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Frog Blog

20.12.05, 15:22 Uhr

Hinflug

Ich bin ganz offensichtlich doch Blog-süchtig ;) Ich blogge hier grade aus der Wartehalle von Roissy. WLAN gibt's hier leider nicht, ich dachte Manager und so könnten noch weniger ohne Netz als ich. Naja, dann halt seit langem mal wieder offline-Blogging. Mir ist jetzt grade, als ich durch die Panoramafenster auf den Flugplatz an sich geguckt habe, erst wieder aufgefallen, wie lange ich nicht geflogen bin. Früher bin ich oft geflogen, zu meinem Vater nach Spanien, in einem Urlaub nach Réunion/Mauritius/Madagaskar sogar acht Flüge im selben Urlaub. Aber jetzt fühlt sich das alles wieder total neu an und aufregend. Ist ja eigentlich ganz schön.

Ein komisches Gefühl, das ich schon länger habe, ist, dass ich bald wieder deutschen Boden betreten werde. Das hab ich ja seit Monaten nicht. Weiß auch nicht, warum sich das seltsam anfühlt, aber ist halt so. Oh Gott, und dann werden wieder alle Leute um mich rum Deutsch sprechen. Das ging ja schon in der Warteschlange hier los. Da hab ich ja überhaupt keine Lust drauf. Überhaupt kann es hier so schlimm nicht sein, außer den Leuten, die ich da kenne, zieht mich nichts nach Deutschland. Aber die sind natürlich ein Totschlagargument, Dani vor allem! Aber ein bisschen Angst hab ich schon, dass ich im Januar zurück nach Frankreich komme und sprachlich wieder zurückgeworfen bin, mich wieder einquatschen muss oder so. Läuft grade einigermaßen gut.

Naja, wenn dem so ist, ist das halt Pech. Ich werde nicht anfangen, meine deutschen Mitmenschen auf Französisch zuzutexten. Erstmal steht jetzt der Weihnachtsstress an. Muss meine ganzen Geschenke in Deutschland besorgen, da hab ich erstmal ein Projekt für die nächsten Tage. Die Geschenke für die hiesige Verwandtschaft haben zum Glück noch etwas Zeit. Und nicht in Bielefeld zu sein, macht es auch nicht gerade einfacher, Leute da zu sehen.

Also dann, ich weiß nicht, was ich euch wünschen soll, weil ich nicht weiß, wann ich das hier rausschicke. Aber mal schauen, ob ich länger ohne Blog aushalte, wenn ich erst wieder bei Dani bin. Und weil das, was ich abgesehen von den Leuten, in Deutschland am meisten vermissen, die Umlaute sind, sag ich einfach mal: Tschö!

PS: Es geht übrigens auch noch schlimmer als mit meinem Busfahrer neulich. Auf dem Hinweg hat der Fahrer einer Frau mit Kinderwagen die Tür vor der Nase – oder besser vor dem Wagen – zugeschlagen, obgleich sie nicht „zu spät angehechtet kam, sondern einfach in der Schlange gestanden hat, die nun mal so lange gebraucht hat, um einzusteigen. Aber dabei hatte sie noch Glück, der Mann vor ihr wurde richtiggehend eingeklemmt. Er konnte sich zwar noch rauswurschteln, aber wenn der Kinderwagen eingeklemmt worden wäre...

Plus Là !

Nachdem ich vor kurzem meinen Laptop Fantasio auf Französisch umgestellt habe, weil es mir auf die nerven ging, dass ich die ganzen Begriffe nicht kannte, habe ich festgestellt, dass Adium sogar sein Away-Schild im Dock internationalisiert hat. Wow. Ich dachte, das passt ganz gut, um mich jetzt erstmal abzumelden für die Feiertage. Soll nicht heißen, dass ich auf jeden Fall nicht bloggen werde, vielleicht komme ich ja dazu oder die Sucht treibt mich (Hab ich die? Ich werd's erfahren.), aber baut besser nicht drauf. Also, in diesem Sinne euch allen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Bis bald!


PS: Es hat übrigens funktioniert, ich kann mir zum Beispiel endlich "supprimer" für "löschen" merken, wie oft hatte ich das gebraucht und es fiel mir nicht ein!

PPS: Das Monatsziel wurde ja auch bereits erreicht: Ich habe wieder mehr geschrieben als im Vormonat ;) Der nebenstehenden Graphik können Sie die Größe der reinen HTML-Datei sehen, die jeweils alle Artikel der bisherigen Monaten enthält. Immerhin nur ein lineares Wachstum. Wenn ich irgendwann rausfinde, wie man gnuplot richtig bedient, ersetz ich sie durch eine schönere Graphik. Beziehungsweise mache das mit den Graphiken für die Folgemonate. Ihr seid nämlich bestimmt auch alle so Statistikfreaks wie ich =)

19.12.05, 04:25 Uhr

La Politique

Meine Oma hat sich immer beschwert, dass ich zu wenig Französisch rede. Und wenn ich jetzt anfange, über Politik zu reden, guckt sie manchmal so – hab ich den Eindruck – als hätte sie lieber, dass ich die Klappe halte ;) Hm. Unsere Meinungen sind aber auch oft wirklich nicht kompatibel (Andererseits schimpft sie mindestens so laut über Sarkozy. Heute war ich am Telefon und hörte sie laut rufen. Ich frag mich, ob irgendwas passiert is', aber als ich später nachfrage, wusste sie erst gar nicht, was ich meine, bis ihr einfiel: "Ach so nein, da war Sarkozy im Fernsehen, den hab ich ein bisschen beschimpft."). Überwachung wäre ihretwegen doch ok, sie wäre ja keine Kriminelle. Oh Mann, wenn ich das schon höre! Die Meinungen von mir und meinem Onkel passen eigentlich schon eher zusammen. Trotzdem hab ich mich heute ewig lange mit dem bekriegt. Er meinte "Ich bin völlig mit dir einer Meinung", ohne dass er auch nur eine Spur so klang. Und ohne dass er die Belehrungen, Bedenken und Einwände sein lies: "Das ist doch alles nichts Neues. Da warst du wohl ein bisschen naiv, wenn dich das überrascht." (Thema die kommende europaweite Überwachungsregelung) Meine Tante meinte dann hinterher: "Ich hab das schon vor Jahren aufgegeben, mit dem zu diskutieren. Das bringt nix." Hmm, immerhin hatte ich den längeren Atem ;)

Und apropos Politik: Irgendwann muss ich auch nochmal einen Artikel über die Nachrichten hier schreiben. Aber erstmal brauch ich ein gesicherteres Bild darüber. Aber in kurz: In Anbetracht der Tatsache, dass die Nachrichten in Deutschland scheiße sind und die Nachrichten in Frankreich anders, aber auch scheiße sind, ist es erstaunlich, dass arteInfo so eine phantastische Nachrichtensendung ist :)

18.12.05, 00:10 Uhr

Weihnachten in Paris

Ich habe das Gefühl, dass ich in letzter Zeit kaum noch was von mir erzählt habe, sondern die meiste Zeit über verschiedenste Firmen oder die Politik hergezogen habe. Hmm, vielleicht ist das der Weg alles Bloggigen. Jetzt schreibe ich zwar auch nichts wirklich persönliches, aber zumindest von meinen Eindrücken heute. Und zwar habe ich heute die letzte wirkliche Chance zu einer Tour durchs weihnachtliche Paris genutzt, wo ich doch Dienstag schon fliege und erst im neuen Jahr wiederkomme.

Angefangen habe ich bei den bekannten animierten Schaufenstern der Grands Magasins. Kein Foto davon, vor allem, weil einfach überhaupt kein Durchkommen war. Da war vielleicht ein Gedränge... wow. Aber es war auch irgendwie nicht so toll. Naja, waren halt Schaufensterdekos, die recht aufwendig durch so Marionettenseile durch die Gegend geruckelt wurden. Für die ganzen Kinder sicher toll und wohl auch vor allem für die gedacht. Aber irgendwie nichts im Kern Neues. Doch, ganz lustig fand ich beim Printemps ein Schaufenster, wo drinnen unter anderem ein Drache dargestellt war, der seinen Hals durch das Fenster nach draußen gesteckt hat. Das war zwar nicht animiert, aber eine nette Idee.

Beeindruckender war die Dekoration mit Lichtern von außen. Vor allem die der Galeries Lafayette. Das Printemps war ganz nett, aber nicht so beeindruckend geschmückt. Da hingen eine Reihe von Lampions dran, aber kein Vergleich mit dem Lafayette. Das Samaritaine ist ja für Renovierungsarbeiten geschlossen worden (Schade, der letzte kostenlose Blick über Paris war das.) und das Bon Marché war zu weit ab vom Schuss, da kann ich nichts zu sagen, weil ich da nicht war.

Dafür wollte ich mir eigentlich neue Handschuhe in den Galeries Lafayette kaufen, aber ich hab das Gedränge schon nicht mehr ausgehalten, bevor ich überhaupt die richtige Abteilung gefunden habe. Nicht die Menschendichte wie Karstadt an Heiligabend, aber natürlich ungleich mehr Menschen insgesamt und immer noch zu dicht für meinen Geschmack. Allerdings ist es immer wieder ein Erlebnis, durch dieses Kaufhaus zu gehen. Man taucht von Etage zu Etage und Abteilung zu Abteilung in immer neue Welten ein, die genau auf die Zielgruppe zugeschnitten sind. Musik, Verkäufer, Einrichtung, alles entspricht genau dieser Zielgruppe und ist für sie bis ins Detail perfekt und vor allem niemals geschmacklos. Sehr elegante Parfümverkäuferinnen an der einen Stelle, lässig und nichtmal sonderlich mainstreamig gekleidete Verkäuferinnen für den Jugendkram an einer anderen. Und überall dazwischen Nebenjobstudenten in Klamotten aus irgend einem vergangenen Jahrhundert. Sah cool aus, aber ich hab über die noch nichts gehört, kann mich da wer aufklären, was es mit denen auf sich hat? Waren mir vorher nicht aufgefallen, sind die nur zu Weihnachten da?

Im Lafayette habe ich übrigens auch noch eine sehr irritierende Durchsage gehört. Eine Frau sagte in völlig akzentfreiem Deutsch folgen völlig falschen Satz: "Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit: Herr und Frau Sowieso sind am Informationsschalter erwartet." Die Passivkonstruktion ist französisch. Wie kann jemand, der so unglaublich gut Deutsch spricht was den Akzent betrifft, so grundlegende Sachen wie einen Passiv nicht hinkriegen? Die meisten Leute werden ihren Akzent nie ganz los und wenn sie noch so viele Jahrzehnte in einem Land leben. Den Passiv krieg aber sogar ich schon ab und an hin. Komm ich nicht drüber weg.

Nach den Grands Magasins bin ich zum Weihnachtsmarkt in dem Hochhausviertel La Défense. Erst war ich ziemlich geschockt, als ich da ankam, weil der von außen unheimlich popelig aussah, aber das waren nur die Außenwände und die hatten nichts zu sagen. Als ich erstmal drinnen war, war es dann ziemlich gut. Aber um es gleich vorweg zu nehmen: Den weißen Glühwein hab ich nicht gefunden. Ich hab auch einen Glühweinverkäufer gefragt, ob denn der Weißwein, den sie verkauften, auch Glühwein wäre. "Nein, Monsieur," meinte der dann, "der ganze Glühwein ist rot." Und hat ab da Englisch mit mir gesprochen. Vernichtender geht es wohl nicht mehr. Ich hab mich zwar noch beschwert, ich würde ja auch Französisch sprechen, aber das hat er wohl nicht mehr zur Kenntnis genommen. Es gab allerdings den Glühwein nicht in Tassen oder Gläsern mit hundert Euro Pfand wie in Deutschland, sondern in Plastikbechern. Allerdings in Plastikbechern, die eine Weinglasform hatten. Also richtig mit Stiel und so!

