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Frog Blog

28.10.05, 23:21 Uhr

*hust* *möp* *rausch* "C'est ta voiture ! C'est la voiture d'Oscar !"

Heute war ich endlich mal wieder bei meiner Tante, die ich schon ziemlich lange nicht mehr gesehen habe, was wohl zum Teil auch an ihrem kranken Freund lag. Naja, jedenfalls war es nicht nur schön, Marie-Anne und ihren Oscar mal wiederzusehen (Wobei letzterer sich schon richtig verändert hat, er lacht jetzt schon ganz viel und meditiert nicht mehr nur so vor sich hin wie noch vor kurzem. Voll schön zu sehen! Leider bringt ihn meine Oma bevorzugt mit Spielzeug zum Lachen, das irgendwelche fiesen Töne von sich gibt. Ich versteh's nicht, warum nur *sind* diese Töne immer so fies? Quieken, Piepen oder grottig nachgemachte Autogeräusche. Argh!), sondern es gab mir auch Gelegenheit, ein paar Kultur-rettende Maßnahmen durchzuführen. Mit anderen Worten, legale Privatkopien von kopiergeschützten CDs anzufertigen, die ansonsten binnen kürzester Zeit mangels Fehlerkorrekturdaten unleserlich würden und somit der Nachwelt nicht mehr erhalten blieben. Meine Tante hat nämlich einen riesigen Haufen CDs und einen guten Musikgeschmack. Jedenfalls hör ich mich grade durch die gut 150 Lieder, die jetzt mehr auf meiner Festplatte sind, nachdem mich Caro zwar netterweise informiert hat, dass heute Abend ein Sushiessen in Paris angesagt ist, aber deren Hang zum Spontanen dann doch verhindert hat, dass ich danach noch zu ihnen stoßen konnte. Algen sind nämlich nicht so meins, da hab ich mir lieber das letzte Stück Lasagne aufgetaut, die Dani bei ihrem letzten Besuch gemacht hat. Naja, vielleicht morgen oder sonstwann an diesem langen Wochenende. Am Montag ist nämlich auch keine Uni von wegen Brückentag. Nun denn. Momentan macht es mir noch nichts aus, dass ich so wenig unter Leute komme, ich weiß nur nicht, wie lange das noch so bleibt. Naja, für Dienstag hab ich mir schon eine viel versprechende Jazzveranstaltung rausgesucht, wo man sogar umsonst reinkommt.

Die letzten Tage habe ich vor allem an meiner Projektdokumentation gearbeitet und immerhin das von mir als schwierigstes eingestufte Kapitel fast abgeschlossen. Einen Tag war sehr schönes Wetter, da war ich endlich wieder mal in Paris spazieren, an der Seine lang. Insbesondere bin ich auch mal wieder bei Gibert eingekehrt, weil mein letztes Buch alle war. Hab mir also gleich drei neue gekauft, das muss jetzt erstmal etwas halten. Werd auch gleich mal mit einem von denen anfangen. "A Clockwork Orange" hat mich eigentlich angelacht, aber die Einleitung spricht von ziemlich abgefahrenem Englisch. Weiß nicht, ob ich mir das jetzt antun muss. Dann vielleicht doch lieber "Fahrenheit 451". Dann hab ich auch die 1984-Brave New World-Fahrenheit 451-"Trilogie" abgeschlossen. 1984 hab ich schon vor ner ganzen Weile gelesen, Brave New World war das letzte, was ich gelesen habe und Fahrenheit 451 hab ich mir jetzt eben gekauft. Wobei sich "A Clockwork Orange" wohl auch gut da einreiht. Zieht mich irgendwie wohl grade an die Thematik. Hoffe ich komme die Tage auch mal zu meinem "Literaturkritik"-Artikel. Grade zu "Brave New World" gibt es einiges zu sagen. Und ich hab ja eh noch gar nicht erzählt, was ich so alles gelesen habe. Dabei gehört das natürlich hierher. Das dritte Buch, das ich mir gekauft habe, ist übrigens "Otherland". Was ein Schinken, wenn der nicht was länger hält, weiß ich's auch nicht.

Ansonsten bin ich ja froh, dass man auch offline lesen kann, denn mein Internet kommt weiß-der-Geier-wann. Tele2 schrieb vergangene Woche, dass sich das ganze um "einige Tage" verzögern könne. Whatever *that* means.

Als Dani hier war, haben wir "Amelie" geguckt. Naja, nicht ganz, sie mochte ihn nicht wirklich. Ein paar Tage später kam er dann hier im Fernsehen, sodass ich ihn dann auch auf Französisch gucken konnte. War gut, weil ich ja noch ziemlich genau wusste, was da gesagt wird, sodass ich gut vergleichen konnte. Müsste mir eigentlich mal ein paar DVDs vom Grabbeltisch hier holen, war nämlich gut zum Lernen das. Und angenehmer als diese unsäglichen zweispaltigen und -sprachigen Bücher. Nette Idee das, aber glaub ich zum Lesen ganz grausam. Meine Oma mag "Amelie" übrigens auch nicht, die hat ganz furchtbar getobt nach dem Film, wo der Film doch überall gelaufen wäre und was jetzt alle für ein schlechtes Bild vom französischen Kino haben müssten... nun denn.

Und meine Mama hat heute meine Kamera losgeschickt (die lieferten nicht nach Frankreich, deshalb der Umweg). Die dürfte also wenigstens bald ankommen.

Ich bin zwar noch lange nicht durch die Musik durch, die ich von meiner Tante habe, aber was ich schonmal positiv erwähnen kann, ist eine CD, von der ich bisher noch nie was gehört habe, obwohl sie schon von 2003 ist (mag von daher sein, dass ich völlig aus der Welt bin, die noch nicht gekannt zu haben), die aber ziemlich guten Rock enthält: Absolution von Muse. "Thoughts of a Dying Atheist" gefällt mir gut und "Apocalypse Please" und "Falling Away With You" sind auch nett. Würd ich ja gerne hier verlinken, aber das fällt glaub ich nicht mehr unter legale Privatkopie. Tja, irgendwie sind diese Gesetze ein klein wenig scheiße und sie haben wenig Aussicht darauf, besser zu werden. Frage mich manchmal beim Lauschen der ganzen Diskussion ernsthaft, ob heute noch sowas wie öffentliche Bibliotheken erlaubt würden, wenn die Idee neu wäre. Ich habe ernste Zweifel daran. Einfach so die Bücher zur Verfügung stellen, dass sie jeder lesen kann. Wo kommen wir da hin? Das ist doch geistige Eigentum der Schriftsteller. Und außerdem kauft dann doch keiner mehr eigene Bücher! Und die Autoren müssen alle verhungern, die Verlage gehen massenweise pleite und es gibt innerhalb kürzester Zeit gar keine neuen Bücher mehr. Wollte ihr das? WOLLT IHR DAS?!

Apropos Vertrauen in die Gesetzgebung: Schade daran, dass ich nicht in Bielefeld bin, war heute, dass ich nicht zur Verleihung der Big-Brother-Awards gehen konnte, die heute in der Raspi stattfand. Habe meine jährliche Dosis bürgerrechtlicher Doomsday-Atmosphäre schon ein bisschen vermisst.

Manchmal ist es erstaunlich. Ich hab mich vorhin hier hingesetzt mit dem schlechten Gefühl, eigentlich nichts zu schreiben zu haben. Wenn ich jetzt mal so hochscrolle, hat diese Behauptung nur noch bedingt Stand. Naja, umso besser. Ich begebe mich dann mal ans Lesen. Wenn ich richtig gerechnet habe, sind das übrigens knapp 232,8 Grad Celsius.

25.10.05, 13:25 Uhr

:q

Ich hab heute zum ersten mal richtig lecker in der Mensa gegessen hier. Es gab Reis mit einer Art Gulasch. Konnte man nix sagen, war wirklich gut :)

Außerdem hab ich heute ein Kompliment für mein Französisch gekriegt, das ich selbst immer noch für ziemlich grottig halte und vor allem auch keine echten Fortschritte feststellen kann. Aber zwei Kommilitonen, mit denen ich vorhin geplaudert habe, meinten, es wäre ziemlich gut :) Naja, ich hoffe, ich denke das auch selbst irgendwann mal.

Übrigens gefällt mir "politisch" die Uni ganz gut hier. Alle Rechner in der Informatik sind entweder Linux oder Dual-Boot und in der Vorlesung vorhin wurde empfohlen, die Dokumentation mit LaTeX zu machen.

