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Frog Blog

28.2.06, 17:08 Uhr

La Politique II

Ich hatte mal wieder eine Diskussion mit meiner Oma, diesmal über die Geschichte der westlichen Werte. Ausgelöst durch eine Bemerkung von ihr, dass die christlichen Werte von den jüdischen Abstammen und dass sich diese dadurch sehr ähnlich sind; die muslimischen hingegen wären völlig anders (zu verstehen als „schlechter” bis „verwerflich”). Ich wandte ein, dass der Islam auch jüdische Wurzeln hat, aber sie meinte, dass Juden und Christen schon damals friedlich zusammengelebt haben, während die Moslems zu der Zeit Spanien erobert haben. Daran könnte man sehen, dass die viel expansionistischer wären. Ehm, ja. Als ich die Kreuzzüge zu bedenken gab, meinte meine Oma, dass das ja in ner ganz anderen Ecke gewesen wäre. Ich glaub ich ahne langsam, warum ich manchmal das Gefühl habe, mich so schwer verständlich machen zu können. Weiter wandte ich übrigens ein, dass ich glaube, dass die Europäer einfach nur nicht in der Lage waren, große Eroberungsaktionen zu starten, weil sie technologisch und zivilisatorisch unterlegen waren, was sich mit der Erfindung des Schießpulvers geändert habe und prompt war auch die halbe Welt kolonialisiert und christlich. Da entgegnete meine Oma, dass das ja viele Jahrhunderte später gewesen wäre. Das sind die Momente, wo es einen rasend machen kann, in seinen Ausdrucksmöglichkeiten eingeschränkt zu sein. Andererseits hab ich das auch manchmal im Deutschen, dass ich nicht mehr weiß, was ich an Argumenten vorbringen soll, weil die, die ich bereits genannt habe, doppelt und dreifach reichen und trotzdem nicht fruchten. Sowas frustriert.

Oh und nein, ich kam nicht dazu, anzumerken, dass die Juden in Europa nicht grade auf christliche Nächstenliebe bauen konnten. Im Gegensatz zur arabischen Welt, wo andere Religionen zumindest im Mittelalter noch freundlich und respektvoll behandelt wurden. An dieser Stelle übrigens eine Anmerkung für alle, die bisher auch Angst vor Königreich der Himmel hatten: Ein guter Film, vor allem auch „politisch”. Ich hab ihn nach dem Trailer für einen weiteren christlichen Propagandafilm gehalten, aber nachdem ich ihn jetzt auf DVD geguckt habe, kann ich sagen, dass das historisch validere Gegenteil der Fall ist.

Kurze Notiz über die letzten 10 Tage

Diesmal hab ich's in Bielefeld endlich geschafft, ganz viele Leute zu treffen! Puh, da wurde mir erstmal klar, wie lange ich alle nicht gesehen hatte. Wir haben einen sehr netten Abend im Tinneff verbracht, wo sie übrigens eine heiße Schokolade machen, die ihresgleichen sucht. Weil ich in letzter Zeit mit meinem Blog so schludrig war, hatte ich sogar ein bisschen was zu erzählen, außerdem haben sich manche als Nichtblogleser geoutet, was mich vor das Problem gestellt hat, die paarhundert Kilobyte in wenigen Sätzen zusammenzufassen. „Na, wie is' in Paris so?” Puh. Andererseits sehe ich ja ein, dass die Lesebelastung durch mein Blog zusätzlich zu Felix' und Steves Mails nicht unerheblich ist. Auf jeden Fall war es sehr schön und wieder viel zu kurz in Deutschland und diesmal hab ich mich auch irgendwie komisch gefühlt, wieder in Bielefeld rumzulaufen, was ja letztes Mal seltsamerweise gar nicht der Fall war. Wenn ich mal rausfinde, warum ich was komisch finde, mach ich drei Kreuze.