Danach habe ich Tartiflette zum Mitnehmen bestellt und auf den fast leeren Stufen der Grande Arche gegessen. Wow! Was für ein Gefühl! Ich liebe ja La Défense, auch wenn es viele hassen. Ich liebe diese riesigen Gebäude und den großen freien Platz und vor allem La Grande Arche. Und da zu sitzen, zwischen all diesen imposanten modernen Gebäuden und den ganzen Lichtern, den Blick entlang der historischen Achse von Paris direkt auf den Triumphbogen am Horizont, ja direkt auf dieser Achse sitzend... unbeschreiblich. Und nicht nur meine Worte reichen nicht aus, auch meine Kamera hat leider nicht das Gesichtsfeld meines Auges, aber vor allem auch nicht dessen Auflösung. Den kleinen, funkelnden Triumphbogen am Ende der weiß-roten Perlenschnur aus Autos erkennt man nur in der optischen Vergrößerung und da ist es nicht mehr dasselbe. Ich fand es jedenfalls zum einen allein schon visuell wunderschön, zum anderen ein berauschendes Gefühl von Freiheit und... und... ja was? Ich kann es nicht genau sagen. Bedeutsamkeit? Des Augenblicks? Des Menschen? Ich glaube diese Verbindung von Geschichte und Fortschritt, die da in Szene gesetzt wurde hat zumindest einen guten Teil zur Magie des Moments beigetragen. Und nicht irgend einer Geschichte, genauso wenig wie es irgend eine Gegenwart war. Es war dieses ganz besondere Gefühl, das ich nur in großen und großartigen Städten habe. Zuletzt in Wien und jetzt immer wieder, wenn ich durch Paris spaziere und in jenem Augenblick ganz besonders.

Nicht, dass ich das Gefühl habe, dass ich ein besonders erhellendes Licht auf dieses Gefühl geworfen habe, weder für mich noch für euch. Aber ich kann es nicht genauer ergründen. Wenn ich es durchdrungen habe, lasse ich es euch wissen. Wenn ihr selbst das Gefühl kennt, lasst es mich wissen (am besten mit Erklärungsversuch ;).

Die Tartiflette (wer das Rezept noch nicht angeklickt hat: Kartoffeln in Scheiben mit Käse, Schinken oder Speck und Crème Fraîche oder ähnlichem) war übrigens nicht sehr lecker, aber das war mir in dem Moment völlig gleichgültig. Das Rezept klingt aber gut, sollte ich nochmal in besser essen. Es roch auch sehr lecker. Der Weihnachtsmarkt war überhaupt mit ziemlich vielen Gerüchen übersäht. Es gab neben dem Üblichen an Futter und Racletteständen (Raclettekäse mit wohl traditionell geformten Schabevorrichtungen, die direkt am angeschnittenen Käserad gearbeitet haben, auf Baguette bugsiert) auch einen Dönerstand und sogar kreolische Küche. Und überall riesige Pfannen, in denen die Gerichte gekocht wurden, wie auf den Fotos von asiatischen Märkten. Es gab auch sonst so ziemlich alles, was es auf deutschen Weihnachtsmärkten auch gibt (ausgenommen Bratwurst), allerdings weniger Süßkram und auch nicht ganz so viele Figürchen und so. Dafür Käsestände, Foie-Gras-Stände (Frankreich ist voll von Gänseleberwerbung momentan, egal ob Fernsehen oder Métrowände, überall wird Stopfleber beworben. Gehört hier halt zu Weihnachten dazu, meine Oma hat auch schon welche.), Schinkenstände und die ganzen anderen Stände, die französische Märkte vom normalen deutschen Markt unterscheiden: Stände für Teppiche, Kleidung, Hüte und so weiter. Nein, der Markt war wirklich interessant und ich hätte es sicher länger ausgehalten... wenn nicht die verdammte Musik so grausam gewesen wäre! Ich wurde mit Jingle Bells in einer Maximum-Kitsch-Version empfangen und weiter ging es dann mit "Oh Tannenbaum". Von einem Kinderchor auf Deutsch gesungen ("Oh Tannenbaum" hat hier ungefähr den Status wie bei uns "Frère Jacques", lernt man halt in der Schule, ohne notgedrungen zu wissen, was es heißt), dann abgelöst von einer schmalzigen Männerstimme auf Französisch ("Mon beau sapin") in mehreren Strophen, später am Abend hab ich es dann auch noch auf Englisch gehört. In dem Stil ging es auch die ganze Zeit weiter, es war wirklich schwer zu ertragen. Und man konnte nicht fliehen, wenn irgendwo die Musik grade besonders schlimm war, weil die zentral durch alle Lautsprecher geblasen wurde. Also wenn sie grade leiser wurde, wurde sie von wo anders auch schon wieder lauter. Nur der Stand, wo ich den Glühwein getrunken habe, hat wohl für seine eigene Musik gesorgt, zumindest war sie da stilistisch anders, mehr Stimmungsmusik. Auch nicht grade toll, aber besser. Torpediert wurde das dann wieder durch die Leute, die am Stand gearbeitet haben und die dazu getanzt haben (harmlos) oder laut und animierend gepfiffen und geklatscht haben (schlimmer). Ausgiebig gebummelt habe ich also nicht und bin stattdessen weiter zur nächsten Station, die ich ja schon fast von meinem Aussichtspunkt unter der Grande Arche gesehen habe: den Champs-Elysée.

Die waren aber eher gewöhnlich dekoriert, sehr viele Lichter in den Bäumen. Schön, aber nicht außergewöhnlich. Das beste wäre aber weiter unten beim Kreisverkehr gewesen (nicht dem großen mit dem Triumphbogen), habe ich dann später erfahren. Naja schade, ich habe stattdessen noch eine kleine Tour um den Arc de Triomphe gemacht.

Unter anderem auf die andere Seite von den Champs-Elysée aus gesehen, sodass ich quasi genau da stand, wo ich vorher von den Stufen aus hingeguckt habe (Die Métro ist was Tolles, auch wenn sie speziell heute voll war wie ich sie glaub ich noch nie vorher erlebt habe. Ich habe zweimal Züge einfach weiter fahren lassen, weil ich mich da nicht mehr reinquetschen wollte.) und jetzt den anderen Bogen als kleines weißes Eck in der Ferne sehen konnte. Ein etwas weniger kleines Eck allerdings, sodass ihr das hier sogar auf dem Foto ganz gut nachvollziehen könnt. Die Weite des Blicks ist natürlich etwas, das sich auf Fotos immer nur erahnen lässt. Und etwas, das ich glaube ich in Bielefeld mit am meisten vermissen werde, wenn ich wieder da bin. Keine Plätze und vor allem keine riesigen Achsen, die sich bis zum Horizont erstrecken und doch mitten durch die Stadt gehen. Auch keine großen Parks mit immensen Grasflächen. Es ist erstaunlich, was für eine Wirkung schiere Größe haben kann auch wenn oder grade wenn es die Größe von einem Bereich ohne etwas darauf ist.

Nach den Champs-Elysée bin ich dann nach Hause gefahren. Naja, noch nicht direkt, ich habe noch ein paar Fotos gechossen vom hübsch dekorierten Rathaus von Montrouge und ein paar anderen Sachen, um meine Weihnachtsdeko-in-meiner-Umgebung-Sammlung zu vervollständigen, die ich schon vor ner Woche oder so angefangen habe und euch an einem anderen Tag mal vorstellen werde. Diese letzte Etappe hat aber nicht sehr lange gedauert, die ganze Tour heute war schon lang genug. Aber sehr schön :)

17.12.05, 12:39 Uhr

Varta gehört nicht in den CD-Spieler

Varta-Batterien sind pfuiMan muss sich glaub ich keine Illusionen machen, dass in irgend einem Land Fernsehwerbung weniger blöd wäre als in einem anderen. Es gibt immer mal wieder gute Werbungen, aber der Großteil ist doch einfach mal bescheuert. Aber grade eben habe ich eine Varta-Werbung gesehen, die mich dann doch etwas schockiert hat: Irgendne Frau tanzt durch die Bude, dann ist wohl die Musik aus (Ton war aus), sie nimmt die Varta-Batterien aus dem CD-Spieler und dann sieht man sie von aus dem Mülleimer heraus gefilmt, wie sie die Batterien wegschmeißen will. "Waaaas?" Aber nein, dann hält sie inne und ich dachte: "Ah, puh, ok, eine 'Batterien gehören nicht in den Mülleimer'-Kampagne!" Aber Pustekuchen, sie schmeißt stattdessen lachend den CD-Spieler weg! Ja! Völlig unbeeindruckt von diesem Batterien-Elektroschrott-Hausmüll-und-Wegschmeißkultur-Drama geht die Werbung bescheuert weiter, wie bescheuerte Werbungen halt so weitergehen: Sie geht zu ihrem Schrank mit stapelweise CD-Spielern drin, nimmt einen neuen heraus, tut die alten Varta-Batterien rein und tanzt weiter durch ihre Bude. Wieder eine Marke mehr, von der man sich beim Einkauf merken muss, dass man die Finger von ihr lässt.

kinder-Überraschung... und für mich auch

Ich hab mich schon seit Tagen auf das heute Päckchen in meinem Adventskalender gefreut, weil man schon von außen gesehen hat, dass das ein Überraschungsei ist (auf dem Foto das große, eiförmige Päckchen ganz unten links). Ich rupf also heute voller Begeisterung mein Päckchen ab, maufel die Schokolade, öffne das gelbe Dingsbums so gut ich kann... und wunder mich erstmal kräftig. Nix zum Drücken oder Drehen oder so. Hab das Ding also erstmal beiseite gelegt und bin zur Uni, weil ich etwas Zeitdruck hatte.

Als ich dann wiederkam, konnte ich es mir etwas genauer angucken und hab dann ziemlich schnell ziemlich dumm geguckt: Auf diesem komischen Anhängerteil, das im Ü-Ei war, war nämlich ein Bild von einer Art Comic-Amazone, die grade mal einen knappen BH an hat und einen Rock, der ihr schon auf halb acht hängt und gar nicht mehr hängen dürfte, wenn sie mal die Beine zusammen machte. Was mich aber am meisten verstört hat, war die Tatsache, dass sie ein Glücksrad zwischen ihren Beinen hatte! Was um alles in der Welt soll das für eine Symbolik sein?!

Gut, jetzt gehör ich eigentlich zu den Leuten, denen irgendwie nicht klar ist, was "sexuell explizite" (gibt's da nen deutsches Wort für?) Darstellungen böses mit der Psyche von Kindern anstellen sollen. Aber das ist ja eher nicht so die gemeingültige Auffassung. Von daher muss ich mich schon wundern, wer da bei Ferrero nicht aufgepasst hat :)

Die Das Geilste hab ich dann aber auf der Ü-Ei-Packungsbeilage gefunden. Da gibt es nämlich in derselben Serie eine Blondine, die allem Augenschein nach nicht einmal mehr einen BH trägt und nur noch ein leichtes rosa Tuch notdürftig über ihre Brust klammert. Augengröße und Blumendeko sieht man leicht an, dass sie außerdem ziemlich auf Droge sein dürfte. Das obligatorische Glücksrad im Schritt fehlt natürlich auch bei ihr nicht. Und zuletzt auch noch der Name: Virgina! Ha, Spitzenklasse! Logisch, Sternzeichen und so. Nee is' klar ;)

Ach und fast hätt' ich's vergessen, man spielt mit den Dingern, indem man zwei davon aufeinander legt. Hat jetzt auch niemanden mehr gewundert, oder? Zitat Beiblatt zu allem Überfluss: "Den Spaß könnt ihr noch steigern, wenn ihr zu viert spielt". Herrlich! Aber übrigens kann man darüber geteilter Meinung sein.

Insgesamt erinnert mich das ganze ziemlich an die Gruppensex-Maoam-Geschichte damals. Mal gucken, ob auch in diesem Fall die BILD-Zeitung irgendwann in vier Monaten oder so davon erfährt und die Geschichte dann als neu verkauft ;) Aber wahrscheinlich ist das nicht ihr Kaliber, immerhin ist es hier kein Obst mit komischen Strichen, sondern etwas, das tatsächlich erschreckend viel Ähnlichkeit mit dem "Seite-1-Girl" bei ihnen hat.

16.12.05, 21:13 Uhr

Busfahrer sind zwar nicht alle, aber überall gleich

Zumindest gibt es auch hier so richtige Arschlochexemplare. Gestern geh ich grade auf die Straße raus und exakt im selben Augenblick donnert der Bus an mir vorbei. Meine erste Reaktion war: "Oh Mist!" und meine zweite: "Den kriegste noch!" Sind so 300m bis zur Haltestelle und zwei Straßen dazwischen. Andererseits braucht der Kahn im Kreisverkehr auch immer nen Moment, deswegen hatte ich ne Chance. Ich wetz also los wie'n Irrer, über die Straßen rüber und dann halb durch den Kreisverkehr zur Haltestelle. Als der letzte in den Bus einsteigt, hab ich selbigen auch erreicht und bin nur noch zwei bis drei Sekunden vom Eingang entfernt. Und was macht die Sau? Die Tür zu! Eine halbe Sekunde nachdem sie sich ganz geschlossen hat, klatsche ich noch im vollen Lauf mit beiden Händen gegen die Scheibe. Das kann man ja bald nicht mehr "vor der Nase zumachen" nennen. Ich war denn auch im ersten Moment zu perplex um ihm ein angemessenes "Verfluchter Wichser!" hinterher zu brüllen (wär auch auf Deutsch ok gewesen, die Geste zählt). Das war dann auch, was mich am meisten gestört hat die ganze Zeit danach, als ich auf den nächsten Bus gewartet habe, dass ich nicht einmal sein Gesicht richtig gesehen habe und ihm so nie werde sagen können, was für ein verdammter Arsch er ist.