Here and back again

Also dann, was hab ich seit Donnerstag so erlebt? Schon von der Fahrt zum Flughafen gibt es zu berichten. Zum einen über die generelle Unwägbarkeit, der ich gegenüberstand: Meine Jahreskarte ist nämlich nur für die Nahverkehrszonen 1-4. Dieser Flughafen befindet sich aber in Zone 5. Naja, ich geh also am Donnerstag zu dem nächstgelegenen Métroticketschalter auf dem Weg und frage, was ich dementsprechend tun sollte. Die Kommunikation gestaltete sich etwas schwierig, weil die Leute hinter den Glasscheiben aus Prinzip oder so so gut wie nie die Sprechanlage zuschalten, die es einem ermöglichen soll, mehr als ein dumpfes Murmeln zu hören. Ich hab dann aber doch aus ihr rausgekriegt, dass ich eine Fahrkarte von Zone 4-5 bräuchte, dass sie diese aber nicht verkauften, weil man in Paris nur Fahrkarten von Paris (Zone 1) bis sonstwo kaufen könne. Ich müsse also in Zone 4 aussteigen, mir eine Fahrkarte kaufen und mit der dann weiterfahren. Ich hab mich kurz versichert, dass die mich nicht verschaukeln wollte, weil ich es irgendwo nicht ganz einsehen konnte, dass die ihrer Maschine nicht einfach sagen kann, dass sie Zone 4 als Startpunkt wählen soll statt 1, aber sie wirkte irgendwie nicht so. Ich hatte dann nur noch etwas Angst, dass ich in Zone 4 keinen offenen Fahrkartenschalter mehr finden würde, weil es schon nach sechs Uhr war und Zone 4 schon jwd ist. Hatte aber Glück und hab dann gleich vier derartige Fahrkarten gekauft, zweimal Hin- und Rückweg. Das klappte denn auch gut, mit der einen Fahrkarte reinzugehen und mit der anderen wieder raus, da hatte ich je etwas Bedenken. Ich weiß auch nicht, ob das so legal ist. Ich habe gehört, dass man eigentlich bei jeder Fahrt unterwegs aussteigen müsste, um dann wieder durch die Schranken zu gehen um seine Fahrkarte zu entwerten. Beim RER aber ziemlich blödsinnig, da man die beim Rausgehen auch nochmal durch die Dinger da schieben muss. Naja, solange ich nicht nachfrage, kann ich's auch nicht besser wissen und wenn ich in eine Kontrolle gerate, mache ich auf blöden Deutschen, der das nicht so ganz rafft. Muss ich mich gar nicht groß verstellen, ich raff nämlich wirklich nicht, warum die Jahreskartenbesitzer so bestrafen, dass sie unterwegs aussteigen und einmal um den Quark rennen müssen.

In dem einen Fall hat sich das unterwegs Aussteigen aber gelohnt, denn so wurde ich Zeuge einer unheimlich eindrucksvollen Anti-Terror-Spezialeinheit. Die hatten ziemlich teuer aussehende schwarze Uniformen mit nur ganz dezenten kleinen goldgelben Stickereien drauf an, die sogar noch einen Werkzeuggürtel mit diversen Schlaufen und Taschen beinhaltete. Natürlich alles durchdesignt. Daran waren irgendwelche silbernen Zylinder und so befestigt, konnte ich leider nicht genau sehen. Desweiteren hatten sie noch einen kleinen Rucksack auf – natürlich auch schwarz – der allerdings ziemlich schlaff wirkte. Weiß nicht, was da drin war. Dazu waren sie noch ziemlich sportlich und groß gebaut und guckten gefährlich. Also so ein richtiger Special-Forces-Verschnitt, der aussah, als würde er jeden Moment die Türen des RERs aufreißen können, dass ihnen der immense Fahrtwind Uniform und kurze Haare zum Flattern bringt, um sich dann blitzschnell neben dem Bahndamm am Fallschirm in die Tiefe zu stürzen (ca. 50 cm, da muss man schon auf Zack sein, damit man die Reißleine rechtzeitig zieht). Nein aber im Ernst, die wirkten schwerst so, als hätten sie eine Sonderausbildung in gefährlich aussehen gekriegt, um die Leute zu beruhigen. "Na also wenn so sportliche junge Männer in solch schicken Uniformen über uns wachen, dann haben die Terroristen ja nun wirklich keine Chance." Die gingen denn auch durch den Gang im RER und guckten sich ganz genau links und rechts um. Haben sogar den iPod von so nem Japaner zwei Sitze weiter genauestens beäugt, ganz so als wäre der besonders gefährdet, im nächsten Augenblick in die Luft zu fliegen. Was sie allerdings gegen riesige Koffer voller C4 hätten tun wollen, die irgend ein lebensmüder Terrorist mit sich rumschleppen könnte, war mir nicht auf Anhieb klar. Die halbherzige Ausbildung schien auch durchzukommen, als zwei der drei langsam durch den Gang latschten, während der dritte am Ende des Wagens rumstand. Nach einer Weile guckte er sich zunehmend unwohl um und entschied sich dann spontan, auch den anderen hinterherzulaufen und mit sorgfältig prüfendem Blick die Fahrgäste zu beäugen.

Übrigens war neulich in der Métro einer, der ein riesiges Saiteninstrument transportiert hat. Das hat nicht aufrecht da reingepasst und war mindestens so groß wie ein Kontrabass, eher noch größer. Hab noch nie so einen riesigen Instrumentenkoffer gesehen. Naja, jedenfalls dacht ich mir, dass sowas für Terroristen ideal wäre. Wer verdächtigt schon einen Kulturschaffenden? Und da passt genug Sprengstoff rein, um die gesamte Île de la Cité innerhalb von 0,2 Sekunden zu Kies zu verarbeiten. Und noch dazu war der Koffer notdürftig mit Klebeband zusammengehalten. Auf die Frage "Können Sie den mal grade öffnen?" hätte man locker sagen können "Nö, tut mir furchtbar leid, den krieg ich hier nicht wieder zusammen." Mit anderen Worten: Wer will, der kann auch. Schwarzuniformierte hin oder her. Und die haben sicher auch einen Horror davor, dass ihre Vorgesetzten einen Anruf vom Direktor der Pariser Oper bekommt, weil sie ihren Solobassisten auf dem Weg zum Konzert aus der Métro gescheucht haben.

Freitag war dann ein ziemlich fauler Tag. Als wir uns zu matschig gefühlt haben, sind wir raus in das instabile Wetter, um noch ein bisschen spazieren zu gehen. Eigentlich zum Fort von Montrouge, aber das haben wir nicht gefunden. Aber wir waren als wir in der Gegend waren, wo das Fort hätte sein müssen, auch schon so lange gelatscht, dass ich eigentlich nur noch nach Hause wollte. Wir hatten nämlich vorher einen riesigen Friedhof gefunden, über den man auch super spazieren konnte. Der war immer wieder von Alleen durchzogen, die mit dem Wind und den fallenden und wehenden Blättern eine herrliche Herbstatmosphäre verbreitet haben. Ihr wisst schon, diese etwas morbide Stimmung, die aber irgendwie faszinierend ist und nur noch von englischem Nebel und Raben auf kahlen Bäumen übertroffen wird. Und das ganze auf einem Friedhof: Perfekt.

Sowohl Fort als auch Friedhof sieht man übrigens gut auf den Satellitenbildern aus einem der ersten Artikel. Der Friedhof ist wirklich riesig (mein Tipp: reinzoomen in das Bild, dann erkennt man erst, wie groß der Friedhof wirklich ist). War sehr interessant, die verschiedenen Gräber anzugucken, sowohl christliche als auch jüdische ziemlich bunt gemischt. Die jüdischen hatten häufig bunte Glassteine auf den Grabplatten liegen, was sehr hübsch war. Kannte ich noch nicht, den Brauch.

Am Samstag sind wir dann nach ein wenig Shoppen bei Montparnasse noch zum Montmartre gefahren. Haben uns da durch die schönen Gassen geschlagen. Natürlich sind wir auch zu Sacre Cœr hochgegangen. Auf dem Weg haben wir in einer Art Park Tauben gesehen, die Kolibris imitiert haben. Die konnten tatsächlich auf der Stelle fliegen, allerdings nur, wenn sie sich mit dem Schnabel an einem Ast festgehalten haben. Aber da Kolibris ja auch ihren Schnabel immer in einer Blüte haben, wenn sie auf der Stelle fliegen, fiel das gar nicht auf. Also Hut ab vor diesen Tauben, hab ich in der Form echt noch nicht gesehen.

Gestern musste Dani dann leider schon wieder fahren. Viel zu früh, die paar Tage waren unverhältnismäßig kurz im Vergleich zu den vier Wochen Abwesenheit davor. Nicht fair das. Mir war wieder ziemlich schwer ums Herz, aber diesmal ging's etwas besser.

Heute war denn auch schon wieder Uni. Der neben mir hat fast die ganze Zeit gepennt. Die Übungen waren dann wie immer deutlich besser. Michael ist ein Mathematikstudent aus Bayern und hat den ziemlichen Durchblick was diese ganzen Sachen angeht, die der völlig chaotische Prof an die Tafel kritzelt. Mit dem zusammen kann man da echt noch was mitnehmen. Bin dann auch mit dem Essen gewesen. Weil er auch aus dem Wohnheim ist, in dem die meisten Erasmusstudenten hier wohnen, hab ich mich als er noch in der Schlange stand auch an einen Tisch gesetzt, wo ich ein paar Gesichter kannte. Die direkt neben mir allerdings nicht. Waren zwei Deutsche, die sich ein bisschen über den Gebrauch des Wortes "Scheiße" gegenüber zwei Osteuropäern ausgelassen haben und noch anderes lustiges Zeug erzählt haben. Irgendwann meinte die eine dann zu ihrer Freundin auf Deutsch: "Guck mal, der hat seinen Teller auch schon fast aufgegessen und dabei kam der viel später!" Ich erwider irgendwas, was aber irgendwie nicht ankam. Dann sach ich noch "Naja, Nudeln essen sich ja auch viel schneller als deine Kartoffeln." als es ihr dämmerte, ihr das Gesicht etwas runterfiel und sie überflüssigerweise fragte: "Bist du Deutscher?!" Und weiter: "Und du hast hier alles mitgehört, was wir so geredet haben?" "Na soll ich das nächste Mal vielleicht eine große Ankündigung machen: 'Vorsicht, ich verstehe Deutsch!'" "Ja, das wäre nett." ;) Naja, zum Glück hatte sie ja nichts wirklich fieses gesagt und ihre Freundin hat mir dann auch netterweise noch beigestanden, indem sie meinte, ich hätte ja schließlich auch nicht die ganze Zeit geredet.