27.2.06, 15:42 Uhr

Dammer Karneval 2006

Ich habe eine Menge von Karneval mitgenommen. Humoristisch und gesundheitlich vor allem. So hab ich jetzt zum Beispiel ne super Immunabwehr – ich wehre ständig meine Immunitäten ab. *Tätä* Jaja, ich weiß: Dass ich nen Schaden davongetragen habe, träfe es wohl eher. Sowohl humoristisch als auch gesundheitlich. Immerhin schniefte Dani diesmal mit mir zusammen. Und eigentlich geht es auch schon wieder. Zusätzlich beruhigt, dass ich diesmal auch immerhin einen richtigen Grund hatte. Im Hühnerpelz im Zelt zu hüpfen und dann nassgeschwitzt nach draußen in die Minusgrade zu gehen, das ist grundsätzlich nicht Element dessen, was ich die Menge der guten Ideen nennen würde.

Aber die Tatsache, dass man zu der Musik hüpfen konnte, heißt schon viel. Da wir dieses Jahr nicht so viele waren und dadurch vor allem nicht an viele Menschen mit einem perversen Musikgeschmack gebunden waren, konnten wir die meiste Zeit in einem Zelt mit erträglicher Musik bleiben, die sogar live gespielt wurde. Dass wir so wenige waren, war andererseits auch wieder doof, aber wir haben den Rest unserer Vorjahresgruppe denn irgendwann getroffen und dann hatte sich das Problem auch erledigt.

Und die Musik kann vielleicht schlimm sein an Karneval! Wobei ich ja da kulturell auch dazu lerne. So war eines der beliebtesten Lieder dieses Jahr Cowboy und Indianer. Ich bin erst ziemlich häufig gestorben, was bei einem Blick auf den Text nicht überraschen dürfte, aber als mir das dann in sexy vorgetanzt wurde (jaja, das geht)... da hab ich es dann endlich verstanden: Einfach das störende Großhirn ausschalten, dann kommt auch das Verständnis für den Text – direkt aus dem Stammhirn.

Cowboys und Indianer war übrigens darüber hinaus ein unheimlich beliebtes Kostüm und das versteh ich dann wiederum gar nicht. Ich hab ja in meinem Leben kaum Karneval gefeiert und selbst mir ist das Kostüm über. Unser Hühnerkostüm hingegen hatte ja unheimliche aktuelle Brisanz, was die Leute auch nicht müde wurden zu betonen. Allerdings klang das zu 90% phantasieloserweise so: „Ihr müsst doch innen Stall! Ab mit euch innen Stall! Hahaha!” ... Ja. Manchmal hätte man sich ein Schild für Leute gewünscht, denen man schon ansah, während sie einen anstarrten, wie ihr Hirn fieberhaft (und vergeblich) nach einer tollen Vogelgrippenbemerkung gesucht hat. Einfach Arm heben und die Botschaft zeigen: „Sag es lustig oder sag es gar nicht.”


Aber es gab auch viele richtig kreative Leute im Umzug, mit sehr schönen Kostümen oder in nebenstehendem Fall einem ewig langen Wagen zum Thema „Raupe”. Und mein Lieblingswagen dieses Jahr war zwar nicht sehr aufwendig gestaltet, aber er hat die „Du bist Deutschland”-Kampagne schön aufs Korn genommen: „Du bist die Spaßgesellschaft, Du bist Provinz, Du bist Damme!” Mit dem schwarz-rot-goldenen Hundehaufen in Pappmaché obendrauf.

Und ich fürchte, ich hab Fotos von mir versprochen, oder? Na gut, hier könnt ihr meine Hahnenkamm-Frisur bewundern, die ich getragen habe, als wir abends in die Zelte sind, weil uns die Hühnerkapuze da umgebracht hätte und hier bin ich in voller Montur und werde grade von den Sadisten Jan und Patrick mit Fußballtröten gequält, die übrigens als Verbrechen gegen die Menschlichkeit verboten werden sollten. Die kunstvolle Frisur, die mir Dani gemacht hat, kam besonders gut an, war nur sehr wartungsintensiv, da sie beim Springen immer wieder verrutscht ist. Und da ich leider kein vorzeigbares Foto von mir in ganz habe und hier nicht einfach Fotos veröffentlichen will, auf denen andere Menschen, die ich kenne, zu erkennen sind, hier noch ein paar Hühner von hinten.

Die schlechte Qualität der Fotos kommt übrigens von unserem Geiz bei den Einwegkameras. Drei Euro heißt anscheinend, dass da vor allem beim Film gespart wird. Der hat, wenn ich mir das so angucke, wohl deutlich unter einem Megapixel. Wusste nicht, dass so niedrige Werte mit echten Filmen erreichbar sind ;) Da machen die viel zu aggressiv komprimierten Scans von Ihr Platz fast nichts mehr aus.