Naja, ich hab's dann irgendwann doch noch in die Uni geschafft und sogar pünktlich. Aber ich muss schon sagen, nachdem mir die beiden Male zuvor der Berg ja wieder leichter gefallen ist, war ich da wieder derbe abgekämpft. Weiß nicht, ob ich mich doch noch mehr gehetzt habe, oder ob ich noch geschlaucht war von dem Sprint. Jedenfalls kam ich dann oben an und musste erstmal mein Gebäude suchen. Raumplanänderungen sind nämlich auch ein internationales Phänomen. Zum Glück hab ich sehr schnell Leute erspäht, die auch völlig planlos in der Gegend rumgerannt sind und die dieselbe Vorlesung wollten wie ich, wie sich dann herausstellte. Und da die Dozentin eh viel zu spät kam, machte das alles gar nichts. Die Vorlesung selbst war dann echt interessant. War eigentlich wieder über Audioschnittstellen, aber diesmal hat sie (Profs wechseln hier dauernd, das soll aber so) uns eine Kurzeinführung in das Lesen von Spektrogrammen gegeben. Sogar mit Praxisteil (obwohl die Vorlesungen in Orsay, die ich besuche, wohl keine speziellen Übungen haben), wo wir dann zuerst sagen sollten, ob eine Stimme männlich oder weiblich ist, ob sie flüstert, sich aufregt oder sonstwas besonderes ist und dann sollten wir ein Spektrogramm eines gesprochenen Satzes segmentieren und die jeweiligen Phoneme darunter schreiben. Wir kannten zwar den Satz, aber dass das ganze auf Französisch war, machte es nicht gerade einfacher. Nach meiner Zählung waren wir in dem Kurs übrigens sechs Ausländer zu drei Franzosen ;)

"Les sauveteurs n'ont pu pénétré au rez-de-chaussée." ("Die Helfer konnten nicht ins Erdgeschoss vordringen"... fragt mich nicht!) muss man eh erstmal in "lesɔftœRnõpypenetReoRet∫ose" transkribiert kriegen. Und wer das jetzt schon kryptisch findet – als Spektrogramm wird es nicht unbedingt besser. Auf der anderen Seite braucht man das Spektrogramm, damit man überhaupt weiß, welche Laute genau benutzt werden. Aber so wurde für mich in dieser Vorlesung auch ein Rätsel gelöst, an dem ich schon öfter geknabbert habe: Im Deutschen gibt es ja die Auslautverhärtung, im Französischen eigentlich nicht (mehr). Allerdings bin ich immer wieder bei Muttersprachlern auf Phänomene gestoßen, die dem zu widersprechen schienen. Und wenn man mal bei diesem Satz hinguckt: "au rez-de-chaussée" wird "oRet∫ose" gesprochen, nicht "oRedə∫ose". Hätte ein Deutscher nicht schöner sagen können. Aber – und jetzt kommt's – das kommt gar nicht daher, dass das ein Silbenschluss ist, sondern daher, dass dahinter ein stimmloser Laut folgt (∫). Jaha! Es gibt nämlich sogar das umgekehrte Phänomen. Zum Beispiel in "paquebot" ("Ozeandampfer"), was normalerweise nicht "pakəbo" ausgesprochen wird, sondern "pagbo". Tja, da bricht man sich als mehr oder weniger Norddeutscher dann wieder die Zunge dran ab. Und sowas nährt bei mir immer die Zweifel, ob ich jemals zu Real-Time-Französischprocessing in der Lage sein werde. Zumal es auch zu dieser Regel Ausnahmen gibt :/ Wie auch immer, diese Spektrogrammaufgabe habe ich jedenfalls hingekriegt und das sogar ohne Hilfestellungen und so gut wie ohne Fehler (geschlossenes statt offenem "o", mein Gott). Da war ich dann natürlich stolz wie Oskar :) Als Hausaufgabe sollen wir ein weiteres Spektrogramm so bearbeiten... ohne den gesprochenen Satz zu kennen. Ha ha! Das brauch ich dann wiederum gar nicht erst versuchen glaub ich. Auf jeden Fall eine sehr interessante Stunde und man gewinnt neuen Respekt vor der Leistung von Spracherkennungssystemen... insbesondere unserem Ohr ;)

Nach der Vorlesung, auf dem gefährlichen Weg nach unten, hab ich noch mit einem Kommilitonen gequatscht. Hab ihn auch ausgefragt, wo denn die Leute in der Regel so wohnen würden. Aber auch in Orsay das gleiche Bild: Alle wohnen direkt bei ihrer Uni um die Ecke, Richtung Paris quasi keine Sau. So ein Ärger.

Abends war dann, ich hatte es glaub ich nur angedeutet, schon wieder eine Party in Torcy. War auch wieder sehr nett, bis zu dem Zeitpunkt, wo plötzlich fast alle verschwunden sind. Und ich hab mich nicht rechtzeitig loseisen können, sodass ich wieder da geschlafen habe. Diesmal zwar auf einer Isomatte, die war aber nicht sehr dick und ich bin dauernd aufgewacht, weil mir die Seite weh tat, auf der ich gelegen hab. Dann hab ich mich immer unter Schmerzen umgedreht und bin wieder eingepennt. Oft mach ich das besser nicht. Dann am nächsten Tag nach Hause, grade etwas Brot reingeschoben und wieder weiter nach Orsay, zur letzten Vorlesung vor den Ferien. Und jetzt ist es schon (entgegen dem Timestamp, der ja nur angibt, wann ich die Seite aufgemacht habe, um diesen Artikel zu schreiben) zehn nach fünf Uhr morgens und ich hab morgen doch noch so viel vor. Ganz viel Weihnachtsdeko gucken zum Beispiel. Und den Weihnachtsmarkt ausprobieren, auf dem es weißen Glühwein geben soll. Ich halte euch natürlich über all das auf dem Laufenden, aber erstmal geh ich denn jetzt ins Bett.

PS: Ein Detail muss ich noch erzählen. Ich mach mir oft Notizen in mein Handy, damit ich Stichpunkte habe, über was ich bloggen will. "Spektro" ist nun ein Wort, das mein T9-Wörterbuch wie erwartet nicht enthalten hat, aber das puzzeln war lustig genug. "spe" wurde ohne Intervention meinerseits erstmal zu "spd" und nachdem ich dann irgendwie auf die Idee kam, er könnte den Rest des Wortes als Anfang eines anderen Wortes haben (was natürlich Blödsinn war, welches Wort fängt schon mit "ktro" an?), hat er mir "juso" daraus gemacht =) Ich glaube, man sollte Spektrogramme demnächst nur noch in rot malen ;)

15.12.05, 02:38 Uhr

Rasterfahndung 2.0

Nachdem ich erfahren habe, dass die Tagesschau gar nicht darüber berichtet hat, dass demnächst in der ganzen EU eine permanente Rasterfahndung für alle diejenigen Bürger eingeführt wird, die sich anderer Kommunikationswege bedienen als Luft und Papier, beziehungsweise die keine Anstalten unternehmen, ihre Kommunikation zu verschleiern (wie z.B. Terroristen das tun dürften), muss ich doch noch ein paar Worte dazu hier im Blog verlieren. Zuerst solltet ihr aber diesen Heise-Artikel zum Thema lesen, der schonmal alles wichtige sagt. Wenn ihr noch Ausdauer habt auch noch diesen hier.

Es ist alles so frustrierend (das hier zum Beispiel auch). Ich würde ja auswandern, ich kenne nur leider keine anderen Planeten, auf denen menschliches Leben möglich ist. Denn irgendwie drehen momentan so ziemlich alle Regierungen am Rad, oder?

Naja, vielleicht können die Gerichte ja noch was ausrichten. Oder doch noch der gesunde Menschenverstand. Terroristen können eh einfach einen ausländischen Freemail-Provider nehmen und schon hat sich's was mit loggen. Da hilft auch das Datamining der EU nix mehr. Auf der anderen Seite kann eigentlich nicht jeder Anbieter von E-Mail in Europa eine komplizierte Filterung und Speicherung leisten. Denn das sind nicht nur Internet- und Freemail-Provider sondern zum Beispiel auch Universitäten. Vielleicht sogar Schulen. Zahllose andere Einrichtungen, wo kriegt man heutzutage nicht alles eine Mailadresse hinterhergeschmissen? Selbst Privatleute können ziemlich einfach entsprechende Software bei sich installieren. Viele tun das auch und manche erlauben den E-Mail-Versand, ohne das zu wissen. Das ist toll für Spammer, aber in Zukunft kommt dann wohl Schäuble persönlich vorbei und legt die armen Unwissenden in Ketten, weil sie Mails weitergeleitet haben, ohne die Header zu speichern. Böse, böse, derentwegen fliegen jetzt irgendwo Mülleimer in die Luft. Das ist mindestens so böse wie von Deportationen wissen, aber es nicht für nötig befinden, das anzuzeigen. Ach nein, jetzt verwechsle ich ja was, das war ja gut. Sogar wenn es wer von der SPD war. Vielleicht bringt Schäuble mal einen Leitfaden raus: "Gut und Böse für Anfänger – Wie werde ich ein anständiger Bürger in 21 Tagen?" oder so. Damit ich das auch verstehe.

Update: Ich habe eben eine Antwort von Carsten vom Techfak-Support in Bielefeld erhalten, wo er meint, dass sie wohl nicht von dem kommenden Gesetz betroffen sein werden. Schön für die Unis, schön vor allem auch für mich, weil meine Mails dann nicht überwacht werden (SSL-Verschlüsselung sei Dank). Macht das ganze aber meiner Meinung nach noch ne Nummer sinnbefreiter. Jetzt muss man nichtmal mehr ins Ausland "gehen" (was ja im Internet auch eh ne große Hürde ist), zumal wir ja wissen, dass Terroristen alle technische Studiengänge studieren ;) Das Blöde ist nur, dass man jetzt die Wahl hat zwischen Verzweiflung ("Sind die wirklich so blöd?") und Paranoia ("Was, wenn sie genau wissen, was sie tun...").

2. Update: In diesem Blog und speziell in diesem Artikel finden sich schöne Hinweise zum Thema.

14.12.05, 21:49 Uhr

Herzlichen Glückwunsch, 66.50.162.209, Sie sind der tausendste Besucher!

Mein Blog-Counter hat grade die magische Grenze von 1000 Besuchern gesprengt! Vielen, vielen Dank an euch alle, die ihr so viel Interesse an dem zeigt, was ich so zu sagen und zu erzählen habe :) Der Gewinner ist übrigens der Besitzer der IP-Adresse 66.50.162.209 (zumindest um 21:39:08), die sich aber leider meines Traceroutes entzogen hat. Ich hatte euch ja eine kleine Tour durch die Ergebnisse des Zählers versprochen, muss euch aber auf die nächsten Tage vertrösten. Außerdem habe ich heute schon so viel gebloggt, dass es euch wahrscheinlich auch mindestens reicht ;) Also dann, vielen Dank noch einmal, ich hoffe, dass ihr mein Blog auch weiterhin so interessant findet und nutzt die Kommentarfunktion, um frühzeitig mitzuteilen, wenn das nicht so sein sollte :)

Keine Liebe in Handy-Betriebssystem

Wenn die Revolution kommt, sind die Entwickler der Software für Sony-Ericsson-Handys die ersten, die an die Wand gestellt werden: Wenn man sich eine SMS anzeigen lässt und die Löschen-Taste drückt, wird ein Dialog angezeigt, ob man die SMS löschen will. Wenn man sich einen Termin anzeigen lässt und die Löschen-Taste drückt... passiert NICHTS. Gar nichts! Man muss erst auf "Bestätigen" drücken, dann als Menüpunkt 4 "Löschen" wählen.

Gibt noch zahllose andere Nervigkeiten, die mir momentan aber nicht einfallen. Abgesehen von dem abgründigen T9-Wörterbuch. Vielleicht sammel ich in dem Artikel mal ein bisschen in Form von Updates, wenn mir wieder was auffällt.

Musste aber grade noch meinen Frust loswerden. Wenn ich mir irgendwann ein neues Handy kaufe, wird das auf jeden Fall eins, auf dem Linux läuft.