24.10.05, 15:24 Uhr

Wieder Zeit für Rechner...

Ich war ja die letzten Tage eher still. Das lag daran, dass Dani endlich wieder bei mir war und ich da nicht wirklich Zeit zum Schreiben von Blog-Artikeln aufbringen wollte. Die paar Tage gingen eh viel viel zu schnell rum! Ich hab mir aber Notizen gemacht und werde die heute Abend mal in einen Text gießen. Derweil ist meine Kamera so gut wie auf dem Weg. Hoffe, meine technischen Spielzeuge werden nicht weiterhin immer teurer und das noch mit der Rate. Nachdem das letzte, eine Maus für meinen Laptop, mit knapp 70 Euro zu Buche schlug (Brauchte ich aber damals. War "einer dieser Tage" und nachdem ich die Maus und noch dazu ein neues Buch shoppen war, ging's mir die nächsten Tage erstmal wieder super :) Über die Maus kann ich mich heute noch freuen, ein richtig geiles Teil!), leiste ich mir bei der Kamera eine Ausgabe von knapp 300 (Autsch!). Danach hab ich einen großen Teil meines Erasmus-Geldes auf den Kopf gehauen, bin erstmal ziemlich blank und es muss ja noch was für Weihnachten übrig bleiben. Vielleicht kann ich mir den MP3-Player leisten, wenn ich BAFöG kriege, aber das kann beim Auslands-BAFöG ziemlich dauern hab ich mir sagen lassen. Also erstmal keine tollen Klänge, nur Bilder. Aber für euch ist das natürlich toll, ich hoffe, es wird bald alles ganz bunt hier. Ich freu mich jedenfalls schon unheimlich, Technik macht glücklich ;) Und ich hab jetzt auch endlich verstanden, wie man Bilder direkt in den Text einbindet in diesem Blog, was ich gleich bei einem alten Artikel ausprobiert habe, wo sich bisher noch keiner beschwert hat, dass das Bild fehlt, auf das referenziert wird :) Also dann, die richtigen Erfahrungsberichte gibt's dann wahrscheinlich wieder morgen, bis dahin.

20.10.05, 10:45 Uhr

Zeter und Mordio

Boh hier war grad was los! Ich komm zu meinem Hauptunigebäube (Copernic ist der Name und "Haupt-" heißt in dem Fall, dass ich da fast alle Vorlesungen habe) und treffe erstmal ne riesige Menschentraube vor dem Gebäude an, welches komplett geräumt war. Da war nämlich Alarm. Nur ein Probealarm zwar, aber das machte es ja eher noch schlimmer. Wenn da nämliche ne echte Bombe drin oder irgendwo ne Rauchsäule zu sehen gewesen wäre, hätte man ja eingesehen, dass man in den Regen geschickt wird, weit weg vom Gebäude. Aber so, just for fun, war das schon etwas nervig. Und den Alarm hat man auch nur an einem ganz leisen Summen erkannt, das man nur direkt vor dem Gebäude gehört hat. Naja, das ganze hat ne Viertelstunde gedauert und dann durfte man wieder rein.

19.10.05, 17:12 Uhr

Esto

Ja jetzt fragt mich nicht, warum das so heißt, aber das ist eine Veranstaltung für Erasmusstudenten und ich war grad da. Eigentlich sollte man da einen Tandempartner kriegen, aber irgendwie gibt es wohl traditionell mehr Erasmusstudenten als Tandempartner. Ich meine die Aushänge gibt's ja bei uns auch und ich hab auch schon häufiger darüber nachgedacht, sowas mal zu machen. Ist ja schon irgendwie potentiell interessant. Aber gemacht hab ich es nicht. Naja, mal schauen. Hab mich in ne Liste eingetragen, was getrunken und gegessen und ein bisschen mit den Leuten gequatscht, die ich schon kenne. Und dann ne Regenpause genutzt, um hier zum nächsten Gebäude zu huschen. In der nächsten Regenpause husch ich denn auch mal nach Hause. Und dabei war so schönes Wetter als ich los bin. Wohl nur, damit ich meinen Schirm zuhause lasse.

Heute morgen war ich übrigens echt froh, dass ich nicht so alleine bin hier. Hab gesehen, dass ein kleines Teil an meiner Brille die Jahre nicht überlebt hat. Und meine Oma konnte mir gleich einen guten Optiker eine Straße weiter sagen. Aber bis ich den mit Hilfe der Gelben Seiten gefunden hätte, hätte das sicher gedauert.

18.10.05, 23:45 Uhr

And the Oscar goes to...

Heute Abend hatte ich grade angefangen, ein Rezept meiner Trierer Oma auszuprobieren, als meine hiesige Oma in die Wohnung gestürmt kam, Oscar auf dem Arm und meinte "Du weißt, ich muss jetzt ins Theater. Meine Freundin steht schon unten und wartet. Das macht dir doch nix aus, kurz auf den Kleinen aufzupassen, oder? Tut mir furchtbar leid, aber keine Angst, deine Tante kommt gleich." Pff, nee nur zu, wenn irgendwas ist, ruf ich halt in Panik auf jemandes Handy an. Ihr müsst wissen, dass ich mit kleinen Kindern noch nie wirklich was zu schaffen hatte. Und man will die ja nicht kaputt machen, vor allem, wenn's nicht die eigenen sind. Aber so die Sorgen hab ich mir in dem Moment wirklich nicht gemacht. Zumal meine Oma den noch gewickelt hat und dann ist sie verschwunden. Ich erklär Oscar also die Situation und sach ihm dann, dass ich in der Küche bin, er aber bescheid sagen soll, wenn irgendwas is. Kaum hatte ich angefangen, Zwiebeln zu schneiden, meldete er sich auch schon, weil ihm der Schnuller aus dem Mund gefallen war. Ich also versucht, ihn möglichst wenig vollzustinken, während ich ihm den Schnuller wieder in den Mund bugsiere. Grade zwei Ringe mehr geschnitten, da hatte er den schon wieder fallenlassen. Fragt mich nicht, wie oft sich das Spiel wiederholt hat. Und meine Finger stanken immer mehr, obwohl ich sie zwischendurch extra gewaschen hab. Aber wie lange hält das schon. Er hat dann auch noch ein ganz gemeines Schluckauf gekriegt, was die Schnullerproblematik natürlich noch verschärft hat. Ich hab ihm auch gesagt, dass seine Mama mich jetzt bestimmt komisch angucken würde und das gar nicht gerne sähe, dass ich immer gleich angerannt komme, wenn er sich rührt, aber ich wäre sein Cousin und ich dürfte ihn so betütteln. Das wirklich Gemeine war aber, dass er aufgehört hat, sobald ich meine Zwiebel fertig hatte (wobei das lange genug gedauert hat). Ich glaube, der war auf den Zwiebelgeruch scharf ;) Wie auch immer, irgendwann rief dann meine Tante an und war überrascht, nicht meine Oma am Apparat zu haben. Sie war aber noch viel verdutzter, als ich ihr erklärt hab, dass sie gar nicht da sei, sondern im Theater. "Und der Kleine ist ganz alleine bei dir?" "Joa..." "Scheiße! Ich bin in 15 Minuten da!" Ich weiß nicht genau, ob sie sich mehr Sorgen um mich oder um Oscar gemacht hat. Hab dann mein Essen fertig gekocht, das übrigens ausgesprochen lecker war: Frische Bandnudeln mit einer Sahne-Gorgonzola-Soße :q Meine Tante kam auch pünktlich zum fertigen Essen, aber wollte dann nichtmal bleiben. Musste noch ins Krankenhaus zu einem Freund, was ihr auch auf den Magen schlug. Naja, konnt ich denn verstehen. War aber trotzdem traurig, dachte ich könnte noch einen netten Abend mit meiner Tante und Oscar verbringen. Mit letzterem hatte ich mich vorher schon gut unterhalten. Naja, er war ein bisschen einsilbig, vorsichtig ausgedrückt. Aber das kommt schon noch. Bin mal gespannt, wie sein Deutsch so wird ;) Mein Onkel wollte ihn ja schon mit der gesamten Sprachpalette foltern, die das Kabelfernsehen zu bieten hat. Aber ich halte das für etwas übertrieben. Ich hab jetzt jedenfalls meinen ersten Abend mit einem Baby gut überstanden, was sicher vor allem daran lag, dass es keine größeren Zwischenfälle gab. Aber so ne Überforderung wär ja auch gemein gewesen.