13.2.06, 13:53 Uhr

On the road again

Naja, nicht so ganz. Aber ich blogge mal wieder von unterwegs, genauer gesagt aus der vierten Etage des Gebäudes Copernic meiner Uni in Marne-la-Vallée. Hier oben ist es nicht so eisig kalt wie in der Halle und ich könnte die Kälte grade besonders wenig gebrauchen, weil ich erst seit heute wieder halbwegs auf den Beinen bin. Ja, genau richtig, ich hab irgendwie Themenwinter „Erkältung” und es geht mir ziemlich auf den Keks. Und um's noch schöner zu machen geht mir dabei noch zusätlich auf den Keks, dass ich gezwungen bin, von hier zu bloggen, weil zuhause mein Internetanschluss mal wieder nicht tut. Falls irgendwer hierher kommt, weil er nach Tele2 oder Tele2 Frankreich oder Tele2 France oder einfach tele2.fr gegoogelt hat: Tele2 SUCKS! Musste mal gesagt werden. Weiß nicht, wie das in Deutschland ist, wo die ja jetzt auch anfangen, Internetzugänge anzubieten, aber hier hab ich regelmäßig Ausfälle, die mir ewig vorkommen, aber über bis jetzt drei volle Tage, das ist schon hart. Admins, die Wochenende machen, noch dazu schon Freitag Mittag, sowas geht nicht.

Wie auch immer, ich hab mir dann die Zeit mit lesen (auf toten Bäumen versteht sich), Podcasts hören, die ich noch auf der Platte hatte, Monkey Island 2 spielen (hänge aber, hab mir jetzt erstmal die Komplettlösung runtergeladen. Tolles Spiel und auch viel weniger verspoilert für mich, aber dass man zum Teil ewig rumirrt, weil man keinen Plan hat, was jetzt zu tun ist... etwas zu nervig. Ein paar leichtere Rätsel zusätzlich als Motivation wären nicht schlecht gewesen.), Filme auf CD gucken und E-Mails offline schreiben vertrieben. Interessanterweise kommt man ohne Internet übrigens eher dazu, E-Mails zu schreiben. Irgendwie ironisch das.

Naja, ansonsten hab ich eigentlich nichts erlebt, klebte ja unter meiner Bettdecke fest. Donnerstag geht's denn endlich wieder nach Deutschland zu meinem Schatz und ich würd mich freuen, auch ein paar von euch wiederzusehen. Mein Terminkalender läuft schon warm :) also meldet euch, aber besser nicht per E-Mail, man weiß ja nie...

Ach ja, eine Sache noch: Heute gab's hier in der Unimensa Cheeseburger. Ja! Ich war natürlich sicher, dass der absolut grausam schmecken würde, immer, wenn das Bielefelder Studentenwerk sich an Burgern versucht hat, ging das ganz furchtbar in die Hose. Aber der hier war tatsächlich lecker! Unglaublich, oder? War auch irgendwie in Plastik eingeschweißt, wahrscheinlich so aus der Fabrik gekommen, mit allen Geschmacksverstärkern und was halt so zu nem guten Burger gehört. Ab in die Riesenmikrowelle, abkühlen lassen bis auf McDonald'slauwarm, fertig. Dolle Sache. Leider konnt ich von den Kartoffelspalten dazu nicht viele essen, wohl noch nicht so auf der Höhe. Ach und apropos Mensa, hab ich eigentlich schon erzählt, dass es seit diesem Jahr da einen Speiseplan gibt? Also so richtig ein öffentlich aushängender Zettel, auf dem nicht nur das Essen steht, was es grade zur Auswahl gibt, sondern sogar die ganze Woche im voraus! Ich war völlig von den Socken. Und wenn ich es schon erzählt haben sollte, dann kann man es eigentlich nicht oft genug sagen. Speiseplan... wow.