Nachtrag 17. Dezember: Meine heutigen T9-Unwörter des Tages (weil einfach nicht im Wörterbuch) sind: gepasst (15) und Pfanne (14). Echt seltene Wörter, braucht außer mir bestimmt kein Mensch. (Die Zahlen in Klammern sind die Häufigkeitsklassen bei wortschatz.uni-leipzig.de)

19. Dezember: "Du ziehst" (16) zu kennen, ist auch purer Luxus.

14. Januar: Überhaupt fände ich es schön, wenn ein Wort entweder drin ist oder nicht. Ein Verb reinzunehmen und dann aber Konjugationsformen, die man aus persönlichen Gründen nicht mag, wieder rauszuschmeißen, ist schon etwas, das einen als Benutzer in den Wahnsinn treiben kann: Du kanntest (17), wenn du kämst (18), ihr kämt (15) und selbst ihr kamt (16) sind nicht enthaltene Formen von "kennen" und "kommen". Die sind zumindest im Infinitiv sogar enthalten.

Und wenn man "Schaffner" hat, Schaffnerin (17) aber nicht... was soll man dazu sagen?

Außerdem ist bei der Auswahl von Wörterbüchern natürlich immer die Domäne zu beachten, in der sie verwendet werden. So sind dann das Fehlen von Funkloch (18) und verwählt (18) ziemlich unverzeihlich und dass "SMS" (13) erst an Position vier ist in der Belegung der Tastenfolge, ist einfach nervig. "QMS" (20!) werde ich wohl nie tippen, "Pop" (11) und "Roß" (12) eher selten.

Schließlich finde ich schlürfen (15) ein tolles Wort und dass statt schmusen (17) nur "schnüren" vorhanden ist, kann auch zu furchtbaren Missverständnissen führen...

22. Januar: Wieder ein Domänenverbrechen erster Güte: Rufst (16) du an?

Französisch als Fremdsprache

Was ich euch noch vorenthalten habe, sind Teile der zahllosen Gespräche des gestrigen Tages, die von allgemeinem Interesse sein könnten. Und zwar die Teile, die sich mit der französischen Sprache beschäftigt haben. So habe ich während des Mensaessens eine Einführung in Verlan gekriegt. Das ist eine besondere Form des Argot, bei der Wörter umgedreht gesprochen werden. Ja, ziemlich abgefahren. Kurze Zeit später habe ich dann im Gespräch mit Fanny und einem Kommilitonen von ihr gelernt, dass das aber im Grunde nur Deppen machen. Hmm, auch gut zu wissen. Der Kommilitone meinte, es wäre ihm einmal ein "truc de ouf" rausgerutscht ("truc de fou") und das wäre ihm ganz furchtbar peinlich gewesen. Und was alles Verlan ist... ich kannte "meuf" für "Frau" schon, aber dass das aus einem umgedrehten "femme" entstanden ist... Es wurden in beiden Gesprächen noch viel mehr Beispiele genannt, aber ich hab das alles schon wieder vergessen. Naja, kann ich ja anscheinend auch relativ gefahrlos.

Eine andere interessante Sache mit der französischen Sprache ist die Tatsache, dass Fanny zum Beispiel für eine Klausur Konjugationen lernen muss. Von französischen Verben wohlgemerkt. So sachen wie "ouïr", was "hören" heißt, aber von niemandem benutzt wird. Schick. Im französischen "Wer wird Millionär" habe ich zum Beispiel auch schon Fragen gesehen wie "Was ist dieunddie Passé-simple-Form von...".

Sowas hab ich zwar in Deutschland noch nicht erlebt, was aber nicht heißt, dass das so abwegig ist. "Was ist der Infinitiv von 'erkoren'?" könnte glatt eine 1.000.000-Euro-Frage sein glaube ich. Und einen Infinitiv nicht zu kennen könnte man ja eigentlich als schlimmer einstufen als bei seltenen Verben nur noch in der Schriftsprache verwendete Zeiten nicht zu kennen. Und auch ich musste, das muss ich gestehen, den Konjunktiv von helfen nachschlagen. Und das ginge wahrscheinlich nicht anders, wenn man mal eine Umfrage machte, würde wahrscheinlich die Hälfte "Keine Ahnung" sagen (die andere Hälfte wahrscheinlich "Was ist ein Konjunktiv?").

Kaum vorstellbar, dass Indogermanisch (Peinlich übrigens, das hier so zu nennen. Überall, außer in Deutschland heißt das "Indoeuropäisch" :/ ) noch viel komplizierter gewesen sein soll als unsere heutige Sprache.

Psychologie von der Kognitionie

Heute habe ich ja in Orsay eine Vorlesung besucht, zu der ich letztes Mal nicht gehen konnt, weil ich den Termin im IRCAM hatte. Heute war ich aber da (boh, kam ich schwer aus dem Bett) und es hat sich gelohnt, wirklich eine interessante Vorlesung. Kognitionspsychologie hieß die übrigens.

Heute morgen hab ich zum ersten Mal wirklich was vom Streik gemerkt (jaja, is' ma' wieder einer) und war so zehn Minuten später als geplant an der Uni. Ich also den Berg raufgehezt (Ich habe mal versucht, ein Foto von dem Weg zu machen (auf dem Rückweg allerdings), was aber wie erwartet nicht funktioniert hat. Naja, wenigstens der Hügel nach rechts hin gibt einen ungefähren Eindruck von der Steilheit des Berges. Und natürlich ist das nur ein sehr kleiner Teil des Weges, den man hier sieht.), und kam dann um sieben nach im Raum an... wir waren zu dritt und weit und breit kein Prof. Der kam dann gemütlich um 13 nach eingetrudelt, ganz toll. Mist, ich hab vergessen, zu fragen, ob man sich die Stunde zuvor auf sowas wie c.t. geeinigt hatte.

Aber der Prof war auch nach der Pause in der Vorlesung zu spät wieder da. Das war aber ganz gut, weil wir alle nicht an den Kaffeeautomaten rankamen. Der Raum wurde nämlich grade geputzt und die Putzfrau war echt militant. Aber sehr sympathisch dabei. Die hat sich sogar ein paar Wimis in den Weg geschmissen, die einfach in den Raum wollten. Sehr cool! Und überhaupt war die sehr nett und alles. Aber in den Raum durfte trotzdem niemand. Sie meinte sogar, sie hätte ja echt Mitgefühl, aber es kämen doch nachher die Kinder zur Weihnachtsfeier und da müsste ja alles glänzen. Aber entsprechend war eine ziemliche Menschentraube vor der Cafete, die sich alle gefragt haben, ob sie die nächste Vorlesungshälfte überstehen würden ohne Kaffee. Und die tragische Unausweichlichkeit der Situation: "Wo willst du hin?" "Nach oben. Da steht noch ein Automat." "Stand. Der ist jetzt da drin *aufdenRaumzeig*"

Die angesprochenen Wimis übrigens waren auch sehr nett, der eine hat mir nämlich meine heiße Schokolade ausgetan, nachdem der Automat meine 2-Euro-Stücke nicht wollte und die nicht wechseln konnten. Dabei war das der heftigste Kaffeeautomat den ich je gesehen habe. Für sein Getränk musste man da einen dreistelligen Zahlencode eintippen und dann auf ENTER drücken. Ja, eine Entertaste an einem Kaffeeautomaten! Spitze. Dafür hatte der auch so Spezialprogramme wie "Kakao, extra stark". Yeah, endlich mal ein Männerkakao! *grunz* *grunz* *grunz*

Es fahren noch Busse. Egal, was die so schreiben.

Wie ich gestern schrieb, war ich ja noch auf einer Feier in Torcy. Und gestern war wohl Tag der... interessanten ÖPNV-Fahrten. Denn abends ging's gleich schon wieder los und zwar mit dem Bus. Ich war nämlich eigentlich etwas zu spät dran, um noch den letzten Bus der Linie 68 zu erwischen, der hier direkt vor der Tür fährt und relativ häufig. Die anderen beiden Linien fahren zwar auch nicht viel weiter weg ab, aber dafür so selten, dass man meistens besser läuft. Ich war also schon auf laufen eingestellt, mein Weg führte mich aber an der Haltestelle der 68 vorbei. Und da stand noch ein Haufen Menschen. Ich denk mir also: "Hab ich was falsch verstanden oder die? Um halb neun sollte doch der letzte Bus fahren." Guck da auf den Plan: Japp, letzte Fahrt 20:33 Uhr. Es war 20:38. Frag also die nächste Frau, die da stand, zu dem Thema. Und sie nur so ganz irritiert: "Was? Achso, nein, das schreiben die nur so." Ääh... ok. Es waren zwar recht unruhige zehn Minuten für mich, aber dann kam tatsächlich noch ein Bus. Gegen zehn vor neun. Muss man irgendwie wissen. Aber ich glaub ohne Rückendeckung von anderen stell ich mich da nicht hin, ich habe nicht das Gefühl, dass ich die Mechanismen, nach denen man weiß, wann der letzte Bus fährt, irgendwie auch nur annähernd begriffen hätte.

Dann stieg ich also um in die Métro. Dort musste ich mich dann wieder wundern, denn in dem Moment, als eine Hip-Hop-Gruppe reingestürmt kam (mal was anderes an Musik in der Métro), ist bestimmt ein halbes Dutzend Leute an einem Ende des Wagens aufgestanden und in Richtung der Gruppe gedrängt. Ohne aber anschließend ein offensichtliches Interesse an der Musik zu zeigen. Komisch, komisch. Aber vollends verwirrt war ich dann, als dieselben Leute kurz danach unhöflicherweise quasi durch die musizierende Gruppe hindurch weiter durch den Wagen drängten und das ganze Ende des Wagens leer zurückließen... abgesehen von einem Mann. Unmittelbar darauf roch ich dann auch den Grund für die plötzliche Flucht – und musste ziemlich schnell auch Reißaus nehmen. Eigentlich echt traurig, dass ein erwachsener Mensch sein großes Geschäft in die Hose macht und das nichtmal wirklich mitzukriegen scheint, aber in dem Moment vor allem echt eklig. Ziemlich schnell war man im ganzen Wagen nicht mehr sicher, aber alle haben sich gesagt "Ich muss ja eh gleich raus, ich muss ja eh gleich raus." Die Situation entbehrte auch nicht einer gewissen Komik, wenn man es schaffte, den nötigen Abstand dafür zu gewinnen: Die eine Hälfte des Wagens war komplett leer bis auf den einen Mann, die andere Hälfte umso vollgepfropfter mit lauter leidenden Leuten, die aber sich zum Teil das Grinsen auch nicht verkneifen konnten von wegen "Das ist doch jetzt nicht wirklich wahr, oder?" Toll war auch immer, wenn an einer Station viele Leute in den so schön leeren Bereich geströmt sind. Die Gesichter und die Reaktionen zu beobachten... hatte was. Ich war trotzdem selten froh, als ich endlich aussteigen konnte und hab erstmal tiiiiiieef durchgeatmet.

Auf dem Weg zum RER ging's dann harmloser weiter, allerdings waren auch da wieder ungewöhnliche Métromusiker, nämlich zwei Leute mit Trommeln, der eine hatte eine Art Trommel aus Metall. Keine Ahnung, wie sowas heißt. Klang auf jeden Fall ziemlich cool, denen hab ich sogar mal etwas Kleingeld dagelassen.

Es gibt ja auf dem Weg nach Tory immer das Problem, dass mein Studiticket nur bis zur Zone 4 einschließlich gilt, Tory aber in der Zone 5 liegt. Ich war also erfeut zu sehen, dass zwei RERs in die Richtung direkt hintereinander fuhren, nur ein paar Minuten auseinander. Ich konnte also an der letzten Haltestelle der Zone 4 aussteigen (wo übrigens auch die Uni ist), eine Fahrkarte kaufen und dann den nächsten Zug nehmen. Tja, hatte ich mir alles schön ausgedacht, ich hatte allerdings nicht mit der Abwesenheit des Schaltermannes gerechnet. Ich fand diese Rezeptionsglocken in Hotels ja irgendwie immer etwas spießig, aber da hätte ich mir sowas echt gewünscht. Naja, bevor ich aber in meiner Verzweiflung "HILFE! Ich will eine Fahrkarte kaufen!" durch den ganzen Bahnhof krakeelen musste, ist er doch noch aufgetaucht. Ich bin dann genau gleichzeitig mit meinem Zug auf dem Bahnsteig eingetrudelt.

