Here and back again
Also dann, was hab ich seit Donnerstag so erlebt? Schon von der Fahrt zum Flughafen gibt es zu berichten. Zum einen über die generelle Unwägbarkeit, der ich gegenüberstand: Meine Jahreskarte ist nämlich nur für die Nahverkehrszonen 1-4. Dieser Flughafen befindet sich aber in Zone 5. Naja, ich geh also am Donnerstag zu dem nächstgelegenen Métroticketschalter auf dem Weg und frage, was ich dementsprechend tun sollte. Die Kommunikation gestaltete sich etwas schwierig, weil die Leute hinter den Glasscheiben aus Prinzip oder so so gut wie nie die Sprechanlage zuschalten, die es einem ermöglichen soll, mehr als ein dumpfes Murmeln zu hören. Ich hab dann aber doch aus ihr rausgekriegt, dass ich eine Fahrkarte von Zone 4-5 bräuchte, dass sie diese aber nicht verkauften, weil man in Paris nur Fahrkarten von Paris (Zone 1) bis sonstwo kaufen könne. Ich müsse also in Zone 4 aussteigen, mir eine Fahrkarte kaufen und mit der dann weiterfahren. Ich hab mich kurz versichert, dass die mich nicht verschaukeln wollte, weil ich es irgendwo nicht ganz einsehen konnte, dass die ihrer Maschine nicht einfach sagen kann, dass sie Zone 4 als Startpunkt wählen soll statt 1, aber sie wirkte irgendwie nicht so. Ich hatte dann nur noch etwas Angst, dass ich in Zone 4 keinen offenen Fahrkartenschalter mehr finden würde, weil es schon nach sechs Uhr war und Zone 4 schon jwd ist. Hatte aber Glück und hab dann gleich vier derartige Fahrkarten gekauft, zweimal Hin- und Rückweg. Das klappte denn auch gut, mit der einen Fahrkarte reinzugehen und mit der anderen wieder raus, da hatte ich je etwas Bedenken. Ich weiß auch nicht, ob das so legal ist. Ich habe gehört, dass man eigentlich bei jeder Fahrt unterwegs aussteigen müsste, um dann wieder durch die Schranken zu gehen um seine Fahrkarte zu entwerten. Beim RER aber ziemlich blödsinnig, da man die beim Rausgehen auch nochmal durch die Dinger da schieben muss. Naja, solange ich nicht nachfrage, kann ich's auch nicht besser wissen und wenn ich in eine Kontrolle gerate, mache ich auf blöden Deutschen, der das nicht so ganz rafft. Muss ich mich gar nicht groß verstellen, ich raff nämlich wirklich nicht, warum die Jahreskartenbesitzer so bestrafen, dass sie unterwegs aussteigen und einmal um den Quark rennen müssen.
In dem einen Fall hat sich das unterwegs Aussteigen aber gelohnt, denn so wurde ich Zeuge einer unheimlich eindrucksvollen Anti-Terror-Spezialeinheit. Die hatten ziemlich teuer aussehende schwarze Uniformen mit nur ganz dezenten kleinen goldgelben Stickereien drauf an, die sogar noch einen Werkzeuggürtel mit diversen Schlaufen und Taschen beinhaltete. Natürlich alles durchdesignt. Daran waren irgendwelche silbernen Zylinder und so befestigt, konnte ich leider nicht genau sehen. Desweiteren hatten sie noch einen kleinen Rucksack auf – natürlich auch schwarz – der allerdings ziemlich schlaff wirkte. Weiß nicht, was da drin war. Dazu waren sie noch ziemlich sportlich und groß gebaut und guckten gefährlich. Also so ein richtiger Special-Forces-Verschnitt, der aussah, als würde er jeden Moment die Türen des RERs aufreißen können, dass ihnen der immense Fahrtwind Uniform und kurze Haare zum Flattern bringt, um sich dann blitzschnell neben dem Bahndamm am Fallschirm in die Tiefe zu stürzen (ca. 50 cm, da muss man schon auf Zack sein, damit man die Reißleine rechtzeitig zieht). Nein aber im Ernst, die wirkten schwerst so, als hätten sie eine Sonderausbildung in gefährlich aussehen gekriegt, um die Leute zu beruhigen. "Na also wenn so sportliche junge Männer in solch schicken Uniformen über uns wachen, dann haben die Terroristen ja nun wirklich keine Chance." Die gingen denn auch durch den Gang im RER und guckten sich ganz genau links und rechts um. Haben sogar den iPod von so nem Japaner zwei Sitze weiter genauestens beäugt, ganz so als wäre der besonders gefährdet, im nächsten Augenblick in die Luft zu fliegen. Was sie allerdings gegen riesige Koffer voller C4 hätten tun wollen, die irgend ein lebensmüder Terrorist mit sich rumschleppen könnte, war mir nicht auf Anhieb klar. Die halbherzige Ausbildung schien auch durchzukommen, als zwei der drei langsam durch den Gang latschten, während der dritte am Ende des Wagens rumstand. Nach einer Weile guckte er sich zunehmend unwohl um und entschied sich dann spontan, auch den anderen hinterherzulaufen und mit sorgfältig prüfendem Blick die Fahrgäste zu beäugen.