7.2.06, 21:17 Uhr

Bildungsgebühren

Plakat aus der Halle von MLV: Etudier est un droit, pas un privilège. -- Le syndicat de tous les étudiantsIch bin zwar weit weg, aber es wird mich ja doch einholen und außerdem ist das, was in Bielefeld im Rahmen der Studiengebühren-„Debatte” abgelaufen ist, ganz objektiv eine Sauerei. Jedenfalls ist in Bielefeld momentan die Hölle los und das ist gut zu hören. Ein überfülltes Audimax, eine spontane Rektoratsbesetzung, endlich ist mal mit der Lethargie Schluss. Ich war nur enttäuscht, dass es keine gute Möglichkeit gab, sich darüber auf dem Laufenden zu halten. „Ein Blog wäre schön”, so dachte ich mir. Und siehe da, es gibt ja eins! (Und für AStA-Verhältnisse geht sogar die Rechtschreibung...)

Und wie man auf dem nebenstehenden Plakat sieht („Studieren ist ein Recht, kein Privileg”), ist die Problematik nicht auf Deutschland beschränkt. Müssen wir demnächst also wohl für die (Wieder-)Einführung einer Kultur- und einer Bildungsflatrate kämpfen.

Zum Abschluss noch ein sehr guter Text zu dem Thema, den mir Jan geschickt hat.

Update licence globale 7. Februar 2006

Das kommt davon, wenn man seinen Computer nicht nutzt, außer um blödsinnige Artikel in die Welt zu pusten. Da wohnt die eigentlich schwer links stehende Zeitung L'Humanité einer Podiumsdiskussion zum Thema Urheberrecht und licence globale bei und erwidert in ihrem Artikel darüber die Wortmeldung eines Zuhörers, der fragte, ob es nicht an der Zeit wäre, das Urherberrecht dem Internet anzupassen, ob es nicht Zeit wäre, das Gegenteil zu tun. Das Internet an das Urheberrecht anpassen also. Na klar! Was ist schon das Symbol der Hoffnung dieses Jahrhunderts für Meinungsfreiheit, Freiheit der Information, Zusammenwachsen der globalen Gesellschaft und nicht zuletzt das Symbol der Hoffnung für die arg gebeutelte Demokratie, was ist all das schon gegen das gute Urheberrecht.

Passt also das Internet an, klasse Idee. Und ich frag mich in dem Zusammenhang immer, warum noch keiner das Auto an die StVO angepasst hat. Warum kann man mit Autos schneller fahren, als man fahren darf? Würden dagegen Argumente kommen wie: „Aber es sind immer Fälle denkbar, wo es sinnvoll und wichtig ist, schneller zu fahren als erlaubt!” Und würde das zwar stimmen, es im Grunde aber darum gehen, dass man es schlichtweg als Zumutung empfindet, sich die Kontrolle über sein Auto nehmen zu lassen? Und was würden die Leute wohl zu einer „Raser sind Verbrecher”-Kampagne sagen, die ein entstelltes Todesopfer des Straßenverkehrs in Großaufnahme zeigen und danach ein armes, kleines, einsames Mädchen, das mit großen Kulleraugen fragt: „Wo ist Papa?” Würde das als bodenlose Geschmacklosigkeit bezeichnet werden? Und wie recht die Autofahrer doch hätten!

Naja, vielleicht gibt es demnächst auch eine Fed-Ansage im Radio, die durchgibt, in welchen Netzen grade legal gesharet werden muss, weil eine Kontrolle stattfindet. Filtzer-Blitzer oder so.