Der kurze Rest der Fahrt verlief dann aber ohne Vorkommnisse, ja es war sogar das Reinkommen ins Wohnheim diesmal einfacher, weil ich nicht durch den Haupteingang musste, der ja immer zu ist, sondern die Party in einer der kleinen Wohnungen war, die direkt über eine Tür in der Hauswand zu erreichen sind, direkter Zugang zum Parkplatz. Neben der Wohnung übrigens, wo ich die ersten beiden Male geschlafen habe. Ich kann jetzt sogar erzählen, wie der nette Mensch heißt, wo ich da geschlafen habe. Nicht, weil ich seinen Namen nicht kannte, aber weil ich nicht wusste, wie er geschrieben wird: "Honza" nämlich. Vielen Dank, Honza, für deine Gastfreundschaft!

Die Wohnung war wie erwartet viel zu klein für die vielen Leute (sonst waren die Partys immer auf einem Flur), aber irgendwie war das auch lustig. War überhaupt eine sehr nette Feier, vielleicht weil ich diesmal "Man soll gehen, wenn's am schönsten ist" umgesetzt habe. Ich wollte ja die letzte Métro noch erwischen, deswegen hab ich mich um viertel vor zwölf schon verabschiedet.

Ach übrigens war auch Tag der komischen Zufälle, ich hab nämlich rausgefunden, dass Caro wohl exakt im selben Flieger sitzen wird wie ich, um nach Deutschland zurück zu fliegen.

Aber erstmal noch Tag der ÖPNV-Schoten. Auf dem Rückweg nämlich, hab ich zum ersten Mal Kontrolleure erlebt. Naja, so Leute in den RATP-Sicherheitsdienst-Uniformen hab ich auch vorher schon gesehen, aber da haben sie nie kontrolliert. Diesmal schon, aber nur einen einzigen in meinem Wagen. Ok, man muss zugestehen, dass sie damit ein gutes Händchen bewiesen haben, denn der hatte auch prompt keine Fahrkarte. Trotzdem schrie mir das ziemlich nach Willkür. Ich war ganz froh muss ich gestehen, denn ich weiß einfach nicht, was ist, wenn man seine Carte Imagine R nicht zwecks Datenerfassung "validiert". Heutzutage traue ich denen zu, dass wer seine Daten nicht rausrückt, genauso blechen darf, wie jemand, der gar nicht erst eine Fahrkarte hat. Wie gesagt, ich weiß es nicht, aber ich bin nicht scharf darauf, es früher als nötig herauszufinden. Aber ich war bei der Willkür dieser mir sehr schnell sehr unsympathischen Sicherheitsleute. Die haben den nämlich sofort geduzt, was ich schonmal eine ziemlich unangebrachte Respektlosigkeit fand. Richtig sauer wurde der aber erst, als ein anderer meinte "Weißt du, man braucht eine Fahrkarte, wenn man RER fahren will." "Ja! Ich weiß das!" meinte er da wie gesagt am Ende seiner Geduld. Naja, er hatte keine Papiere dabei und musste dann die nächste Haltestelle mit den Sicherheitsleuten aussteigen. Dem Hund, den die dabei hatten (!), kann man wahrscheinlich keinen Vorwurf machen, dass er sehr aggressiv geknurrt und gebellt hat (so gut das mit Maulkorb geht), als der Mann aufgestanden ist, aber es trug nicht grade zur Entspanntheit der Atmosphäre bei. Dass der Mann übrigens schwarz war, kann ich bei einer Stichprobe von nicht mehr als eins wohl vorerst nur unter "Zufall" verbuchen. Aber ich habe schon ein paar Mal beobachtet, wie nicht sehr französisch aussehende Leute von den Sicherheitsleuten hier scheinbar bevorzugt auf eine auf mich ziemlich schikanierend wirkende Weise behandelt wurden. Die Geschichte in den Vorstädten kommt ganz sicher nicht von ungefähr. Aber das ist ja keine Neuigkeit. Naja, außer für die Leute anscheinend, die Sarkozy die Sau nächstes Jahr zum Präsidenten wählen werden. Vielleicht können die USA, Italien und Frankreich dann bald eine hübsche "Achse der verbrecherischen Regierungschefs" bilden.

13.12.05, 16:46 Uhr

That was pretty Fanny

Es gibt hier insgesamt drei Mädels namens Fanny. Ein echter Sammelbegriff. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass ich sonst niemanden mit dem Namen kenne. Die drei haben sogar schon eine offizielle Nummerierung. Fanny selbst findet das aber nicht so nett. Wie auch immer, nachdem ich heute wieder mit den Franzosen von letzter Woche essen war, hab ich in der Mensa noch ein paar von den Erasmusleuten getroffen. Heute Abend ist mal wieder eine Party... mal gleich hören, ob ich mir diesmal im voraus nen Schlafplatz organisieren kann. Oder früh nach Hause fahre. Vielleicht am besten, morgen früh geht's nämlich nach Orsay.... uh, das hieße echt früh aufstehen. Naja, haben dann vor der Mensa noch etwas gequatscht und dabei Fanny 3 getroffen. Die ist Französin, war aber selbst als Erasmusstudentin in Deutschland. Dafür, dass die nur vier Monate da war, sprach die echt verdammt gut Deutsch. Klar, sie hat auch Fehler gemacht, aber mein Gott. Einer davon war es, "Bis gleich" zu sagen, als sie mit Florian zum Rechnerraum abdampfte. "Bis Donnerstag" wär's zum Beispiel gewesen. Ich wollte noch just aufs Klo, was direkt daneben ist, bin aber andersrum gegangen. Aber danach konnte es mir dann nicht verkneifen, den kleinen Schlenker nochmal zu machen ;) "Du sollst mich nicht verarschen!" meinte sie daraufhin (auf Französisch). Ich war dann aber meinerseits überrascht, als ein paar Minuten später auf dem Weg zum RER jemand neben mich gejoggt kam und sie das schon wieder war. Zufälle gibt's. Habe aber vergessen, Florian zu fragen, wie (und wieso) er sie so schnell verscheucht hat. Das Tolle war, dass sie endlich mal jemand war, der mit dem RER nicht in die falsche Richtung wegfährt. Sie wohnt nämlich auch Richtung Paris, genauer gesagt in Paris selbst. Auch bei ihrer Oma übrigens, kleines Detail am Rande :) Und muss sogar dieselbe Métrolinie nehmen wie ich. Konnten uns also schön unterhalten. Es war dabei eine echtes Erfolgserlebnis, dass ich zwischen Deutsch und Französisch hin- und herspringen konnte, ohne dass ich groß was gemerkt habe. Denn normalerweise braucht so ein Wechsel ja einen gewissen Overhead. Und sie konnte mir bestätigen, dass es verdammt anstrengend ist, so eine komplizierte Sprache wie Deutsch oder Französisch zu sprechen. Englisch wäre leichter. Und das von einer Französin! Denn das ist auch meine Beobachtung: Wenn ich Englisch sprechen muss, macht mir das nicht viel, obwohl ich weit davon entfernt bin, perfektes Englisch zu sprechen. Aber Französisch ist einfach verdammt anstrengend. War jedenfalls mal eine erfrischend gesellige Métrofahrt und vielleicht kann man die räumliche Nähe ja auch in Zukunft anderweitig nutzen.

Zum Abschluss noch eine bittere Nachricht, die ihr vielleicht schon in den Nachrichten vernommen habt: Amerika bringt seine potentiellen Nobelpreisträger um. Während ich es immer schon als so unheimlichen Verlust Empfinde, wenn Leute plötzlich sterben, die die Welt noch um so viele Bücher hätten bereichern können (so zuletzt am meisten bei Douglas Adams), so fehlen mir für diesen Fall, wo der Tod absichtlich herbei geführt wurde, noch dazu durch einen Staat, jegliche Worte.

10.12.05, 22:34 Uhr

Mein Name ist Frieden, Wirkommenin Frieden.

Die NASA schickt eine Art Compact-Flash-Karte oder so zum Asteroidengürtel, die eine Million Namen enthält. Darunter kann auch deiner sein. Meiner ist schon mit von der Partie. Allerdings und dessen ungeachtet... was um alles in der Welt soll das, bitte? Ok, nur weil alle Welt (gemeint ist diese hier, also die, die man sich seit spätestens heute auch auf dem Mac mittels einer geleakten Beta von Google Earth angucken kann) nur auf dem Mars oder unter dem Packeis von Europa nach grünen Männchen sucht, heißt das nicht, dass nicht auch irgendwelche Überlebenden der riesigen Planetenexplosion zwischen Mars und Jupiter damals sich noch heute in den Felsklumpen verstecken und Aminosäuren aus dem Fels lutschen. Und denen ihren tristen Alltag mit ein bisschen interplanetarer Flaschenpost zu versüßen ist ja durchaus eine nette Idee. Aber während Plaketten und Schallplatten mir noch in den Kopf gehen, tut es eine Namensliste in ASCII nicht.

Stellen wir uns das mal umgekehrt vor: Auf der Erde wird eines Tages ein extraterrestrischer Flugkörper gefunden. Woooah, hunderte, tausende Jahre durchs Weltall gereist, geil geil geil GEIL! Und der steckt jetzt voller Alientechnologie und... Jaa, ein krasser mysteriösen Chip mit geheimnisvollen Daten drauf. Die ganze Welt ist natürlich spitz wie Nachbars Lumpi, diesen Code zu knacken. Was mag es sein, welche Botschaft schickt man zwei Milliarden Parsecs durch den Weltraum, was sind die Geheimnisse einer fremden Welt, was sagt man einer fremden Spezies? Und wie kodiert man es, dass die einen auch verstehen? Natürlich klappert man erstmal das Standardprogramm ab: Primzahlen, Bauanleitungen für ein Riesenmobile, Hitlerreden... das Übliche halt. Aber meint ihr, irgendwer kommt auf die Idee, dass jemand, der einen solchen Datenträger durch die halbe Galaxie schickt, nichts besser darauf zu packen weiß als 1 Million Namen von den internetsüchtigsten Volltrotteln seines Heimatplaneten? Ich glaube, das würde die größte Enttäuschung der Menschheitsgeschichte. Und sowas macht aggressiv!

Man stelle sich die Pressekonferenz auf einem Balkon oder so vor einem Millionenplikum vor, dem gleich kollektiv das Gesicht runterfallen wird: "Wir glauben, wir haben die Lösung für das Rätsel gefunden, das die Welt seit Jahren beschäftigt." "Was ist es! Oh mein Gott, was ist es!" "Wir... nun... es wird Ihnen nicht gefallen... wir glauben... wir sind uns ziemlich sicher... es sind, naja, Namen." "Namen? Von berühmten Persönlichkeiten aus der Geschichte der Aliens?" "Äh nein... eigentlich... eigentlich nur Namen von irgendwelchen Deppen die in deren Internet nem Link innem Blog oder so gefolgt sind und es toll fanden, ihren unbedeutenden Scheißnamen durch die Galaxis zu jagen." "WAAAS!?" "Ja, wahrscheinlich hatte die Weltraumagentur Legitimationsprobleme und brauchte irgend einen Grund, warum die Leute noch Politiker wählen sollten, die ihnen Geld in den Rachen schmeißen und..." "Das is' doch nich' wahr jetz' hier, oder? Diese Bastarde, wie können sie uns das antun!?" "Wir sind ganz Ihrer Meinung. Der gesamte Planet, ein einziger Sündenpfuhl, soviel ist sicher! Eine Spezies ohne Anstand und Moral. Wir arbeiten bereits daran, brennen sollen sie. Wir schicken einen Sprengsatz auf demselben Weg zurück und pusten sie ein für alle Mal aus dem All." "Mr. Nasadingsda *HandermutigendaufsKnieleg* die Welt steht hinter Ihnen bei diesem Plan. Rotten sie das Pack aus! Uns so zu enttäuschen, das sollen sie bereuen!" So und nicht anders liefe es doch wohl ab!

Von daher wäre es im Nachhinein betrachtet vielleicht besser gewesen, nicht seinen Namen anzugeben wie vorgesehen, sondern stattdessen den Platz für irgend eine sinnvolle Botschaft zu nutzen... Naja, ihr könnt das ja noch nachholen. Denkt euch was tolles aus. Aber Vorsicht vor so schlechten Wortspielen wie meinem im Titel. Man weiß nie, wie rabiat die Aliens da sind.