Dass man auch allem hier einen Titel geben muss...

Hab vorhin noch in der Vorlesung eine Mail geschrieben, die ich noch schnell loswerden wollte. Wurde prompt von einem Kommilitonen ironisch gefragt, warum ich denn hier wäre, wenn ich eh nur Mails schreiben wolle. Hab ihm erklärt dass das dringend wäre und dass ich danach aufpassen würde. Keine Minute nachdem ich mein iBook zugeklappt habe, klinglt sein Handy, was ihm natürlich sehr peinlich ist. Hehe, super Vorlage: "Schreib besser Mails," sach ich, "das ist leiser" ;)

Das war übrigens die Numerikvorlesung, die leider nicht wirklich wieder besser wurde. Während er in der ersten Stunde einfach schnell ein Verfahren vorgestellt hat (nicht in Prosa, aber es ging schnell), eine Laufzeitabschätzung gegeben hat und die Vor- und Nachteile und Einsatzgebiete aufgezeigt hat, verbringt er jetzt Stunden damit, möglichst genaue Abschätzungen zu beweisen. Warum beweist er, wenn er muss, nicht einfach eine grobe Abschätzung und schreibt die genaue, die sich wer ausgedacht hat, einfach an und lässt uns die glauben? Ich will doch hier Methoden kennenlernen und nicht Lemmata. Außerdem erklärt er nie, warum er grade irgendwelche fancigen Sachen ausrechnet, was es schwer macht, zu folgen.

Eine interessante Beobachtung, die ich hier gemacht habe, ist allerdings, dass sich die Seminarräume hier von vorne nach hinten füllen und nicht wie bei uns von hinten bis – wenn's denn sein muss – vorne. Allerdings gibt es hier – genau wie bei uns – auch Deppen, die sich beim Prof beschweren, dass sie nichts verstehen können, während der ganze Raum sich lautstark unterhält. Oh und die Frauenquote ist hier für einen Mathematik-Informatikstudiengang erstaunlich wie ich finde: 36:20 (hatte etwas Zeit in der Numerikvorlesung...). Klar, immer noch weniger Frauen als Männer, aber immerhin. Über die Gründe zu spekulieren überlasse ich aber lieber Studiernden anderer Studiengänge ;)

15.10.05, 15:40 Uhr

Aber das sind ja gleich drei Vektoren auf einmal!

Es is mal wieder so weit, ich hab ein neues Spielzeug gefunden. Nach Google Maps hab ich jetzt die MPlayer-Option "-lavdopts vismv=7" entdeckt. Die zeigt einem die Bewegunsvektoren an, die in praktisch allen Videoformaten zu Kompressionszwecken gespeichert sind. Ich hab in meinem ersten Semester in einem Seminar namens Bildkodierung gelernt, dass es diese Vektoren gibt, aber das war das erste Mal, dass ich die wirklich gesehen habe :) Da könnt ich stundenlang zugucken! Damit ihr auch mal schnell einen Eindruck davon bekommen könnt, hab ich ein paar Bilder zusammengestellt. Allerdings ist das kein Vergleich mit dem ganzen in bewegt, also schnappt euch nach Möglichkeit einen MPlayer und probiert das aus. Vorsicht, nicht alle Filme funktionieren gleich hübsch meiner Erfahrung nach, hängt wahrscheinlich vom benutzen Encoder ab. Also hier die Galerie. Wenn ihr das "png" am Ende der Dateinamen durch ein "jp2" ersetzt, kriegt ihr das gleiche als JPEG2000. Mir auch aus dem Bildkodierungsseminar bekannt und absolut faszinierend als Bildformat (benutzt übrigens die Wavelets, die ich neulich angesprochen habe ;). Leider noch nicht so verbreitet, was wohl irgendwie mit Patentmist zusammenhängt. Die Welt könnte so ein toller Ort sein ohne Patente. Hab jedoch rausgefunden, dass mein Mac immerhin solche Bilder produzieren kann (noch ein Spielzeug ;). Also auf dem ersten Bild sieht man Neo, wie er grade einen Pfosten hochrennt. Das nächste Bild ist aus derselben Szene in Matrix und hier sieht man vor allem wunderschön, wie er das Knie hochreißt, aber auch die anderen Komponenten dieser komplexen Bewegung sind gut erkennbar. Außerdem sieht man gut einen Kamerschwenk nach rechts. Natürlich sind auch immer ein paar Vektoren dabei, die keine tatsächliche Bewegung von Objekten wiedergeben, die Papierwand rechts ist ein offensichtliches Beispiel. Immerhin wird ja nur versucht kleine Bildteile von Einzelbild zu Einzelbild so zu verschieben, dass der Unterschied zwischen diesem Schiebebild und der Vorlage minimal ist. "Objekte" in dem Sinne tauchen dabei gar nicht auf. Umso erstaunlicher, dass das so schöne Resultate ergibt. Ein besonders tolles Beispiel von so eigentümlicher "Bewegung" findet sich ganz am Anfang von Matrix. Da gibt es nämlich einen blinkenden grünen Cursor. Ich habe mal zwei Einzelbilder zusammengefasst, eins mit Cursor und eins, wo er gerade verschwunden ist. Sobald er nämlich verschwindet, "stürzt" quasi das umgebende Schwarz in die entstehende "Lücke", um sie zu füllen. Das ist zwar ziemlich blumig gesprochen, dafür aber auch recht anschaulich. Anders gesagt sind eben plötzlich die ähnlichsten Bereiche die schwarzen irgendwo aus der Umgebung. Bei diesem Bild aus Ghost in the Shell hingegen entsprechen die Bewegungsvektoren wieder sehr schön der "physikalischen Realität" (so man bei einem Zeichentrickfilm davon reden kann, aber ihr wisst schon, was ich meine). Der Transporter links fährt grade nach rechts auf die Straße und die Autos auf der Gegenfahrbahn fahren offenbar auch in die Richtung, in die sie sollen. Das Auto vor dem Transporter ist schon zu weit weg, um noch eine nennenswerte Bewegung in x- oder y-Richtung zu zeigen und entlang der z-Achse wird natürlich keine Bewegung detektiert. Apropos Bewegung entlang der z-Achse: Bei diesem schönen Bild sieht man die unschöne Szene aus Die fabelhafte Welt der Amelie, wo die asoziale Touristin auf Amelies Mutter springt. Je weiter ein Punkt im Bild von der armen Mutter entfernt ist, desto schneller bewegt er sich im Verhältnis zur Touristin von der Mutter weg. Also so ziemlich, was man erwarten würde (ohne bisher von Kirchen gesprungen zu sein). Also denn, viel Spaß beim selber Ausprobieren, in bewegt ist es wirklich nochmal so spannend (Zumindest hoffe ich, dass ihr das überhaupt auch ein bisschen spannend fandet).

14.10.05, 12:47 Uhr

Geht schon wieder...

Puh, da hatte es mich ja so richtig erwischt. War ne blöde Idee, Dienstag noch zur Uni zu fahren und als ich dann in der Post an der Schlange stand, wurde mir langsam klar, dass das noch ne viel blödere Idee gewesen war. Da war aber auch was los. Ne halbe Stunde konnte man da warten und noch nicht dran sein. Dabei hatte die nur drei Schalter überhaupt, war also keine besonders große Post. Der dritte machte aber erst sehr spät auf. Und nur für Leute mit "Briefen oder Päckchen zum Abholen"... hm, heißt das, wenn man Briefe zum Abschicken hat, ist man dann da richtig oder nicht? Naja, da da auch andere mit Briefen standen, hab ich mich dann mal an die neue Schlange angestellt. Als ich dran kam, wollte die aber nur meine schon frankierten Briefe, nicht meine beiden unfrankierten. Dafür sollte ich doch an einen der anderen beiden Schalter. Da grade direkt neben mir der Mensch fertig wurde, der da schon stand als ich 20 Minuten zuvor in die Post gekommen war, bin ich grade da hingesprungen, um meine Briefe loszuwerden. Hab natürlich gleich nen Rüffel kassiert von ner Dame in der Schlange. Die in der Schlange hatten aber alle so Zeug dabei, das auch nach ner langen Bearbeitung roch, deswegen blieb ich dreist und hab mit "dauert nur zwei Minuten, ehrlich *leid*" überzeugt. War dann auch sofort fertig und froh, nach Hause zu können und mich ins Bett zu hauen. Da bin ich dann auch bis jetzt geblieben so ziemlich, weil ich prompt am nächsten Tag Fieber hatte. Bin echt froh, dass kurz vorher dieses Bett kam, weil es in dem kleinen Mistbett, das vorher hier stand, wahrscheinlich nochmal so schlimm gewesen wäre. Noch besser wäre es natürlich gewesen, wenn auch das Internetequipment schon angekommen wäre, aber naja, so kam ich halt viel zum Lesen. Hab überhaupt schon ne Menge gelesen seit ich hier bin. Muss glaub ich mal nen eigenen Literaturkritikartikel schreiben ;) Apropos Kritik: Geht nicht in Broken Flowers, wenn ihr nicht ein großer Freund von offenen Enden seid. Ich war am Samstag drin und fand den Film ziemlich gut und deshalb umso bedauerlicher, dass das Ende oder besser das Fehlen eines solchen alles zum Teufel jagt. Ansonsten hab ich die letzten Tage, als ich genug von Büchern hatte, meine mitgebrachte und ausgeliehene Playstation mal wieder angeschmissen. Und auf meinem iBook Airburst gespielt. Aber dieses Spiel ist sowas von verbuggt, dass einem echt der Spaß daran vergehen kann. Vor allem dass häufig die Erfolge nicht gespeichert werden, ist echt nervig. Und das bei einem Spiel, wo man sich das meiste erst freispielen muss. Jetzt fehlen mir zwei Spieler und mindestens ein Spielmodus, die ich mir eigentlich schon freigespielt habe. Und dann hab ich noch Lammbock und Matrix I geguckt, wobei ich bei letzterem Film die unerträglichen Laberszenen überskippt habe. Lammbock ist aber echt mal ein lustiger Film, hatte ich viel zu lange nicht mehr gesehen. So, wie ihr seht nicht viel Neues von Paris. Wie auch, ich hatte sogar die Vorhänge die meiste Zeit zu. Aber ich hoffe mal, das war meine Erkältung für diesen Winter. Ne zweite fänd ich unfair.

