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Frog Blog

1.8.06, 19:59 Uhr

Auf dem Weg zur Beerdigung

Ich fahre gerade an einer tollen verfallenen Industrieanlage vorbei: große Hallen, lange Rohrleitungen, zerbrochene Scheiben und alles gemauert, kein Wellblech, kein Beton. Sie befindet sich irgendwo vor Thionville, wo ich jetzt gerade eingefahren bin. Ich befinde mich auf dem Weg von Paris über Luxemburg nach Trier, um dann morgen wieder von Trier nach Luxemburg zu fahren, um mich da schließlich von Frédéric zu verabschieden.

Außerdem habe ich gerade meinen Onkel Peter von der Réunion getroffen, der von Trier nach Paris gefahren ist, um dort seinen Flieger nach Hause zu nehmen; die Beerdigung ist zu spät für seinen Terminkalender. Verzögert wurde sie von der Obduktion und dem Grenzübertritt. Letzterer war nötig, weil Deutschland keine Bestattung ohne Grab erlaubt. Sonntag rief Peter an, er wolle mich noch sehen, würde aber Dienstag schon fahren. Da ich nicht früher kommen konnte, haben wir uns eben in Paris getroffen. Schon klein die Welt irgendwie. Auf einen Vorschlag meiner Oma hin haben wir uns bei La Villette getroffen, genauer gesagt unter La Géode. Da konnte ich sehr angenehm in toller Umgebung warten, bis das Wetter plötzlich schlechter wurde. Zum Glück kam dann aber auch mein Onkel und wir haben uns ins Gebäude gesetzt um etwas zu trinken. Ich hatte etwas Bammel vor der Begegnung, weil ich fürchtete, wir hätten uns nichts zu erzählen, obwohl wir uns schon seit Jahren nicht gesehen haben. Es wurde aber recht lustig und bevor uns der Gesprächsstoff ausging, mussten wir beide eh los, er zum Flughafen, ich zum Bahnhof. Eigentlich wollte ich erst Mittwoch anreisen und dann direkt zur Beerdigung und erst hinterher nach Trier, aber der Termin, der erst Montag festgelegt wurde, fiel auf 10 Uhr Vormittags und das war selbst mit dem 7-Uhr-Zug nicht zu schaffen. Also fahre ich ein bisschen Karussell. Die Fahrt dauert fünf Stunden und ich habe mir die Zeit bisher mit Offline-Bloggen vertrieben. Dazu benutze ich einen tollen Editor, von dem mir Florian erst die Tage erzählt hat. WriteRoom heißt der, kann nix und läuft im Vollbildmodus ohne einen einzigen Button. Die Ablenkungsfreiheit einer Schreibmaschine soll er dem Computer wiedergeben und ich finde, das ist hervorragend gelungen. Außerdem ist so schöne große Schrift ohne Schnickschnack sehr ästhetisch. Mein Akku wird allerdings trotz Displayeinstellung „reicher Optiker” nicht bis ganz nach Trier halten. Aber ich glaube ab dem Umstieg in Luxemburg vom TGV in einen DB-Bummelzug, werde ich mich eh mit Medien begnügen, die keine erschütterungsempfindliche Festplatte beinhalten.

Ich bin schon gespannt, ob ich morgen bei der Beerdigung endlich so richtig begreife, was passiert ist.