5.2.06, 23:04 Uhr

Chinesischer Karneval

Heute war ich ja wie angekündigt beim Chinesischen Neujahrsfest. Empfangen wurde ich schon mit einem riesigen Haufen Böllerpapier, sodass ich mich gefragt habe, ob die schon ein paar Tage durchfeiern. Aber ich hab dann bald festgestellt, dass das in China wohl effizienter gemacht wird mit dem Böllern. Noch bevor der Umzug eigentlich los ging, bin ich direkt meinem ersten Drachen begegnet. Naja, eigentlich war es ein Löwe, aber das hab ich erst hinterher erfahren. Ich finde auch, dass die Löwen aussahen wie Fuchur. Ich dachte also, dass es drei Kategorien von Drachen gibt: kleine, weniger kleine und riesige (Der Junge auf dem Bild rechts nimmt sich grade den Kopf eines ganz kleinen Drachen ab. Wahrscheinlich waren das auch Löwen ;). Mein erster Drache war also ein weniger kleiner (und somit ein Löwe), weil er von zwei Menschen „betrieben” wurde. Einer im Kopf und einer als Hinterteil. Sehr genial das. Die, die das machen, sind so geschickt, dass man sofort vergisst, dass es Menschen sind, die da drin stecken. Diese eigentümlichen Bewegungen sind einfach zu überzeugend. Diese Tiere bewegen sich nämlich unheimlich ruckartig (und können sogar mit den Augen klimpern und den Mund bewegen) und richten sich manchmal auf, indem der Vordere dem Hinteren auf die Schultern steigt. Das passiert aber auch völlig flüssig, ohne dass man sähe, dass die groß Akrobatik machten. Es wirkt einfach völlig natürlich; naja, nicht vielleicht im Vergleich mit einem echten Löwen, aber irgendwie haben die chinesisch-mythologischen Fantasylöwen auch mit echten Löwen aus Afrika nicht viel zu tun.

Jedenfalls hat dieser Tanzlöwe schonmal eine kleine Vorabshow abgezogen und plötzlich hat ein Mann das Publikum zurückgedrängt; ich hab dann aber auch sofort verstanden, warum: Da hing eine 2-Meter-Schlange aus richtig dicken Böllern am Baum („Chinaböller” halt, jetzt weiß ich, woher das kommt), die denn auch sofort losging und ein ziemliches Klingeln in den Ohren hinterließ. Aber geil war's :) Ich hab einmal die so oft als sinnlos beschimpfte Videofunktion meiner Kamera genutzt, um euch einen kleinen Eindruck zu verschaffen. Leider nur die letzten drei Sekunden von so einer Kaskade, da meine Speicherkarte voll war (nein, nicht am Anfang, das ist ganz am Ende aufgenommen). Die 512-MB-Karte liegt ja in Deutschland :/ Na also es gibt jedenfalls ordentlich Feuer, Rauch und Krach und am Ende explodiert noch eine große Tonne obendrauf und sorgt für eine richtige Explosion. Ich war voll süchtig nach den Dingern :D Zum Glück wurden davon einige angezündet. Na und jedenfalls war damit auch das Rätsel um den vielen Müll gelöst. Die Teile produzieren den in Rekordzeit. Ein so'n Ding reicht und es sieht in der ganzen Umgebung aus, als hätte Deutschland dreimal Silvester gefeiert. Und dabei verteilen die das auch noch großzügig, einen Fitzel hab ich mal wie ein Geschoss über zehn Meter durch die Luft rasen sehen und auch sonst liefen die Leute zum großen Teil mit rotbraunem Papier auf dem Mantel rum heute :) Oder Konfetti auf dem Hut.

Denn der Umzug war irgendwie ziemlich wie Karneval. Lauter bunt verkleidete Leute, mit Wagen, ohne Wagen, Konfetti, Musik (meist, aber nicht immer besser), alle Zuschauer drängen sich am Rand... Es gab aber auch Unterschiede:

Zum einen waren die Kostüme besser. Von selbstgeschneiderten, aber bereits aufwendig gestalteten Kostümen (Ausnahme: Fahnen- und Drachenträger, ich glaube aber, die sollten schlicht wirken), bis hin zu ganzen Gruppen in reich bestickten Kimonos oder einzelnen Leuten in völlig abgefahrenen Kostümen war es doch durchweg toll anzuschauen.

Dann haben die meisten Gruppen Showeinlagen gemacht, weswegen der Zug auch unheimlich langsam voran ging. Aber da ist der Weg ja wirklich mal das Ziel. Jedenfalls gab es Kampfsporteinlagen, Tai Chi, wie rechts zu sehen, natürlich die Drachen- und Löwentänze und andere Tänze von Musikgruppen.