11.10.05, 11:45 Uhr

Hä?

Heute hab ich in meiner zuletzt so verständlichen Numerikvorlesung nicht viel verstanden und das, obwohl ich das Thema eigentlich schon kenne. War aber nicht so schlimm wie gestern. Da ging wirklich gar nix mehr. Zum Glück haben die französischen Kommilitonen auch nicht viel mehr verstanden. Der Prof war aber auch ein Held: Schreibt was an, sagt dann, dass man das auch soundso schreiben könne, weil es das gleiche wäre und anstatt dann ein Gleichheitszeichen zu machen, wischt er das eine weg und schreibt das Neue hin. Und so ging das die ganze Zeit. Nicht sehr strukturiert. Und die Schrift ist fast so schlimm wie meine. Auch konnte man Definitonen und Beispiele am besten daran unterscheiden, dasss in den Beispielen irgendwie willkürlich wirkende Zahlen vorkamen. Weiß aber nicht, ob diese Heuristik immer funktioniert hat.
Heute war es wie gesagt besser, aber ich bin trotzdem vorzeitig abgehauen (um Missverständnissen vorzubeugen: Nicht dass ich das gestern getan hätte, ich hab sogar noch die Übung danach besucht), weil ich mich gemein erkältet habe (dabei ist das Wetter eigentlich voll schön!). Hatte Sonntag Abend schon ein Kratzen im Hals, hab dann aber in der Nacht auf Montag kaum ein Auge zugetan und mich auch gestern schon irgendwie scheiße gefühlt. Naja, ich hoffe, dass das noch besser wird, bevor das Wetter wieder schlechter wird. Deswegen werd ich jetzt mal nach Hause fahren und mein neues Bett hüten.

Beddinge ist da!

Moin Moin!
Ich sitze hier grade in der Cafete und habe eine wundervolle Nacht auf meinem neuen Bettsofa hinter mir. Mann, ist das toll, nicht mehr auf diesem winzigen Bettchen zu liegen, wo unten die Füße rausgucken, oben das Kissen runterfällt und an den Seiten das Prinzip der "Zero Tolerance" gilt. Auch die Matratze ist viel besser und das wo die laut Beschreibung eigentlich drei Tage braucht, um sich ganz zu entfalten. Und schöner ist Beddinge obendrein. Macht sich auch als Sofa super. Das kleine Zimmer wirkt auch nicht voller dadurch, was ich ja befürchtet hatte.
Als ich gestern nach Hause kam, lag mein Sofa da in Einzelteilen auf dem Fußboden und ein Zettel von meiner Oma auf dem Tisch, dass sie um sechs wieder da wäre und ich nicht alleine anfangen solle. "Pff", dacht ich mir, "mal sehen wie weit du kommst." Das schwierigste alleine war wie erwartet, das eigentliche Gestell aufzubauen. Aber ich bin ja nicht auf den Kopf gefallen, ich hab mir einfach was unter die Mittelstangen gelegt, damit die auf der richtigen Höhe waren und schon ging auch das. So konnte ich mich dann schon gemütlich auf dem fertigen Sofa lümmeln, als meine Oma nach Hause kam. Die hat mich dann als so ne Art Helden verehrt. Sie hatte sogar schon die Tochter einer Freundin an Land ziehen wollen für den Fall, dass wir die Anleitung nicht verstehen oder so. Die ging eigentlich auch, wenn man sich die Zeit genommen hat, sie zu verstehen. Ich bezweifle, dass ich mir die Zeit mit meiner Oma zusammen hätte nehmen können. Die ist da nicht so geduldig und schreit ziemlich schnell Zeter und Mordio. Manchmal wäre ich in der Tat froh gewesen, wenn die schönen leicht verständlichen Zeichnungen durch ein paar fiese und unverständliche erklärende Worte ergänzt worden wären. Insbesondere was die Anleitung zum Umwandeln von Bett in Sofa und zurück angeht. Da war mir nicht mal klar, in welcher Reihenfolge die Bilder zu lesen wären. Und der Bettkasten war dann auch nochmal fast schwieriger als das Bett selbst, weil man da so zwei Platten mittels einer Plastikschiene verschmelzen musste, die aber leider nicht so richtig in diese Plastikschiene rein wollten. Aber mit genug Gefrickel ging auch das. Jetzt muss ich den Bettkasten noch befüllen, dann ist noch mehr Platz im Zimmer :) Aber erst nach meiner Numerikvorlesung, die jetzt gleich ist.

10.10.05, 14:06 Uhr

Händedruck

Also prinzipiell wollte er mir einfach nochmal die Hand schütteln. Und mir sagen, dass er den Lebenslauf sehr interessant fand, was wohl vor allem hieß, dass er viel mit seinen eigenen Interessen zu tun hatte. Insbesondere ist die Vorlesung, die er hält, eine in einem berufsorientierten Studiengang. Er ist aber mehr so der Forscher, genau wie ich und das hat er angemerkt und gemeint, dass ich doch hier in einem entsprechenden forschungsorientierten Master besser aufgehoben wäre. Hab ihm dann aber erklärt, dass ich ja als Erasmusstudent eh aus allen angebotenen Veranstaltungen wählen kann und dies auch getan habe.

Hoffe jedenfalls, dass er sich jetzt an mich erinnert, falls ich mal irgendwas von dieser oder von seiner Fakultät in Orsay will :)

9.10.05, 19:19 Uhr

Beeindruckend

Eigentlich wollte ich heute zur Uni fahren, um mal wieder im Netz vorbeizuschauen, aber meine Oma hatte die Idee, dass ich doch auch zu meiner Tante könnte. Gefiel mir gut, die Idee, und so bin ich dann hierher getigert. Mein kleiner Cousin Oscar macht beim Trinken grade Geräusche wie die UFOs in diesen alten Science-Fiction-Schinken in schwarz-weiß. Sehr ulkig =)

Ansonsten weiß ich nicht, ob ich von dem Prof erzählt habe, der letzten Montag von jedem von uns einen Lebenslauf haben wollte. Meinte, er würde nicht mehr mit Leuten reden, die ihm keinen geschickt haben. Also schick ich ihm heute eine überarbeitete Version von einem Lebenslauf, den ich für die Bewerbung auf die andere Uni, auf die ich wollte (wo besagter Prof übrigens hauptsächlich arbeitet...), geschrieben habe. Und eben krieg ich eine Antwort, die sich wie folgt liest:

Votre CV et tres impressionnant. Pouvez vous passer me voir demain à la pause

("Ihr Lebenslauf hat mich sehr beeindruckt. Können Sie morgen in der Pause bei mir vorbeikommen?" Rechtschreibfehler in der französischen Version sind nicht von mir.)

Poh! Die Antwort hat mich auch sehr beeindruckt. Bin ja mal gespannt, was der von mir will. Klingt ja vielversprechend, auf der anderen Seite weiß ich nicht, was der mit mir vor hat. Vielleicht will er mir einfach nochmal die Hand dafür schütteln, dass ich so ein tolles Leben hatte bisher ;) Oder er denkt, dass das Französisch von mir wäre. Das hätte mich auch beeindruckt, die Übersetzung ist aber von meinem Vater. Naja, ich werd's ja morgen erfahren :)

Oh und blättert nochmal zurück in die Nacht vom 1. auf den 2. Oktober. Ich habe da noch einen Artikel nachgeliefert, für den ich leider noch etwas recherchieren musste... bzw. meine Mama recherchieren lassen musste.

8.10.05, 20:59 Uhr

Bunte Lichter

Poh, da macht gegenüber grad einer ne ziemlich abgefahrene Party. dieses Hochhaus meinem Fenster direkt gegenüber, hat ja Abends schon immer was von nem Bildschirmschoner gehabt, mit den ganzen wechselnd beleuchteten Fenstern, wo Leute rumspazieren und irgendwas machen. Aber der hat da eine Art buntes Stroboskop an, das ständig von Rot zu Gelb zu Grün zu Blau flackert und das ganze Zimmer so im schnellen Wechsel in die entsprechenden Farben taucht. Sieht ziemlich geil aus von weitem, vor allem mit den ganzen Gestalten, die da noch rumhuschen, aber mich würd's nicht wundern, wenn eine dieser Gestalten gleich mit Schaum vor dem Mund zu Boden huscht oder aber mit einem gekonnten Schwung übers Geländer schreiend aus dem Fenster huscht, weil mich das zumindest völlig kirre machen würde, wenn diese ganzen Farben komplett um mich herum flackern würden.