9.12.05, 20:43 Uhr

Der zweite Tag in Orsay

Also entweder diese Sache, die sie "Sport" nennen, funktioniert besser und vor allem schneller als ich gedacht habe. Oder ich war diesmal einfach vorgewarnt und bin den Berg nicht mehr so eilends hoch. Vielleicht hatte ich auch einfach die Krankheit von letztem Wochenende nicht mehr so in den Knochen. Keine Ahnung, jedenfalls war der Gang zum anderen Gebäude ohne Sauerstoffgerät heute deutlich besser zu verkraften als gestern. So viel besser sogar, dass es mir vorkam, als wären es sogar weniger Etappen beziehungsweise Weggabelungen gewesen... Wie auch immer, ich kann nicht behaupten, dass man da grade mal so hochspaziert und mein Hals hat immer noch ziemlich gekratzt als ich dann oben war. Aber immerhin hab ich nicht mehr so fies geschwitzt. Und ich kam schneller wieder zu Atem. Wann ich mir da den Fuß breche bei den Steinen, ist allerdings eine Frage, die ich mir nach wie vor stelle. Oh und ich hab heute zwei ganz krasse Gestalten beobachtet, die den gleichen Weg mit dem Rad rauf sind! Mit dem Rad! Die armen Irren. Immerhin war es dann eine Genugtuung für mich, dass sie vor mir in den Berg sind und nach mir wieder rausgekommen sind.

Beim Gebäude angekommen, hab ich dann ein paar Leute gesehen, von denen ich wusste, dass sie auch in die Veranstaltung wollten, weil sie sich vorher darüber unterhalten haben, während ich drei Stunden auf nem Sofa gesessen und gelesen habe, um die Zeit zu überbrücken zwischen der ersten Veranstaltung (Computergraphik... naja, eigentlich "Geometrische Modellierung", scheint aber aufs selbe rauszulaufen), die ich mir in Zukunft schenken werde und wo der Prof heute schon anderthalb Stunden eher Schluss gemacht hat, weil er noch nen Zug nach sonstwo kriegen musste, weil er da einen Termin hatte, weil er zu kurzfristig erfahren hat, wann das zweite Trimester anfängt (als das, das diese Woche angefangen hat und es mir ermöglicht, die ganzen Vorlesungen jetzt von Anfang an zu hören) und der zweiten, ebenfalls dreistündigen Veranstaltung. Und diese Leute haben glücklicherweise einen Zettel am Gebäude bemerkt, der mir nicht aufgefallen war (war ja schon stolz wie Oskar, dass ich nicht wieder wie ein Irrer an der Tür rumgerüttelt habe, aber der Türsummer hat wohl meine Konzentration von der Tür selbst abgelenkt), nämlich dass der Raum, wo die Vorlesung eigentlich sein sollte, belegt war heute (Konferenz wohl, haben sich alle den Bauch mit Gratissachen vollgeschlagen in der Minicafete nebenan). Und viel wichtiger noch, sie wussten auch, wo die Veranstaltung stattdessen wohl sein würde. Das stand da nämlich nicht. Das musste man irgendwie wissen. Faszinierend. Die Veranstaltung (Natürliche und künstliche Wahrnehmung) war deutlich vielversprechender. Wieder erstmal nur eine Einführung, wirkt aber interessant.

Die Sekretärin war übrigens heute voll im Stress und ich habe einen Termin für Montag mit ihr gemacht. Dann krieg ich eine ganz persönliche Erstieinführung (im neunten Semster...).

Deutschland unter Schock: Kapitalisten bestechlich!

Die Welt hat wieder eine völlig nutzlose Umfrage mehr:


Politiker sind in den Augen der meisten Bundesbürger am anfälligsten für Korruption. Das geht aus dem "Korruptionsbarometer" der Antikorruptionsorganisation Transparency International hervor. [...] Danach glauben 59 Prozent der Befragten in Deutschland, dass die Parteien korrupt oder sehr korrupt sind. Nicht viel besser schnitten die Medien mit 41 Prozent ab. Die Wirtschaft wurde zu 37 Prozent als korrupt eingestuft. Die Polizei schnitt dagegen gut ab. 68 Prozent der befragten Deutschen bezeichneten die Polizei als nicht bis wenig korrupt.


Abgesehen mal davon, dass die 20 Prozentpunkte zwischen Platz 1 und Platz 2 in der RSS-Zusammenfassung des Artikels noch meiner Meinung nach mit "Die Politik landete [...] mit deutlichem Abstand auf dem ersten Platz" besser beschrieben war: Was soll das? Erstmal, wie qualifiziert ist die Meinung der Bevölkerung? Haben die meisten Leute schon Feldstudien im Beamtebestechen gemacht? Und warum ist es ein gutes Ergebnis, dass jeder dritte Deutsche denkt, dass sogar die Polizei bestechlich ist? Und am allerwichtigsten: Was um alles in der Welt ist eine korrupte Wirtschaft? Das muss man sich doch mal auf der Zunge zergehen lassen! Ist eine korrupte Wirtschaft eine, die für Geld alles macht und, kaum dass jemand mit Scheinen winkt, ihre ganzen moralischen Grundsätze und ihre Verpflichtungen gegenüber der Gesellschaft über Bord wirft? Schlechter Witz.

"Es fahren auch Busse."

Die Sekretärin, mit der ich in Orsay zuletzt gesprochen habe, war ja so freundlich, mir anzubieten, ich solle an meinem ersten Unitag doch mal vorbeikommen, damit sie mir alles Nötige erklären könne. Der erste Unitag in Orsay war heute. Ich steuere also da angekommen erstmal auf ihr Büro zu... nur um von dem Zettel an der Tür angesprungen zu werden: "Sprechzeiten täglich 9-12 Uhr" Oh nein! *klopf* *Klinkedrück* Zu. OH NEIN! Aber keine Panik. Bin ja groß. Also erstmal überlegen, was sie das letzte Mal genau gesagt hat. Dass alle Veranstaltungen in diesem Gebäude wären, nur manche wären im soundso, aber das würd sie mir dann erklären, wär nicht so weit und es führen auch Busse. "Es fahren auch Busse" ist gut, als hätt' ich ne Fahrkarte für hier draußen. Müsst ich ja pro Fahrt zahlen dann, neenee. Aber ich muss ja eh erstmal wissen, wo's hingehen soll. Auf meinem Stundenplan steht genau für diese Vorlesung auch "Gebäude 508". Da ich in 490 bin, ist das wohl das besagte andere. Nur wo? Wenn ich jetzt den Plan aus dem Internet hätte, da waren die alle drauf. Aber der muss ja auch irgendwo hier hängen. Tat er dann auch und ich hab ihn sogar gefunden. Und auch das Gebäude. Erstmal nen ziemlichen Schock gekriegt, weil die Straße dahin sich so unglaublich schlängelte. Aber dann fiel mir der gestrichelt gezeichnete Fußweg ins Auge, der ziemlich direkt in die richtige Richtung verlief. Superding, kann ja nich mehr viel schief gehen. Und weit weg ist es auch nicht, fünf Minuten maximal. "Es fahren auch Busse." Pah! Noch hab ich Beine. Ich latsch also los über das hübsch begrünte Campusgelände von Orsay, durch ein Tor, über eine Straße, rein in den Wald. Der Fußweg war ein ziemlicher Trampelpfad, matschig und mit eingebackenen Steinen. Aber was soll's, ich renn ja nicht mit Stöckelschuhen rum. Als ich an einer Weggabelung kurz innehalte, fällt mir auf, dass der Weg wohl steiler geworden ist. "Super," denk ich mir, "wenn ich hier häufiger hingehe, mach ich auch noch was für meine Figur!" Die Weggabelung allerdings war freilich auf der Karte mit keinem Strich erwähnt. Naja, grobe Richtung hatte ich ja, also weiter geht's. An der nächsten Gabelung war ich dann schon der Ansicht, dass man auch etwas zu viel für seine Figur tun kann, nur um von einem Unigebäude zum nächsten zu gehen. Außerdem wurde mein Sinn für die Richtung zusehends weniger definitiv. Und steil und Matsch ist übrigens keine tolle Kombination. An der nächsten Weggabelung konnte ich mich dann wirklich eines "Boh Leute, wie lange soll das noch so weitergehen hier?" nicht erwehren. "Langsam is' auch ma' gut." Und die Wegabschnitte nahmen nicht nur kein Ende, sie wurden auch noch immer steiler. "Es fahren auch Busse." echote es durch meinen Kopf. Ah, ich war zwar schon etwas am transpirieren, aber so weit kann's ja nicht mehr sein. Und da war auch schon die Straße... die die ungefähre Hälfte des Weges markierte. Naja, lustig fand ich das nicht. Aber was hilft's. Die Straße markierte nicht nur die Hälfte des Weges, sondern auch die Stelle, wo der Weg anfing, steil zu werden. Apropos Straße, ich hätte gewarnt sein können, dass solche Schlenker einer Straße, wie ich sie vorher auf dem Plan gesehen habe, kein Designelement mehr sind, dass die irgendwas mit Steigung zu tun haben könnten. Ok, nächster Abschnitt also, sichtlich geschafft. "Ok, nach dem nächsten muss ich aber oben sein. Weil... weiter geht ja nu also echt langsam nich' mehr." Nix war. Und langsam machte ich mir auch Sorgen, was wohl wäre, wenn ich irgendwo an einer der vielen nicht kartierten Weggabelungen den falschen Weg gewählt hätte. Ob es wohl möglich wäre, vollends an den Unigebäuden vorbei zu rennen. Kein guter Gedanke. "Es fahren auch Busse." Und eigentlich brauchte ich meine Konzentration auch für die nächste Etappe. Die, an die ich nicht hatte glauben wollen. Aber statt nicht zu existieren war sie natürlich noch steiler als die davor. So steil in der Tat, dass ich schon Sorgen hatte, ob ich bei dem Matsch da überhaupt hochkommen würde. "Es fahren auch Busse." Ich kam dann aber doch hoch, komplett fix und alle allerdings und schweißgebadet, aber endlich hab ich auch wieder Gebäude gesehen. War dann noch eine lustige kleine Irrfahrt an zur Uni gehörenden, postapokalytisch wirkenden Fabrikgebäuden vorbei (die ich am besten mal per Fotoapparat festhalte), bis ich endlich zu dem Gebäude gefunden habe, wo meine Vorlesung war. Als ich im Hörsaal saß (der übrigens auch nicht ausgeschildert war, obgleich der einzige Hörsaal in dem Gebäude), hab ich immer noch gestunken wie ein Pumakäfig. Ganz toll. "Es fahren auch Busse."

So viel dazu.

Hier in Frankreich sind übrigens Türsummer beliebt, die man selbst bedienen kann. Man drückt sich also selbst die Tür auf. Wofür? Wenn ich das wüsste! Das mit den Codeschlössern halte ich zwar für übertrieben und nutzlos zugleich, aber ich kann den Gedanken dahinter verstehen. Nicht aber hinter diesen einfachen Türöffnerknöpfen. Vielleicht, um Ausländer sehen zu können, die wie wild an Türen zu öffentlichen Gebäuden rütteln, bis sie endlich den kleinen Knopf neben der Tür finden. Keine Ahnung.

Außerdem sagt man ja Rechnern immer nach, sie würden sich bei einem falschen Semikolon oder so schon unnötig anstellen. Meine Vorlesung war heute um 14h 17h. Klar, jetzt kann man das richtig verstehen und einfach annehmen, dass der von-bis-Strich aus welchen Gründen auch immer weggelassen wurde. Man kann aber auch wie ich, das erste "h" völlig ignorieren und sich dann furchtbar wundern, warum um alles in der Welt eine Vorlesung um 14:17 Uhr anfängt. Hab dahinter schon revolutionäre Anti-Verspätungs-Psychologie vermutet. Naja, zum Glück hatte ich mit Luft (allerdings ohne Berge) kalkuliert, sodass ich fünf vor zwei auch schon im Gebäude war und mich nach dem Saal erkundigt hatte.

Die Vorlesung selbst war dann sehr angenehm. Wenig Leute, die sich auffallend ruhig und zivilisiert verhalten haben (fragt mich bitte nicht, warum mir das so aufgefallen ist). Der Prof war zwar kein sehr flüssiger Redner, aber er war sympathisch und man hat gerne zugehört. Und ich hab ihn gut verstanden, das ist ja auch nicht selbstverständlich. Es gab ausgedruckte Folien für jeden und ach ja, als ich ihn am Anfang gefragt habe, ob ich auch mitmachen darf (war ja meine Auflage), hat er nichtmal nachgedacht bevor er "ja" gesagt hat. In der Pause hat er ein bisschen gequatscht mit den Studenten, übers letzte Semester und ob seine Themenauswahl heute gut war. Es war halt ein Überblick, da kann ich noch nicht sagen, wie das so wird später. Aber der Dozent wechselt eh dauernd bei der Vorlesung also muss man sich da eh überraschen lassen.

Das war übrigens die erste Vorlesung hier, die keine Klausur als Scheinkriterium hat sondern eine zweiseitige Ausarbeitung. Und Anwesenheit denk ich. Die ist übrigens drei Stunden am Stück, fängt pünktlich an (und nicht etwa um 17 nach ;) und hat nur fünf Minuten Pause.