Die Drachen und Löwen, die immer zusammen gegangen sind und auch zusammen getanzt haben, fand ich dabei am faszinierendsten. Es gab wie gesagt neben den kleinen, wo nur ein Kind dringesteckt hat, die größeren, wo meistens zwei Jugendliche drin waren, aber links auf dem Bild im silbernen Löwen steckte zumindest vorne ein kleines Mädchen, die aber auch schon verdammt gut war. Überhaupt war das meine Lieblingsgruppe! Es gab einige Drachengruppen, aber die hatten es wirklich raus. Das hat man am meisten bei dem großen Schlangendrachen (also den einzigen echten Drachen...) gesehen. Die werden nämlich von ganz vielen Leuten an Stangen gehalten und die können dann damit unheimlich viele Bewegungsmuster machen. Und diese Gruppe konnte besonders viele und vor allem sah es besonders gut aus. Völlig flüssig, bei den anderen Gruppen sah man oft noch, dass der Drache aus verschiedenen Elementen bestand, dieser aber hat sich immer als vollkommene Einheit bewegt, was dann ungleich beeindruckender wirkte. Dieses Riesenteil, das wie ein echtes Tier durch die Luft wirbelt... unbeschreiblich. Und die haben den dann eben nicht nur einfach so herumgewirbelt, sondern sie sind durcheinandergerannt, haben ihn hoch über ihre Köpfe gehalten, haben sich flach auf den Boden gelegt und meine Lieblingstechnik war eine seitliche Wellenbewegung, die man auf diesem Foto erahnen kann. Außerdem konnte man gut sehen, dass die alle richtig Spaß dabei hatten und haben nicht so verkrampft gewirkt haben wie viele andere Gruppen. Ein enormes Durchhaltevermögen hatten allerdings alle, das ganze hat so seine drei Stunden gedauert und die haben die ganze Zeit über voll die Action gemacht, gerannt, geschwenkt, angefeuert. Wahnsinn.

Übrigens nennt sich die Veranstaltung tatsächlich „Chinesischer Karneval zum neuen Jahr”. Es wird allerdings wie zu erwarten weder „Helau” noch „Alaaf” gerufen sondern einfach spontan laut gebrüllt. Ein weiterer Unterschied ist, dass es viel mehr Musik gibt. Fast keine Gruppe kommt ohne aus und die viele machen sie auch gleich selbst. Besonders cool fand ich eine Trommlergruppe, wo einer mit einer richtig dicken Trommel auf einem Wagen vor den anderen herfuhr und ordentlich Rabatz gemacht hat (gut, die anderen natürlich auch). Außerdem hatte der auf dem Wagen dahinfahrend eine Wahnsinnsausstrahlung.

Ansonsten sind die Wagen selbst auch noch eine Erwähnung wert. Da gab es echt aufwendige Exemplare. Zum Beispiel einen fahrenden Altar, mit einer goldenen Buddha-Statue und Räucherstäbchen, wo wirklich Leute vor gebetet haben. Oder den eben erwähnten Trommelwagen, der hinten noch mit goldenen Drachen verziert war. Oder ein Wagen, der über und über mit Lampions behangen war.

Und man sollte auch nicht meinen, nur weil es keine richtigen „Themen” gab wie beim deutschen Karneval, dass es keine große Variabilität unter den Kostümen gab.

Ebenso auch unter den Leuten übrigens. Die sahen nämlich keineswegs alle so aus, wie man sich Chinesen gemeinhin vorstellt. Da waren durchaus auch einige bei, die eher afrikanische oder europäische Wurzeln zu haben schienen.

Also um zu resumieren: Alles in allem würde ich im Vergleich sagen, dass der deutsche Karneval leider ziemlich abstinkt sich noch ordentlich ins Zeug legen muss, bis er dieses Niveau erreicht. Oh, es wurde auch weniger gesoffen und die Musik war größtenteils besser zu ertragen (es gab allerdings auch richtig grausame Musik). Auf der anderen Seite hat das chinesische Fest da ja etliche Jahrhunderte Vorsprung. Ich freu mich jedenfalls trotzdem auf den Karneval demnächst :)

Auf jeden Fall war das Fest hier ein echtes Erlebnis. Ich war am Ende völlig durchgefroren, aber es hat sich gelohnt!

4.2.06, 17:59 Uhr

Don't blame me, it's a software problem!

Der rechte Leutsprecher meines iBooksHeute beim Musikhören werd ich mir plötzlich der Tatsache bewusst, dass das Cello von rechts kommt. Das geht ja aber gar nicht. Seit wann der Lautsprecher wieder funktioniert, kann ich nicht genau sagen. Ich habe ja den Verdacht, dass der jüngste Neustart etwas damit zu tun hat, aber vielleicht ist der Lautsprecher genauso grundlos wieder heil geworden, wie er kaputt gegangen ist. So oder so, traurige Sache irgendwie.