Ansonsten hab ich heute nur eine interessante Erfahrung gemacht und das war eine Käsetheke, an der man eine Nummer ziehen musste. Die war so lang, dass die Verkäufer sonst den Überblick verloren hätten, bzw. man sich nicht die ganze Ware hätte angucken können, wenn man an einer Stelle in der Schlange gestanden hätte. Hab dann gesehen, dass das Nummernsystem aber auch bei der Fleisch- und Wursttheke Verwendung fand. Eigentlich nicht blöd, aber etwas befremdlich. Zumal ich ja schon als Zweiter dran kam. Aber wahrscheinlich hat's da in der Vergangenheit so viel Ärger gegeben, dass sie sich dazu gezwungen sahen: "ICH WAR ABER ZUERST DA! *MorbierinsGesichtdrück*"

7.10.05, 15:15 Uhr

Ganz viel Post

Vorhin ist meine Oma aus dem Haus, kam aber zwei Minuten später Sturm klingelnd wieder hochgestapft und drückte mir ein riesiges Paket in Geschenkpapier verpackt in die Hand und einen Brief. Hab ihr das mit einem flüchtigen "Merci!" aus der Hand gerupft und mich gleich daran gemacht, das auseinanderzurupfen. Das war nämlich das langersehnte Care-Paket von Dani! Darin befanden sich ganz ganz viele tolle Sachen, unter anderem das leckere Schokomüsli, welches ich hier noch nicht gefunden habe und ohne das man zwar aus dem Haus kann, wenn man nur eine Viertelstunde zur Uni-Cafete fährt, aber nicht, wenn es über ne Stunde ist bis dahin, dann noch eine voll schön selbstgebastelte Schultüte :) mit ganz viel leckerem Kram, der mich dicker macht und ein bisschen Schreibzeug (was man halt zum Schulanfang so braucht) und außerdem noch ein großes Glas, weil die Gläser von meiner Oma alle so klein sind und ich deshalb automatisch weniger trinke, etwas Zitronentee dazu, wobei ich dafür dann noch Wasser kaufen muss, weil das Leitungswasser hier so eine Schwimmbadnote hat, an die man sich zwar offenbar gewöhnen kann, an die ich mich aber ganz bestimmt nicht gewöhnen will. Und was ich auch ganz klasse fand, war das Verpackungsmaterial in dem Paket. Das ist nämlich diese Folie mit den ganzen vielen kleinen Bläschen drauf, die so toll "PITSCH" machen, wenn man sie mit den Fingern zerdrückt :) Oh und natürlich nicht zu vergessen die Fotos von meiner Abschiedsparty, die ich dann demnächst alle mal in mein Buch kleben muss... oder ich warte, bis Dani wieder da ist, damit das nicht so unordentlich aussieht, das wär ja echt schade drum. Jedenfalls voll die schöne Überraschung, auch wenn ich ja wusste, dass sie mir so ein Paket schickt, aber ich hatte in dem Moment gar nicht daran gedacht und was genau drin sein würde, wusste ich ja auch nicht, insbesondere nicht die Schultüte :)

Dann war da wie gesagt noch ein Brief, in dem sich meine "Carte imagine R" befand. So heißt hier das Semesterticket in Paris, bloß dass man das nicht bei der Einschreibung automatisch kriegt, sondern dafür in meinem Fall knappe 500 Euro latzen darf (für das ganze Jahr allerdings). "imagine R" wird übrigens wie "imaginaire" gesprochen, was natürlich der Ursprung des deutschen Lehnwortes "imaginär" ist und auch genau das gleiche bedeutet. Eine imaginäre Fahrkarte also. Ganz große Namensgebung wie ich finde. Klingt eher so wie wenn man ohne Fahrkarte von Kontrolleuren erwischt wird und einen auf dreist macht: "Mon ticket ? Ouais, une seconde *kram* Tiens, voilà ma carte imaginaire ! *zeig*" Das Plenken ist übrigens kein Versehen, sondern im Französischen der Standard. Find's zwar nicht hübsch, aber wenn man das so macht... Gibt auch noch ein paar andere Unterschiede bei den typographischen Traditionen, aber damit nerv ich euch vielleicht ein andermal. Viel wichtiger ist, dass diese Carte imagine R nicht mehr mit so kleinen Pappstreifchen funktioniert (die würden ein komplettes Jahr wahrscheinlich auch nicht überleben), sondern berührungslos, eher wie die Bielefelder Mensakarten, also mit ner Art RFID. Das ist zwar ungemein praktisch, weil man dann nicht mehr diese Pappstreifchen in die kaum größeren Pappstreifchenaufnahmeschlitze fiddeln muss – ja ich habe es sogar schon gesehen, wie jemand einfach seinen Rucksack über das entsprechende Feld gestreift hat – und noch dazu gibt es immer ein paar Durchgänge bei der Métro, die reserviert sind für RFID-Leute, aber was mit den Daten passiert, das steht in dem Anschreiben, das der Karte beilag, nirgends. Immerhin scheint da irgendwie registriert zu werden, dass ich irgendwo einsteige, wann, und beim RER auch noch, wann und wo ich wieder aussteige. Wahrscheinlich kann man diese Karten auch noch sperren lassen, das heißt sie sind eindeutig identifizierbar und sie ist irgendwo mit meinem Namen und sonstigen Daten über mich verknüpft. Ich weiß zwar nicht, ob von diesen Daten gebrauch gemacht wird, ich habe zumindest nichts unterschrieben, dass ihnen das erlauben würde, aber ich kenne das französische Datenschutzrecht nicht und wenn von den Daten Gebrauch gemacht würde oder sie auch nur gespeichert würden, dann wäre Payback dagegen ja fast ein Klacks. Naja, da ist so ne URL auf der beiliegenden Broschüre, da werd ich mal vorbeischauen und wenn da auch nix steht (Warum steht auf Webseiten eigentlich so selten das, was einen wirklich interessiert? "Macht Ihr Unternehmen dieunddie Scheiße?" oder auch nur "Was kostet dieses tolle Produkt eigentlich?" Glauben die, nur weil man etwas Unangenehmes wie den Preis verschweigt, kaufen es mehr Leute? Ist doch Humbug! Wenn ich nach einigem Suchen nur schöne Worte und keine Informationen gefunden habe, dann denk ich mir "Ach rutscht mir doch den Buckel runter" und hau ab. Werbemenschen sind komisch manchmal. Und am komischsten sind sie, wenn sie ihren "Wir sind ja sooo perfekt"-Bullshit in eine FAQ packen. Da stehen dann Sachen à la "Why are you such a great company?" unter "frequently asked questions".... mmhm, alles klar, und weg.), schreib ich ihnen halt ne Mail. Vielleicht kann man irgendwo explizit widersprechen, dass die Daten gespeichert werden. Das bringt dann aller Erfahrung aus Deutschland nach auch nix, aber man hat es wenigstens versucht.

Und schon gestern habe ich einen Brief aus Göttingen erhalten, wo eine Mappe mit Stoffproben drin war, damit ich mir eine Farbe für meinen Bürostuhl aussuchen konnte, den ich mir jetzt bestellen will. Wird sicher ein Wahnsinnsteil. Von einem richtigen Bastler zusammengeschraubt. Der Katalog auf seiner Seite ist eine typographische und stilistische Katastrophe, aber der Stuhl ist sicher trotzdem super. Ich habe mich jetzt nach Rücksprache mit Dani und meiner Mama für ein kräftiges Rot entschieden. Ich hoffe, ich bereue das nicht früher oder später ;)

6.10.05, 16:16 Uhr

Formale Kalküle

Ich war grade in einer Vorlesung ("Calcul formel"), wo die Dozentin ungefähr 20 Minuten zu spät erschienen ist. Meinte, sie wäre im falschen Raum gewesen, aber die Studenten da hätten sich nicht beschwert =) Hätte ja gerne gewusst, mit was die eigentlich gerechnet haben.