Übrigens war neulich in der Métro einer, der ein riesiges Saiteninstrument transportiert hat. Das hat nicht aufrecht da reingepasst und war mindestens so groß wie ein Kontrabass, eher noch größer. Hab noch nie so einen riesigen Instrumentenkoffer gesehen. Naja, jedenfalls dacht ich mir, dass sowas für Terroristen ideal wäre. Wer verdächtigt schon einen Kulturschaffenden? Und da passt genug Sprengstoff rein, um die gesamte Île de la Cité innerhalb von 0,2 Sekunden zu Kies zu verarbeiten. Und noch dazu war der Koffer notdürftig mit Klebeband zusammengehalten. Auf die Frage "Können Sie den mal grade öffnen?" hätte man locker sagen können "Nö, tut mir furchtbar leid, den krieg ich hier nicht wieder zusammen." Mit anderen Worten: Wer will, der kann auch. Schwarzuniformierte hin oder her. Und die haben sicher auch einen Horror davor, dass ihre Vorgesetzten einen Anruf vom Direktor der Pariser Oper bekommt, weil sie ihren Solobassisten auf dem Weg zum Konzert aus der Métro gescheucht haben.
Freitag war dann ein ziemlich fauler Tag. Als wir uns zu matschig gefühlt haben, sind wir raus in das instabile Wetter, um noch ein bisschen spazieren zu gehen. Eigentlich zum Fort von Montrouge, aber das haben wir nicht gefunden. Aber wir waren als wir in der Gegend waren, wo das Fort hätte sein müssen, auch schon so lange gelatscht, dass ich eigentlich nur noch nach Hause wollte. Wir hatten nämlich vorher einen riesigen Friedhof gefunden, über den man auch super spazieren konnte. Der war immer wieder von Alleen durchzogen, die mit dem Wind und den fallenden und wehenden Blättern eine herrliche Herbstatmosphäre verbreitet haben. Ihr wisst schon, diese etwas morbide Stimmung, die aber irgendwie faszinierend ist und nur noch von englischem Nebel und Raben auf kahlen Bäumen übertroffen wird. Und das ganze auf einem Friedhof: Perfekt.
Sowohl Fort als auch Friedhof sieht man übrigens gut auf den Satellitenbildern aus einem der ersten Artikel. Der Friedhof ist wirklich riesig (mein Tipp: reinzoomen in das Bild, dann erkennt man erst, wie groß der Friedhof wirklich ist). War sehr interessant, die verschiedenen Gräber anzugucken, sowohl christliche als auch jüdische ziemlich bunt gemischt. Die jüdischen hatten häufig bunte Glassteine auf den Grabplatten liegen, was sehr hübsch war. Kannte ich noch nicht, den Brauch.
Am Samstag sind wir dann nach ein wenig Shoppen bei Montparnasse noch zum Montmartre gefahren. Haben uns da durch die schönen Gassen geschlagen. Natürlich sind wir auch zu Sacre Cœr hochgegangen. Auf dem Weg haben wir in einer Art Park Tauben gesehen, die Kolibris imitiert haben. Die konnten tatsächlich auf der Stelle fliegen, allerdings nur, wenn sie sich mit dem Schnabel an einem Ast festgehalten haben. Aber da Kolibris ja auch ihren Schnabel immer in einer Blüte haben, wenn sie auf der Stelle fliegen, fiel das gar nicht auf. Also Hut ab vor diesen Tauben, hab ich in der Form echt noch nicht gesehen.
Gestern musste Dani dann leider schon wieder fahren. Viel zu früh, die paar Tage waren unverhältnismäßig kurz im Vergleich zu den vier Wochen Abwesenheit davor. Nicht fair das. Mir war wieder ziemlich schwer ums Herz, aber diesmal ging's etwas besser.