Und außerdem brauch ich dennoch richtige Boxen. Und es könnte sein, dass ich bald sogar die Mittel dafür hab :)

3.2.06, 21:14 Uhr

Tensidnovelle

Ich hatte es schon angedroht, dass ich, sobald mein Schaumseifenspender leer sein würde, eine Aktion starten würde, ihn wieder zu befüllen mit einer Nichtschaumseife meiner Wahl. Meine Wahl war dabei von Anfang an klar: Die Mandelmilchseife von Rossmann. Da geht geruchstechnisch nix drüber (naja, Speick ist auch nicht ganz furchtbar).

Und da die alte Seife jetzt schon so gut wie leer war, hab ich sie kurzerhand in ein Glas gekippt und mich daran gemacht, die neue Seife zurechtzumischen. Das Nachfüllpack hatte ich schon bei meinem Umzug aus Deutschland importiert und es lagerte seitdem in meiner Schublade.

Jetzt hatte ich mir vor längerer Zeit schon überlegt, dass es eine gute Idee wäre, das ganze in einem Messbecher zu machen. Warum? Tjaha, das wusste ich auch nicht mehr so genau, aber da ich mir relativ sicher war, dass es eine gute Idee gewesen war, hab ich es einfach so gemacht. Vielleicht hätte ich, anstatt krampfhaft zu versuchen, mich zu erinnern, einfach mal nachdenken sollen, dann wär ich sicher wieder darauf gekommen, was hinter der Idee steckte und warum es so, wie ich es gemacht habe nicht viel bringen würde. Aber ich komme darauf zurück.

Ich fülle also den Seifensiff in einen Messbecher (stelle dabei einen Beschiss sonder gleichen fest) und löffele dann ein kleines bisschen für einen ersten Test in den Spender, um die Ausgangsschaumkonsistenz zu begutachten. Erschütterndes Ergebnis: Eigentlich schon ziemlich gut. Aber das konnte der MacGyver in mir natürlich nicht einfach akzeptieren.

„Ein bisschen besser geht's doch sicher noch und die Originalseife war auch flüssiger und überhaupt was für eine Verschwendung, die dickflüssige Seife da einfach so reinzuverpulvern [Was kostet so Seife, 79 Cent vielleicht?],” so meine Rationalisierung des Trotzes.

Tja, es kam, was kommen musste. Ich gebe eine winzige Menge Wasser hinzu und statt Schaum kommt nur noch Schleim. Und da wurde mir dann auch schmerzhaft wieder bewusst, was meine gute Idee mit dem Messbecher war: Erst nur mit einer kleinen Probe herumexperimentieren und dann mittels der abgemessen Mengen und etwas Dreisatz den Rest anrühren. Tja, vorher ist man immer schlauer.

Kleiner Überlebenstipp am Rande: Wenn ihr so einen Schaumseifenspender zumacht, beachtet, dass da eine raumgreifende Mechanik im Bereich des des Spendekanals angebracht ist. Wenn man das nämlich nicht beachtet, macht man das Behältnis zu voll und das Ding sifft noch mehr rum als eh schon.

„Und der Geruch?” werdet ihr fragen, „Ist denn wenigstens der Geruch so gut wie erwartet? Denn waschen wird auch die Matsche aus dem Ejakulationsspender noch!” Tja, was soll ich sagen, während die Seife unverdünnt total toll roch, riecht sie jetzt weitestgehend nach... nach Seife halt. Nicht sehr sexy. Dafür kriegt man den Geruch nur noch ganz schwer aus den benutzten Küchenutensilien heraus.

Also ein Fehlschlag auf ganzer Linie und ich hätte ihn an mehr als einer Stelle verhindern können. Jeder kriegt die Seifenpampe, die er verdient ;) Aber nächstes Mal, jaha, nächstes Mal... muhahaha! Und außerdem bin ich bald in Deutschland, dann kauf ich mal was von der Hobbythektinktur und versuche was zu retten *irresLachen* Fortsetzung folgt also...