Dementsprechend kommt man also tatsächlich um 17 Uhr raus und dann ist es im Winter schon dunkel. Jetzt hab ich im Dunkeln im Wald keine Angst, aber nachdem ich mir die Sachlage ein bisschen betrachtet hatte, entwickelte ich Angst, den Wald nicht mehr zu finden. Zumindest den Weg, den ich gekommen war. Wollte nämlich meine Irrfahrt zum Gebäude nicht zurückverfolgen und dachte, ich kürz mal ab. Blöde Idee. Da schlängelt sich also eine Straße großzügig den Waldrand entlang und überall stehen Autos. Und es ist dunkel. Da find mal die Stelle, wo ein kleiner Trampelpfad in den Wald führt. Erschwernis am Rande: Es gab auch keine Bürgersteige, sodass man ständig den Autos ins schlammige Gras ausweichen musste. Ätzend. Aber zum Glück war da ein anderer Student, der nicht mit dem Auto da war (und auch nicht mit dem Bus!) und dem bin ich dann gefolgt. Runter war's weniger anstrengend, aber genauso glitschig (und genauso viele Steine, nur hat man weniger davon gesehen). Morgen eine neue Hose. Oder besser dieselbe nochmal, immerhin geh ich morgen wieder nach Orsay. Und wieder in das Gebäude.

Was die Bürgersteige angeht muss ich aber noch was erzählen, was mir schon bei meinem ersten Besuch in Orsay aufgefallen ist. Da gibt's nämlich Fahrradwege für Fußgänger. Ja! Total cool, die sind dann gelb statt rot und haben kleine Fußgängersymbole alle soundsoviel Meter. Die gelbe Farbe zieht sich sogar an manchen Stellen durch den Wald, da sieht's dann aber nicht mehr aus wie ein Fahrradweg. Aber neben Straßen ist die Optik original. Naja, wenn neben den Straßen noch irgendwas ist außer Wiese halt.

Zum Abschluss noch die Take-Home-Message meiner heutigen Vorlesung, bei der es übrigens – ich vergaß es in dem ganzen langen Artikel zu erwähnen – um Spracherkennung geht: Auch moderne Spracherkennungssysteme sind ausgesprochen wenig robust gegenüber akzentbehafteter Aussprache, seien es regionale Dialekte oder die abweichende Aussprache von Ausländern. Ach nee!


PS: Die Vorabveröffentlichung dieses Posts, die vielleicht die RSS-Fraktion unter euch bemerkt hat, wurde von einem Verklicker meinerseits ausgelöst, der wiederum verzögertes Scrollverhalten meines Rechners zur Ursache hatte. Zum Glück war der Artikel zu dem Zeitpunkt in sich geschlossen und nicht irgendwie voll mit halben Sätzen oder wilden Beschimpfungen oder so.

7.12.05, 21:29 Uhr

Im IRCAM

Es ging schon gut los heute. Ich war schon zehn Minuten früher da und spaziere voller Selbstbewusstsein zu dem restriktiven Pförtner, weil ich ja jetzt einen offiziellen Termin habe: "Ich habe um halb drei einen Termin mit Herrn Bevilacqua!" "Ja, ich guck ma." Ruft also bei ihm an... keiner da. "Naja, is ja noch zehn Minuten hin, probieren wir's gleich nochmal" sacht er. Ich pflanz mich also auf nen Sessel und bewundere ein Modell der unterirdischen Anlagen des IRCAMs (das ist zum allergrößten Teil unter der Erde). Zehn Minuten später ruft der Pförtner nochmal durch und diesmal nimmt jemand ab. "Ja. Mertes. Meeertees. Da ist doch Frédéric, oder? Ja, hmm, ok." Ich guck schon etwas skeptisch. "Er kommt her... äh, Sie sind sicher, dass der Name Bevilacqua war?" Was ne Frage. Kurze Zeit später kommt also ein lustig aussehender Mensch mit wuscheligen Haaren durch die Tür und guckt mich skeptisch an. "Hallo"... nichts. "Wir haben letzte Woche telefoniert"... nichts. "Ich bin der Erasmusstudent"... immer noch nichts, "der aus Bielefeld kommt und mit Thomas Hermann..." "Ah! Ah verdammt, das hab ich ja völlig vergessen! Ja, ja, tut mir furchtbar leid." Er hat sich auch später noch etliche Male entschuldigt... und mir einen Kakao ausgetan, sehr nett das :) "Macht ja nichts... wenn Sie jetzt Zeit haben." Hatte er, wenn auch nur eine halbe Stunde. In der Zeit, die er hatte, hat er sich allerdings sehr viel davon genommen und hat mir genau gezeigt, an was er so arbeitet und was man da möglicherweise mit Sonifikation machen kann.

Er selbst arbeitet nämlich momentan hauptsächlich daran, die Bewegungen von Streichern zu messen und dann zu untersuchen. Soll später unter anderem Kindern beim Lernen Geige zu spielen helfen. Das klingt zwar an sich interessant, aber ich find mich da selbst nicht so recht drin wieder. Irgendwie ist doch mehr Töne machen meins. Er meinte, andere würden zwar mit Hilfe von physical modelling daran arbeiten, aus den Daten wieder Töne zu machen, aber das klingt nicht so, als könnte das in absehbarer Zeit wirklich gut klingen finde ich. Ich hab ihn gefragt, ob man da nicht einen Eigenfaces-Ansatz nehmen könnte, zumal man dann beliebige Daten zu Geigenklängen machen könnte, indem man sie in den Geigen-Raum projiziert. Geigenfaces sozusagen *scnr*. Oder auch Eigengeigen. Ist ja gut, ich hör ja schon auf. Na jedenfalls hat ihn mein Vorschlag nicht so vom Hocker runtergerissen.

Wie auch immer. Woran er selbst darüber hinaus noch arbeitet... er hat's mir erklärt, ich hab's allerdings höchstens in groben Zügen verstanden, auch weil seine Demo nicht getan hat. Also stellt euch eine Geste als Kurve vor und diese Kurve ist jetzt quasi ein Slider der die Stelle in der Musik angibt, an der ihr euch befindet und außerdem ist dieser Slider irgendwie ein HMM, das vorher auf gewisse Gesten trainiert wurde... irgendwie so.

Na jedenfalls hat er sich wie gesagt echt Zeit genommen, fand ich supernett. Hatte nur den Nachteil, dass grade, als ich ihm vorstellen wollte, was ich denn das letzte Semester so gemacht habe in dem Bereich, er zu dem anderen Treffen musste. Da blieb nur Zeit für die 60-Sekunden-Expressversion: "*kling* *klöng* *kläng* Also jetzt kann man sich hier eins aussuchen und dann bewegt man sich im Parameterraum und dann wird die Sonifikation optimiert. Wie genau das funktioniert, steht hier." Wir sind aber so verblieben, dass ich ihm unsere Projektausarbeitung per Mail schicke, zusammen mit einer genaueren Spezifikation meiner Interssen und er schaut dann mal, ob er selbst vielleicht was für mich hat oder ob er Leute kennt, die eher meinen Interessen entsprechen.

Ich will mich aber noch nicht zu sehr auf irgendwas freuen, dazu hat er mir immer deutlich zu lange gegrübelt, wenn es um das Thema "Arbeit oder Projekt am IRCAM" ging. (IRCAM spricht sich übrigens ohne Nasal, nur falls ihr euch das auch schon gefragt haben solltet, wie ich.)

Und was die Lohnverhandlungen angeht, so werden die wahrscheinlich ziemlich desaströs ausfallen. Er meinte, es gäbe überhaupt keine Töpfe für sowas. Und aus überhaupt keinen Töpfen kriegt man in der Regel auch genau überhaupt kein Gehalt. Aber wie ich ihm dann auch erklärt habe, geht es mir hier ja vor allem darum, etwas interessantes zu machen. "Weg mit der Lohnarbeit" ist ja eh schon meine Devise seit dem Sowi-Unterricht. Deshalb an dieser Stelle alles Gute für Götz Werner und seine Initiative, ein Bürgergeld einzuführen. Dadurch, dass er Unternehmer ist, hat er wenigstens eine Chance, dass ihm jemand zuhört. Auch wenn ich die persönlich leider immer noch als ziemlich klein einstufe.

Wie auch immer, ich verbuche das Treffen heute jedenfalls unter "positiv", auch wenn ich eigentlich nicht wesentlich schlauer bin als zuvor und alles immer noch genauso in der Schwebe hängt. Aber immerhin mit einem positiven Gesamteindruck :)

Und ansonsten... hm, Man Soll Ja Nicht Lästern, Aber™: Ich muss von einem Telefonat erzählen, das Herr Bevilacqua geführt hat als ich da war. Kurz, aber bitter. Der entscheidende Ausschnitt: "Stravinski. Oui, Stravinski. Et c'est dans l'IRCAM, vous allez... S - T - R - A - V - I - N - S - K - I." Ein Kollege von ihm musste auch voll schmunzeln: "Hihi, jaja, der Igor."

Und wo ich grad dabei bin, muss ich auch noch eins loswerden: Heute hab ich den ersten Franzosen gesehen, der im Trainingsanzug einkaufen war. Jaha! Ich dachte immer, das gibt's nur in Deutschland. Aber naja, ich hab darauf ja auch lange genug gewartet hier.

6.12.05, 20:16 Uhr

Frankreich verbietet Browser

Es wird einem momentan auch wirklich nichts geschenkt. In Frankreich gibt's anscheinend mindestens genauso große Deppen wie in Deutschland. Lest diesen Heise-Artikel besser selbst. Es soll noch vor Weihnachten ein Gesetz verabschiedet werden, dass Software verbietet, die die unrechtmäßige Übertragung von urheberrechtsgeschütztem Material nicht verhindert. Mit anderen Worten sämtliche Peer-to-Peer-Software genauso wie alle bisher existierenden Webbrowser. Aber selbst wenn irgendwer das noch merkt und Frankreich davor bewahren will, sich selbst in die Steinzeit zurück zu regieren, dann hab ich schon Angst, dass schöne Programme wie Bittorrent trotzdem verboten werden. Ich benutze das gerne und häufig und noch nie für illegale Inhalte. Überhaupt, was ist eigentlich momentan los? Ham die alle den Verstand verloren?

Ich zitiere mal (noch darf man das) aus dem Buch, das ich grade lese:


'[...] the old-fashioned part is that a lot of these people were engineers and hackers and early users of the net, and they had an idea back then that the communications network spreading across the world was going to be a free and open place, somewhere that money and power didn't matter. No one would censor anyone else, and no one would be forced into conforming with what some corporation wanted.'

'What happened?'

'About what you'd expect. It was a naive idea, probably – money has a way of changing things. People started to make more and more rules, and the net began to look like the rest of the so-called civilized world.'


Das war aus Otherland, einem Science-Fiction-Buch. Aber wie gute Science Fiction oft ist, fragt man sich schnell, ob das so lange noch "Fiction bleibt". Im Netz von Otherland muss man für alles zahlen. Wenn du kein Geld hast, bist du ein Benutzer zweiter Klasse.

Kontakt mit Einheimischen

Heute war ich zum ersten Mal mit ein paar französischen Kommilitonen essen und nicht mit Deutschen, Spaniern, Italienern, Österreichern, Tschechen und Ungarn (ich hab bestimmt was vergessen). Naja, eigentlich waren es zwei Franzosen und ein Marokkaner, aber das ist ja nicht weiter wild, weil der Marokkaner schließlich auch frankophon ist. Hauptsache nicht immer nur mit Leuten reden, die selber kein Französisch können. Oder schlimmer noch: Deutsch können. Aber überhaupt hab ich das Gefühl, dass die Leute hier eigentlich recht offen sind und einen tatsächlich sogar unprovoziert ansprechen :) Vielleicht ist das die positive Seite des verschulteren Systems, dass es mehr so etwas wie eine Klassenstruktur gibt und "Neue" nicht einfach im allgemeinen anonymen Strom von Studenten untergehen. Mit den dreien hatte ich jedenfalls auch vorher schon häufiger ein paar Worte gewechselt und sie sind sehr nett, wenn auch etwas komisch. Ich wär zum Beispiel im Leben nicht auf die Idee gekommen, mir einen zweiten Nachtisch in die Tasche zu stopfen, um ihn an der Kasse vorbeizuschmuggeln. Vor allem, weil der ja nun auch nicht besser schmeckt als der Rest des Essens. Naja, ich hoffe, ihr macht euch nicht zu viele Sorgen, dass ich mich mit Kriminellen einlasse ;) Wünscht mir vor allem erstmal Glück für den Termin im IRCAM morgen. Ich halte euch auf dem Laufenden!