Heute war denn auch schon wieder Uni. Der neben mir hat fast die ganze Zeit gepennt. Die Übungen waren dann wie immer deutlich besser. Michael ist ein Mathematikstudent aus Bayern und hat den ziemlichen Durchblick was diese ganzen Sachen angeht, die der völlig chaotische Prof an die Tafel kritzelt. Mit dem zusammen kann man da echt noch was mitnehmen. Bin dann auch mit dem Essen gewesen. Weil er auch aus dem Wohnheim ist, in dem die meisten Erasmusstudenten hier wohnen, hab ich mich als er noch in der Schlange stand auch an einen Tisch gesetzt, wo ich ein paar Gesichter kannte. Die direkt neben mir allerdings nicht. Waren zwei Deutsche, die sich ein bisschen über den Gebrauch des Wortes "Scheiße" gegenüber zwei Osteuropäern ausgelassen haben und noch anderes lustiges Zeug erzählt haben. Irgendwann meinte die eine dann zu ihrer Freundin auf Deutsch: "Guck mal, der hat seinen Teller auch schon fast aufgegessen und dabei kam der viel später!" Ich erwider irgendwas, was aber irgendwie nicht ankam. Dann sach ich noch "Naja, Nudeln essen sich ja auch viel schneller als deine Kartoffeln." als es ihr dämmerte, ihr das Gesicht etwas runterfiel und sie überflüssigerweise fragte: "Bist du Deutscher?!" Und weiter: "Und du hast hier alles mitgehört, was wir so geredet haben?" "Na soll ich das nächste Mal vielleicht eine große Ankündigung machen: 'Vorsicht, ich verstehe Deutsch!'" "Ja, das wäre nett." ;) Naja, zum Glück hatte sie ja nichts wirklich fieses gesagt und ihre Freundin hat mir dann auch netterweise noch beigestanden, indem sie meinte, ich hätte ja schließlich auch nicht die ganze Zeit geredet.
In dem einen Fall hat sich das unterwegs Aussteigen aber gelohnt, denn so wurde ich Zeuge einer unheimlich eindrucksvollen Anti-Terror-Spezialeinheit. Die hatten ziemlich teuer aussehende schwarze Uniformen mit nur ganz dezenten kleinen goldgelben Stickereien drauf an, die sogar noch einen Werkzeuggürtel mit diversen Schlaufen und Taschen beinhaltete. Natürlich alles durchdesignt. Daran waren irgendwelche silbernen Zylinder und so befestigt, konnte ich leider nicht genau sehen. Desweiteren hatten sie noch einen kleinen Rucksack auf – natürlich auch schwarz – der allerdings ziemlich schlaff wirkte. Weiß nicht, was da drin war. Dazu waren sie noch ziemlich sportlich und groß gebaut und guckten gefährlich. Also so ein richtiger Special-Forces-Verschnitt, der aussah, als würde er jeden Moment die Türen des RERs aufreißen können, dass ihnen der immense Fahrtwind Uniform und kurze Haare zum Flattern bringt, um sich dann blitzschnell neben dem Bahndamm am Fallschirm in die Tiefe zu stürzen (ca. 50 cm, da muss man schon auf Zack sein, damit man die Reißleine rechtzeitig zieht). Nein aber im Ernst, die wirkten schwerst so, als hätten sie eine Sonderausbildung in gefährlich aussehen gekriegt, um die Leute zu beruhigen. "Na also wenn so sportliche junge Männer in solch schicken Uniformen über uns wachen, dann haben die Terroristen ja nun wirklich keine Chance." Die gingen denn auch durch den Gang im RER und guckten sich ganz genau links und rechts um. Haben sogar den iPod von so nem Japaner zwei Sitze weiter genauestens beäugt, ganz so als wäre der besonders gefährdet, im nächsten Augenblick in die Luft zu fliegen. Was sie allerdings gegen riesige Koffer voller C4 hätten tun wollen, die irgend ein lebensmüder Terrorist mit sich rumschleppen könnte, war mir nicht auf Anhieb klar. Die halbherzige Ausbildung schien auch durchzukommen, als zwei der drei langsam durch den Gang latschten, während der dritte am Ende des Wagens rumstand. Nach einer Weile guckte er sich zunehmend unwohl um und entschied sich dann spontan, auch den anderen hinterherzulaufen und mit sorgfältig prüfendem Blick die Fahrgäste zu beäugen.
Übrigens war neulich in der Métro einer, der ein riesiges Saiteninstrument transportiert hat. Das hat nicht aufrecht da reingepasst und war mindestens so groß wie ein Kontrabass, eher noch größer. Hab noch nie so einen riesigen Instrumentenkoffer gesehen. Naja, jedenfalls dacht ich mir, dass sowas für Terroristen ideal wäre. Wer verdächtigt schon einen Kulturschaffenden? Und da passt genug Sprengstoff rein, um die gesamte Île de la Cité innerhalb von 0,2 Sekunden zu Kies zu verarbeiten. Und noch dazu war der Koffer notdürftig mit Klebeband zusammengehalten. Auf die Frage "Können Sie den mal grade öffnen?" hätte man locker sagen können "Nö, tut mir furchtbar leid, den krieg ich hier nicht wieder zusammen." Mit anderen Worten: Wer will, der kann auch. Schwarzuniformierte hin oder her. Und die haben sicher auch einen Horror davor, dass ihre Vorgesetzten einen Anruf vom Direktor der Pariser Oper bekommt, weil sie ihren Solobassisten auf dem Weg zum Konzert aus der Métro gescheucht haben.