Ansonsten bin ich immer noch irritiert, dass am Ende einfach jeder aufsteht und geht und hier nicht geklopft wird oder so. Mein Vater hat das immer als komische Marotte in Deutschland bezeichnet, aber ich finde das eigentlich eine ganz nette Marotte. Hat so was von "Poh, endlich fertig, ich hau ab." Aber da mein Akku schon wieder gleich leer ist, tu ich jetzt genau das ;)

4.10.05, 14:08 Uhr

Wellchen

Ich war grade in meiner Vorlesung über numerische Methoden und hab richtig viel verstanden! Sogar richtiggehend was gelernt :) Kam zwar erstmal ne Stunde zu spät, weil ich den Stundenplan falsch gelesen hatte und musste dann noch auf dem Boden sitzen. (Der hat übrigens häufiger mal ziemlich stark vibriert. Keine Ahnung warum, die nächste Métro ist ziemlich weit weg.) Aber ich kam dann trotzdem gut mit. Erst blieb ich zwar bei so ner Definition hängen, wo ein komisches Wort für Nullstelle benutzt wurde. Aber ich hab mir dann aus dem Kontext erschlossen, dass das wohl eine Nullstelle sein müsste und dann ging das. In der Informatik ist hier schon nervig, dass fast alles übersetzt wird, was bei uns einfach mit dem englischen Begriff belegt ist. Andersherum geht es aber auch. Ich hab nie wirklich verstanden, warum Wavelets Wavelets heißen. Gestern redete der Prof über seine Forschungsarbeit und in dem Zusammenhang über ein Konzept, das er "ondelette" nannte, "kleine Welle". Er erklärte dann, was das ist und plötzlich ging mir auf "Mensch, das kennste doch, das sind doch Wavelets!" Und dann war mir auch klar, warum die diesen Namen haben. In sofern hab ich gestern auch schon was gelernt, nur von den eigentlichen Inhalten hab ich halt nicht so wirklich viel mitgenommen. Aber die Vorlesung hier war richtig gut. Vielleicht haben sich die Franzosen gelangweilt, kann ich nicht sagen, aber ich fand sie gut. Die waren übrigens sehr nett zu mir, haben mehrfach während der Vorlesung gefragt, ob auch alles ok wäre da unten und ob ich ne Schreibunterlage bräuchte und so :)

Soziales Bewegen

Moin!
Hab mich heute um sieben Uhr aus dem Haus hinaus in die Dunkelheit gequält, wo ich doch gestern schon zu wenig geschlafen hatte. Und dann war ich auch noch auf völlig überfüllte Métros gefasst. Nur eine von dreien sollte fahren, heute ist nämlich Streik. Beziehungsweise "mouvement social", soziale Bewegung oder Regung, so der offizielle Titel. Aber sowohl der Bus kam zügig, als auch die Métro, die auch nicht voller war als sonst, als auch der RER. Hmm, ist der Kelch wohl an mir vorüber gegangen, dachte ich. Nachdem meine Veranstaltung dann "irgendwie nicht war" heute Morgen und ich seitdem wieder auf den Sesseln hier sitze, musste ich dann aber eben feststellen, dass das Mensapersonal auch im Streik ist. Minimalservice soll das heute geben, bin mal gespannt, wie das aussieht. Ich brauch doch was zu essen vor meiner nächsten Veranstaltung, sonst kipp ich aus den Latschen. Mein Frühstück bestand nur aus einem Nesquik "+ lait". Was auch immer das heißt, stand so auf dem Nestlé-Automaten. Eigentlich normal, dass in nem Kakao Milch drin ist. Oder auch nicht bei diesen Automaten, aber der kostete die gleichen 40 Cent wie der normale Kakao. Naja, schmeckte jedenfalls auch nicht nach viel. Der letzte Schluck, wo sich die Geschmacksstoffe am Boden gesammelt hatten, der ging.

Wovon ich gestern zu berichten vergaß, war von den komischen Toren, die es an der Métrostation, wo ich immer einsteige, gibt. Die schließen sich nämlich ab und an vor einem, dass man nicht mehr auf den Bahnsteig kommt und dann gehen sie irgendwann wieder auf. Hab noch nicht rausgefunden, nach welchem Muster die sich schließen. Dachte erst, die wären dazu da, um Überfüllung zu verhindern, aber gestern war es nicht besonders voll. Im Gegenteil, es war noch kein Schwein auf dem Bahnsteig. Das eine Tor war übrigens auch kaputt, sodass man doch noch durchkam. Es sind dann einfach alle trotz geschlossener Tore rein und soweit ich sehen konnte ist daraufhin auch keiner verdampft oder so.

Fies sind allerdings am frühen Morgen, wenn man halb dösend in der Métro sitzt und das Hirn auf Minimalbetrieb hat, gerade ausreichend, nicht an seiner Station vorbeizufahren, diese Klappsitze, die manchmal mit so einem Schmackes nach oben schnellen, dass man plötzlich wieder wach ist für drei Tage. Müsste mir glaub ich bei Ikea mal ne Palette Schranktürgeräuschdämpfer zulegen und nach und nach jede Métro, in der ich sitze, damit ausstatten. Reicht aber ein Jahr wahrscheinlich nicht für, um einen Effekt zu sehen.

Dafür sind morgens die Busfahrer viel netter. Grüßen einen mit einem freundlichen "Bonjour" und manche Fahrgäste scheinen sie sogar zu kennen. Dafür muss man wahrscheinlich sehr lange immer mit demselben Bus fahren.

3.10.05, 16:21 Uhr

Schon wieder ein Ernst des Lebens, der beginnt.

Heute war ich bei meiner ersten echten Vorlesung hier. Fing an mit einer Einführungsrede für's zweite Masterjahr. Es wird alles noch härter, noch mehr zu tun, keine Entschuldigungen mehr für verpasste Deadlines etc. Naja, tangiert mich ja nicht so, ich hab nur eine Veranstaltung im zweiten Masterjahr. Danach ging's dann auch gleich mit "Prévision" los. War ziemlich mathematisch und gleichzeitig die Mathe und die Sprache zu verstehen war kaum möglich. Das Mitschreiben hab ich mir dann ziemlich schnell völlig geschenkt. Meine zweite Vorlesung hätte ich eigentlich vorhin gehabt, aber bis ich das Gebäude gefunden hatte, war sie schon fast wieder vorbei, also schau ich da nächste Woche mal rein. Dafür war ich erst im falschen Gebäude (und weiter auseinander konnten die beiden auch nicht sein), wo ich dann auch entsprechend in ne falsche Veranstaltung geplatzt bin und von der Frau vorne aufs Freundlichste behandelt wurde. "Nein! Das ist hier nicht! Tschüss, und vielen Dank, dass Sie und gestört haben, Monsieur." Alles klar, blöde Kuh. Hatte nur vorsichtig gefragt, ob ich hier richtig wäre. Ich hätte sogar leise einen der Studenten in der letzten Reihe gefragt, aber sie hat mich ja zuerst angesprochen! Naja, gibt so Leute. Zum Glück sind die meisten der Leute, denen ich bisher begegnet bin, deutlich netter als die. Der Prof heute Morgen war auch ganz locker eigentlich. Bin mal gespannt, wie die anderen Veranstaltungen so sind.

2.10.05, 01:00 Uhr

Nuit Blanche

Heute ist "Nuit Blanche" in Paris. So nennt man auf Französisch eine durchgefeierte Nacht. Leider hab ich erst ganz kurzfristig davon erfahren, sodass ich mich nicht richtig vorbereiten konnte: Keinen Nachtbusfahrplan, kein Programm und am schlimmsten, keinen zum Mitkommen. Hab's kurzfristig versucht, aber Caro ist in Deutschland (ausgerechnet!), mein Onkel krank, meine Tante hat Besuch vom Vater ihres Kindes und meine Oma ist nicht so die Partymaus. Also bin ich kurzerhand alleine los. Ausgestiegen beim Forum des Halles und da war denn auch gleich schon eine riesige Installation in dem Park da mit Elektromucke vom DJ. Klang ziemlich gut, aber ich hatte ja keine Zeit. Also nach unten gefahren, da war ein kleiner Junge der in einem Lichtkäfig zu |: Ummpf Tschick :| abging. Ehrlich, keine Melodie, gar nicht. Der kleine war ganz gut, aber lange hab ich's da nicht ausgehalten. Also wieder nach oben und treiben lassen. Dieser Park, wenn man ihn so nennen kann, ist echt super von der Atmosphäre her. Es gibt da einen Platz mit Brunnen, der im Dunkeln unheimlich faszinierend wirkt. Da gab's ne Videoinstallation mit so nem Linseneffekt. Das Bild war glaub ich das der Leute dort, konnt ich aber nicht genau sehen. An einer anderen Ecke war eine Art längliches Zelt auf einem Gerüst. An den Wänden des Zelts waren irgendwelche Lichteffekte im innern zu erkennen. Im Gerüst darunter haben dann ein paar Jugendliche Theater gespielt. Mann, ich hab heute noch im IRC gesagt, dass ich mir ne Kamera anschaffen will, meinte aber zu Marcel, dass ich die Bilder ja nachliefern könne, die bisher gefehlt haben. Aber heute Abend wär ne Kamera echt mal ne Maßnahme gewesen. Naja Pech, müsst ihr leider mit meinen Beschreibungen vorlieb nehmen... und ich selbst auch beim Erinnern.