Noch mehr <blink>-Tags

Pünktlich zum Nikolaus habe ich meinen Mac endverkitscht. MacLampsX und Snö machen's möglich. Der Schnee flockt natürlich langsam nach unten und die Lichterkette blinkt, wie es sich gehört ;) Dann noch ein tolles Hintergrundbild und fertig ist die Weihnachtsstimmung am Bildschirm. Wem das noch nicht reicht, der kann sich noch einen Weihnachtsbaum ins Dock stellen. Ich muss aber ehrlich sagen, dass es mir allein nach dem Screenshot schon zuviel wurde, sowohl was meine Nerven anging, als auch den CPU-Konsum dieser Stimmungsmacher.

Übrigens ist es aber um den Blick aus meinem Fenster nicht viel besser bestellt. Ein Nachbar nach dem anderen dekoriert mit blinkenden Lichtern und kletternden Weihnachtsmännern. Und ich hab langsam den Eindruck, die versuchen sich wirklich gegenseitig zu übertrumpfen. Bald hab ich nur noch eine einzige blinkende Front vor dem Fenster, da bin ich sicher ;) Naja, in Wirklichkeit geht es, weil die alle immerhin Strom sparen oder so und ihre Deko nur immer für kurze Zeit blinken lassen. Und fast nie gleichzeitig. Dafür blinken aber die Straßen jetzt auch schon. Die Bäume hier in Montrouge haben so kleine Blitzlampen drin wie der Eiffelturm sie auch hat. Nur weniger halt. Vielleicht tiger ich die Tage mal los und mach nei kleine Fotoreportage von den verschiedenen Dekos hier. Wär nur wahrscheinlich mit Stativ einfacher. Noch jemand hier, der mir unbedingt was schenken will und keine Idee aber zu viel Geld hat?

Oh übrigens denken hier alle (Stichprobengröße bestimmt fünf oder so, also statistisch höchst signifikant), dass in Deutschland die Geschenke an Nikolaus verteilt werden. So wie in Belgien wohl. Die Überraschung ist dann immer groß, wenn ich sage, dass wir die Geschenke an Heiligabend kriegen, genau wie hier in Frankreich auch :)

5.12.05, 17:54 Uhr

Kommentiert... solange ihr noch könnt.

Mein Vertrauen in die deutsche Justiz hatte schon immer genau eine Schwachstelle: Wenn planlose Richter versuchen, sich mit Dingen auseinanderzusetzen, von denen sie nie eine Ahnung haben werden. Dem Heise-Verlag, der unter anderem für die bekannte Computerzeitschrift c't verantwortlich zeichnet, wurde jetzt verboten, Forenbeiträge ohne vorherige Prüfung zu veröffentlichen, da er sonst für eventuelle Rechtsverstöße verantwortlich gemacht werden könnte. Auch die bisherige Regelung war für Verantwortliche von Internet-Diskussionsplattformen gleich welcher Art eine ziemliche Zumutung.

Denn wenn ihr mich in die Scheiße reiten wollt, wartet einfach, bis ich einen Artikel schreibe: "Sorry Leute, aber ich mach ne Tour in die Kalahari, ihr hört ne Woche lang nichts von mir." und schreibt dann irgend einen Mist als Kommentar. Ein anderer verwarnt mich dann per E-Mail (ein Medium, das seit Erfindung der Spam-Filter sowieso sehr zuverlässig ist...) und einen Tag später könnt ihr dann schon zum Richter rennen. Prima. Mit etwas Glück bin ich dann schon verurteilt, wenn ich aus der Kalahari wiederkomme.

Ich hoffe wirklich, dass eine andere Instanz mehr Plan von der Welt hat als dieser Richter. Denn für mich wäre eine vorherige Prüfung vielleicht sogar noch durchführbar (auch wenn ich herzlich wenig Bock darauf habe), aber Heise und viele andere große Plattformen wären dann echt gekniffen.

Dazu kommt noch dieses Gerücht über den Verkauf von Blogcounter, den ich auch benutzen und den ihr ganz unten auf dieser Seite bewundern könnt und über dessen interessanten Daten und Statistiken ich demnächst auch mal einen Artikel schreiben werde. Vielleicht zur Feier des tausendsten Besuchers oder so :) Aber da steht immerhin zu hoffen, dass alles bleibt, wie es ist, selbst wenn an dem Gerücht was dran sein sollte.

Aber Blogs werden ja eh völlig überschätzt. Schreibt zumindest ntv. Diese Nachricht ist zwar nicht neu – der Heise-Artikel darüber ist übrigens auch besser als der von ntv – aber ntv schafft es, die Nachricht negativ auf sich selbst zurückfallen zu lassen. Nicht nur, dass ntv seinen tollen Draht zu Webbezogenem gleich dadurch demonstriert, dass der Artikel komplett frei von diesen komischen neumodischen Hyperlinks ist (nicht einmal die Studie, auf die sich bezogen wird, ist verlinkt), ntv schießt auch den Vogel ab mit folgendem Satz:

Das vermutlich einzige deutsche Weblog, dessen Lektüre lohnt: BILDblog von FAZ-Autor Stefan Niggemeier.

BILDblog-Sticker
Das BILDblog (so macht man das) als bestes deutschsprachiges Blog darzustellen, ist sicher eine These, die sich vertreten lässt. Sogar obwohl ich es nicht zu den klassischen Blogs im eigentlichen Sinne zählen würde. Aber den Satz so zu schreiben... schönen Dank, du Arsch. Vor allem erinnert mich das als regelmäßigen BILDblog-Leser doch vom Stil her sehr an die Berichterstattung der Zeitung, die das BILDblog zu kritisieren sich verschrieben hat. Vielleicht muss bald jemand ein NTVblog aufmachen?

PS: Lustig an dem Heise-Artikel, um den es geht ist übrigens, dass Heise bisher nur ein paar ausgewählte Artikelforen dicht gemacht hat. Unter anderem eben das Forum zu diesem speziellen Artikel. Mein erster Reflex war es, einfach einen Artikel weiter zu gucken und da ins Forum zu gehen und Bingo, viele Dumme, ein Gedanke: Die ganze, sehr aufgeregte Diskussion lief da ab, das Forum barst nur so vor "off topic"-Beiträgen ;)

Update: In diesem Artikel wird gesagt, dass nicht-kommerzielle Foren nichts zu befürchten haben durch das Gerichtsurteil. Jetzt warte ich nur auf eine ähnlich erleichternde Meldung was das Internetverbot in Frankreich betrifft. Immerhin könnte ich vielleicht noch per Minitel bloggen. Das könnte aus historischen Gründen erhalten bleiben ;)

Gute Filme und schlechte Musik

Heute war Filmesonntag. Eben war ich mit Dani im Kino :) Eine lustige Idee, die sie hatte. Wir sind beide gleichzeitig (oder so gleichzeitig wie möglich) in denselben Film gegangen. In diesem Fall Harry Potter. Wahrscheinlich habt ihr den fast alle schon gesehen oder werdet eh nie reingehen. Ich werde deswegen nur ein paar kurze Worte darüber verlieren. Es ist auf alle Fälle ein gut gemachter Film, der visuelle Eindruck ist der Wahnsinn und auch sonst kommt keine Langeweile auf. In der Tat wurde einige Längen, die das Buch meiner Meinung nach hat, entfernt.Harry-Potter-FilmplakatAndererseits wurde auch sonst sehr viel entfernt. Und damit meine ich nicht das übliche "aber dieunddie Szene ist nicht im Film, die fand ich so toll" (naja, vielleicht würde ich das denken, wenn ich das Buch nochmal lesen würde, es ist nämlich so lange her). Ich meine vielmehr, dass etliches angerissen wird, aber nichts richtig gemacht wird. Bei dieser blöden Reporterin ist es mir nur recht, auch wenn sie etwas fehl am Platz wirkt, so kurz wie sie nur vorkommt. Aber das hätte wahrscheinlich Aufstände gegeben, wenn die nicht dabei gewesen wäre. Also gut. Auf der anderen Seite ist mir die Entwicklung der Charaktere nicht schlüssig genug. Ron steht also auf Hermione, ok, das wussten wir in den Filmen schon viel früher als in den Büchern. Umso furchtbarer die Aussicht, dass die auch in den ganzen nächsten Teilen wohl nicht zu Potte kommen werden und weiter rumzicken müssen um ihre Gefühle zu verstecken, die sie eigentlich auf der anderen Seite schon mehr als deutlich geäußert haben, damit auch der begriffsstutzigste Kinobesucher etwas mitkriegt. Ich hasse eh schon diese Filme, wo einem ab Minute 10 klar ist, dass Protagonist A mit Protagonistin B zusammen kommen wird und die restlichen anderthalb Stunden bestehen dann aus irgendwelchen absurden Zwischenfällen, die einen als Zuschauer noch weiter auf die Folter spannen... wörtlich. Das jetzt also über etliche Filme verteilt? Na vielen Dank auch. Aber auch sonst ist Ron mir irgendwie nicht schlüssig genug. Am Anfang zickt er unheimlich rum, dann ist alles wieder gut. Weder für das eine noch für das andere ist eine wirklich gute Ursache erkennbar. Außer dass er mächtig pubertiert, wie die anderen beiden auch. Dieses Pubertieren hat mich keinesfalls so genervt wie die beiden von Filme und so zum Beispiel, ich fand es eigentlich ganz lustig. Aber Ron hätte etwas weniger dick auftragen oder einen besseren Grund haben sollen. Und Harry genießt sich phasenweise ziemlich selbst, was völlig neu für ihn ist, aber auch dieser Charakterzug schwebt irgendwie im luftleeren Raum. Ansonsten ist Harry glatt wie immer, wenn vielleicht auch in diesem Film etwas weniger als in den bisherigen. Einzig Hermione überzeugt meiner Meinung nach wirklich. Auch sie ist schwer am pubertieren, aber dabei sehr sympathisch. Aber Dani unterstellte mir schon, ich sei da voreingenommen ;)

Ich weiß natürlich nicht, ob man die angesprochenen Mängel irgendwie besser hätte machen können, ohne gleich eine Filmtrilogie aus diesem Buch und aus allen folgenden zu machen. Aber gestört haben sie mich doch. So, ich bin überzeugt, ihr wollt es nie erleben, wenn ich statt einiger kurzer Worte viele lange über einen Film verliere, aber irgendwie hätte ich selbst nicht gedacht, dass ich so viel dazu sagen will.

Und normalerweise genieße ich ja gerne noch den Luxus des Abspanns. So eigentlich auch bei diesem Film. Aber dann haben die doch tatsächlich Rausschmeißmusik gespielt! Echt, das letzte Stück war nicht zum Aushalten. So eine widerliche Schnulze, da hab ich's im Kino nicht mehr ausgehalten und bin widerwillig gegangen. Mannometer, das hatt ich noch nicht erlebt.

Das mit dem zusammen ins Kino Gehen hat übrigens tatsächlich fast funktioniert! Erstaunlich, was man sich alles einreden kann :) Ich hab mich auf den Kinobesuch fast so gefreut als wäre Dani wirklich dabei. Nur was das Kuscheln während des Films angeht muss ich noch an meiner Autosuggestion arbeiten.

Bild aus Garden StateWo ich eben "Filme und so" angesprochen habe: Wovon die beiden Moderatoren dieses Podcasts, Annik und Timo, ziemlich geschwärmt haben, war ein Film namens Garden State. Den hab ich mir also heute Morgen noch angeguckt. Am Anfang war ich ziemlich nervös, weil ich dachte: "Wenn der so weitergeht, dann geh ich irgendwann dazwischen ein." Aber es stellte sich heraus, dass der Anfang, wo der Hauptdarsteller Zach Braff (seine Figur heißt Andrew Largeman) größtenteils apathisch irgendwo rumsitzt, mehr als nötiger Kontrast zum Rest des Films diente. Meine Nervosität löste sich dann relativ schlagartig, als die Psychopharmaka, unter denen Andrew steht, aufgehört haben zu wirken und er von Natalie Portman ins Leben zurück geholt wird. Böse Zungen werden mir jetzt vielleicht unterstellen, dass das zeitliche Zusammenfallen von Natalie Portmans Erscheinen und meinem gewandelten Empfinden über diesen Film direkter zusammenhängt als von mir grade dargestellt. Das wäre zwar an sich nicht sehr weit hergeholt, aber es würde dem Film nicht gerecht. Der ist nämlich tatsächlich sehr gut. Aber bevor ich jetzt versuche Qualitäten aufzulisten, was andere schon viel besser gemacht haben, einfach mein Ratschlag: Guckt ihn euch an, wenn ihr es nicht schon getan habt.