispiel schöne Männer besonders hässliche Töchter kriegen. Mir irgendwie nicht bekannt. Zumal es Merkmale gibt, die einfach universell und sogar geschlechtsunabhängig sind: Ein schmales Gesicht zum Beispiel, dunkle Augenbrauen, hohe Wangenknochen und viele und dunkle Wimpern. Und da komm mir auch keiner mit einer notwendigen Mischerbigkeit für sowas. Und dass das kulturabhängige Merkmale sind, kann ich mir auch nicht so recht vorstellen. Braune Haut bestimmt und geringer Fettansatz vielleicht. Aber in welcher Zeit oder Kultur waren denn spärliche Wimpern ein Schönheitsideal?

Weiter bestätigt der Artikel die These, dass das Kindchenschema Frauengesichter in hohem Maße attraktiv macht. Und er macht dahingehend auch eine Bemerkung über Männergesichter:


Hirschberg (1978) fand heraus, dass kindliche Gesichtsmerkmale für Männer ein Negativsignal sind und Männergesichter unattraktiv machen. Das Kindchenschema ist unvereinbar mit einer Einschätzung des Gesichtes als dominant, einer Eigenschaft, die bei Männern sozial erwünscht ist. Dagegen werden Menschen, die kindliche Gesichtszüge zeigen, als eher emotional warm bezeichnet.


Hey, das erklärt, warum Frauen nie mit denjenigen Männern ins Bett gehen, die sie mögen! Männer hingegen haben glaub ich generell überhaupt kein Problem damit, mit ihrer besten Freundin ins Bett zu gehen.... solange sie hübsch ist. Welches Geschlecht ist jetzt bescheuerter bei der Partnerwahl? Ich will das nicht entscheiden müssen, irgendwie ist das doch so oder so scheiße. Warum hängen wir Menschen des 21. Jahrhunderts ausgerechnet bei diesem so wichtigen Thema in der Steinzeit fest? Frauen wollen Männer, die sie vor Raubtieren und bösen anderen Männern beschützen und Männer wollen Frauen, die möglichst jung und fruchtbar sind. Wäre alles sehr sinnvoll, gäbe es nicht Schusswaffen und die Pille. Aber ändern sich deswegen die Kriterien? Nein ach woher denn! Menschen sind zum Kotzen.


PS: Oh und um nochmal auf die Sache mit der Einschätzung von Gesichtern anhand ihrer Attraktivität zurückzukommen: Wahrscheinlich gibt es jetzt viele, die sagen „Ach, davon lass ich mich doch nicht beeinflussen! Meine Menschenkenntnis geht ja wohl bitteschön etwas über ein hübsches Gesicht hinaus!” Achso? Dann nehmt doch mal bitte das folgende Beispiel, computergeneriert und daher völlig ausdrucksgleich. Wenn ihr Personalchef wärt, wen würdet ihr einstellen? Zu wem wärt ihr freundlicher, wenn sie euch über den Weg läuft? Wem würdet ihr mehr zutrauen?

Computergenerierte Gesichter mit freundlicher Genehmigung von faceresearch.org. Links ein Beispiel für ein sehr unattraktives Gesicht, rechts für ein sehr attraktives. An den sehr interessanten Experimenten mit diesen Gesichtern könnt ihr unter http://www.faceresearch.org/ selbst teilnehmen.
Ich komme jedenfalls kaum umhin, die linke Frau als dumm und unfreundlich einzustufen und die rechte als aufgeweckt, intelligent und vielleicht zielstrebig oder so. Und wenn man erstmal so geprimet ist, ist es glaub ich verdammt schwer, davon wieder runterzukommen. Zum Kotzen halt.