Freitag war dann ein ziemlich fauler Tag. Als wir uns zu matschig gefühlt haben, sind wir raus in das instabile Wetter, um noch ein bisschen spazieren zu gehen. Eigentlich zum Fort von Montrouge, aber das haben wir nicht gefunden. Aber wir waren als wir in der Gegend waren, wo das Fort hätte sein müssen, auch schon so lange gelatscht, dass ich eigentlich nur noch nach Hause wollte. Wir hatten nämlich vorher einen riesigen Friedhof gefunden, über den man auch super spazieren konnte. Der war immer wieder von Alleen durchzogen, die mit dem Wind und den fallenden und wehenden Blättern eine herrliche Herbstatmosphäre verbreitet haben. Ihr wisst schon, diese etwas morbide Stimmung, die aber irgendwie faszinierend ist und nur noch von englischem Nebel und Raben auf kahlen Bäumen übertroffen wird. Und das ganze auf einem Friedhof: Perfekt.
Sowohl Fort als auch Friedhof sieht man übrigens gut auf den Satellitenbildern aus einem der ersten Artikel. Der Friedhof ist wirklich riesig (mein Tipp: reinzoomen in das Bild, dann erkennt man erst, wie groß der Friedhof wirklich ist). War sehr interessant, die verschiedenen Gräber anzugucken, sowohl christliche als auch jüdische ziemlich bunt gemischt. Die jüdischen hatten häufig bunte Glassteine auf den Grabplatten liegen, was sehr hübsch war. Kannte ich noch nicht, den Brauch.
Am Samstag sind wir dann nach ein wenig Shoppen bei Montparnasse noch zum Montmartre gefahren. Haben uns da durch die schönen Gassen geschlagen. Natürlich sind wir auch zu Sacre Cœr hochgegangen. Auf dem Weg haben wir in einer Art Park Tauben gesehen, die Kolibris imitiert haben. Die konnten tatsächlich auf der Stelle fliegen, allerdings nur, wenn sie sich mit dem Schnabel an einem Ast festgehalten haben. Aber da Kolibris ja auch ihren Schnabel immer in einer Blüte haben, wenn sie auf der Stelle fliegen, fiel das gar nicht auf. Also Hut ab vor diesen Tauben, hab ich in der Form echt noch nicht gesehen.
Gestern musste Dani dann leider schon wieder fahren. Viel zu früh, die paar Tage waren unverhältnismäßig kurz im Vergleich zu den vier Wochen Abwesenheit davor. Nicht fair das. Mir war wieder ziemlich schwer ums Herz, aber diesmal ging's etwas besser.
Heute war denn auch schon wieder Uni. Der neben mir hat fast die ganze Zeit gepennt. Die Übungen waren dann wie immer deutlich besser. Michael ist ein Mathematikstudent aus Bayern und hat den ziemlichen Durchblick was diese ganzen Sachen angeht, die der völlig chaotische Prof an die Tafel kritzelt. Mit dem zusammen kann man da echt noch was mitnehmen. Bin dann auch mit dem Essen gewesen. Weil er auch aus dem Wohnheim ist, in dem die meisten Erasmusstudenten hier wohnen, hab ich mich als er noch in der Schlange stand auch an einen Tisch gesetzt, wo ich ein paar Gesichter kannte. Die direkt neben mir allerdings nicht. Waren zwei Deutsche, die sich ein bisschen über den Gebrauch des Wortes "Scheiße" gegenüber zwei Osteuropäern ausgelassen haben und noch anderes lustiges Zeug erzählt haben. Irgendwann meinte die eine dann zu ihrer Freundin auf Deutsch: "Guck mal, der hat seinen Teller auch schon fast aufgegessen und dabei kam der viel später!" Ich erwider irgendwas, was aber irgendwie nicht ankam. Dann sach ich noch "Naja, Nudeln essen sich ja auch viel schneller als deine Kartoffeln." als es ihr dämmerte, ihr das Gesicht etwas runterfiel und sie überflüssigerweise fragte: "Bist du Deutscher?!" Und weiter: "Und du hast hier alles mitgehört, was wir so geredet haben?" "Na soll ich das nächste Mal vielleicht eine große Ankündigung machen: 'Vorsicht, ich verstehe Deutsch!'" "Ja, das wäre nett." ;) Naja, zum Glück hatte sie ja nichts wirklich fieses gesagt und ihre Freundin hat mir dann auch netterweise noch beigestanden, indem sie meinte, ich hätte ja schließlich auch nicht die ganze Zeit geredet.
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