Hab mich danach treiben lassen, grob in Richtung Centre Pompidou. Die Leute gingen da teilweise schon ziemlich ab und yeeehaaten ohne erkennbaren Anlass auf der Straße rum. Ne zeitlang hab ich dann erstmal nichts mehr gesehen, bis irgendwann wieder Musik laut wurde. Ich dachte mir grade "Ah, da hinten scheint was abzugehen", als plötzlich vor mir eine der abgefahrensten Horden auf die Straße brach, die ich je gesehen habe: Halb rennend, halb hüpfend, zu selbstgemachten Samba-Rhythmen, johlend und pfeifend flossen sie einfach so durch die brechend volle Stadt und über Hindernisse einfach hinweg. Da war ein Bauzaun, aber den schien die Gruppe gar nicht wahrzunehmen. Wie ein Schwarm Wanderameisen überklettern sie die Baustelle einfach und hielten nur kurz inne, um auf dem Betonklotz in der Mitte zu tanzen. Dahinter kam ein riesiger Tross von Gefolge, die wohl von dem Spektakel ähnlich fasziniert waren wie ich. Die Stimmung, die sie um sich herum erzeugten, war auch der Wahnsinn. Die Leute fingen spontan zu klatschen an, wenn sie nicht einfach mitrannten. Ich bin dann aber weiter zum Centre Pompidou gegangen, wo die herkamen, was sich auch wiederum gelohnt hat. Am dortigen Brunnen war eine kleine Band, die Musik im Stile von Fanfare Ciocarlia (Danke an meine Mama an der Stelle, die mir damals ein Video mit denen gezeigt hat und auch jetzt wieder den Namen rausgesucht hat): Blechbläser, aber kein bisschen vergleichbar mit allem, was man sonst so mit diesen Instrumenten kennt. Weder spanisch, noch Polka, noch Jazz. Aber saugeil. Auch die waren umringt von Leuten und die Musik war ziemlich schnell (besser gesagt ziemlich schnell), aber ebbte immer langsam ab, bis sie fast gar nicht mehr zu hören war, um dann ganz plötzlich wieder aufzubranden. In dem Moment fingen die ganzen Leute dermaßen zu hüpfen an, dass der Steinboden vibrierte. Der völlige Wahnsinn. Die Leute da wussten wirklich, wie man Party macht. Und was für eine, die ganze Stadt war ja quasi eine einzige große Feier. Und wenn das Wetter hält und sich nichts geändert hat im Vergleich zu den letzten Jahren, dann machen die auch noch bis sieben Uhr morgens weiter. Apropos weiter, ich bin dann weiter zum Platz direkt vor dem Centre Pompidou (selbst wenn ich mit dem inzwischen eine so traumatische Erfahrung verknüpfe, siehe früheres Post). Da hatte sich auch eine Sambatrommelgruppe formiert, wo auch wieder Leute drumrum standen und feierten. Der Platz selber war aber ansonsten überraschend musikarm. Trotzdem voller Leute. Ich hab ihn dann überquert, wobei mir plötzlich aus der Menschenmenge auf dem Platz heraus eine Schlange offenbar wurde, wie ich sie da noch nicht gesehen habe. Der Platz ist ja ziemlich groß und eigentlich stehen unten immer ziemlich viele Menschen und warten. Heute aber haben sie den Platz einmal zweigeteilt, was ich schon ziemlich schockierend fand, aber als ich der Schlange mit den Augen über die komplette Breite des Platzes folgte, sah ich, dass sie am Rand einen Knick hatte und dann nochmal die halbe Länge des Platzes entlang lief, bis sie sich im Getümmel verlor. Grundgütiger, da muss irgendwas tolles gewesen sein heute im Centre Pompidou oder ich versteh die Welt nicht mehr. Dann klingelte auch leider schon mein Handywecker um mich daran zu erinnern, dass die Métros nicht mehr so lange fahren würden und ich machte mich auf den Rückweg. Dabei bin ich am Hôtel de Ville vorbei gekommen, wo sie auf einer riesigen Leinwand ein Videobild von der Métrostation zeigten, wobei die ganzen Menschen von farbigen Rechtecken verdeckt waren, die ein Computer da reinsetzte. Schade, dass man nicht gleichzeitig auf dem Video sein und das Ergebnis sehen konnte, aber das war wahrscheinlich Absicht, weil sonst die Leute nur rumgegammelt hätten oder gewunken hätten oder gehüpft wären oder so, aber nicht das typische Bewegungsmuster Pariser Geschäftigkeit gezeigt hätten. Ab und an hielt das Bild dann auch an und die Menschen wurden zu weißen Strichgebilden auf schwarzem Hintergrund und wurden dann zurückgespult. Bilderkennung für Kunstinstallationen einzusetzen, eine sehr schöne Idee. Vielleicht sieht man sowas demnächst auch mal von den Bielefelder Mediengestaltern?

Hab mir dann zum Abschluss noch ein weniger außergewöhnliches, aber darum nicht weniger schönes Schauspiel angeguckt, nämlich das stündliche Aufflimmern des Eiffelturms mit Myriaden von Blitzlichtern, die darauf verteilt sind. Hatte nämlich festgestellt, dass es kurz vor zwölf war und dass ich das schon seit dem Nationalfeiertag vor... äh... zwei Jahren? nicht mehr gesehen hatte. Hab mich also etwas an die Seine gestellt und die Szenerie genossen. Dabei wurde mir irgendwie nochmal so richtig gegenwärtig, wie wahnsinnig toll das ist, dass ich ein Jahr in so einer überwältigenden Stadt bin.

Habe mich dann auf den – Mangels halbwegs häufiger Busse ziemlich langen – Heimweg gemacht. War ein irrer Abend, ich finde nur etwas traurig, dass ich ihn nicht so richtig auskosten konnte. Ich hätte mich gerne zu den ganzen tanzenden Leuten gesellt, aber irgendwie war ich alleine nicht in der Stimmung dafür. Außerdem muss mich meinen Onkel noch dafür hauen, dass er mir geraten hat, einen Mantel anzuziehen, es wäre so kalt draußen und er hätte sich ja schon was gefangen. Pff, im Mantel hüpfen, das hätte ich keine halbe Minute gemacht ohne zu kollabieren =)

Naja, die Nuit Blanche ist jährlich, also nächstes Jahr Ende September, Anfang Oktober wieder. Ich sag hier bescheid, sobald ich weiß, wann. Auf jeden Fall in den Semesterferien ;) Haltet euch schonmal euren Terminkalender frei!

PS: Ich hab denn doch noch wenigstens von ein paar Sachen Fotos gefunden.

1.10.05, 18:22 Uhr

The Struggle for Net Continues...

Irgendwie bin ich in letzter Zeit häufiger mit Rausschmeißern konfrontiert. Erst vor der Firma (rausgeschmissen werden, wenn man schon draußen ist, ist ja immerhin auch ne Leistung, oder? ;) und jetzt, wo ich 'nen an sich Legaler bin in der Uni, schon wieder. Das letzte Mal ist hingegen schon Jahre her. Da bin ich aus 'ner Disko geflogen, nachdem ich -- nicht mehr ganz Herr meiner Bein-Bein-Koordination -- das Bier des Türstehers umgekippt hatte, wobei ich vorher zwei Gutscheine à 50 DM versoffen hatte (hier fehlt ein Plusquamperfekt II) und danach die Gutscheine der zwei bis drei Fahrer, die wir dabei hatten, angegangen war.

Irgendwie scheint rausfliegen aber durch die Suche nach Internetzugang begünstigt zu werden. Das Mal davor war nämlich wiederum Jahre zuvor, als ich, bevor ich Student wurde, in der Uni ins Netz bin, bevor der Zugang in HRZ und Bib passwortgeschützt wurde. Da hab ich irgendwann mal den Absprung verpasst und bin dann um 1 Uhr nach meinem Studentenausweis gefragt worden. "Hab ich vergessen", hab ich dann gemurmelt und mich aus dem Staub gemacht.

Heute hingegen war ich gerade im Packen meiner Sachen begriffen, als ein älterer Herr mit dickem Schlüsselbund auf mich zutrat und mich fragte, ob ich denn die Durchsage bezüglich des Schließens nicht gehört hätte. Hatte ich. War ein einziger Brei aus Lauten, wo ich aber das Wesentliche zum Glück herausfiltern konnte: "fermeture" (Schließung) und "sept heures" (sieben Uhr). "Kein Problem", dacht ich mir also, "so lange macht's mein Akku eh nicht mehr". "Das war um 16 Uhr!" meinte er dann ("seize heures"... tja Scheiße, könnte hinhauen). War aber nett der Hausmeister. Haben ein bisschen geplaudert. Hat mir die Schließregelung etwas erläutert. Wenn das Gebäude zu wäre, dürften sich nur noch autorisierte Personen darin aufhalten. Warum Studenten das nicht sind, hab ich allerdings nicht herausgefunden. Jedenfalls meinte er auch "Informatiker? Ja, die wollen immer lange bleiben." Hat auch meine Situation dem Sicherheitsposten erklärt, an dem ich vorbei musste und dessen Autorisation ich brauchte, um einfach so das Gebäude zu verlassen.

Damals bin ich in die Disko einfach wieder rein, heute aber war's mir draußen zu kalt (den vor dem Gebäude hat man ja auch noch WLAN) und der Akku war eh fast alle. Deswegen kommt das hier wieder mal frühestens Montag oder so.

Ein Samstag in der Uni

So, wie versprochen bin ich heute nochmal in die Uni zurückgekehrt, um meine Blog-Artikel endlich loszuwerden. Hab allerdings nicht geahnt, welche persönliche Gefahr für Leib und Leben das in sich bergen würde. Die ham hier nämlich abgeschlossen und ich bin nicht sicher, ob ich den Ausgang finde. Und meine Sandwiches sind zur Neige gegangen. Vielleicht sollte ich mir etwas Strom übrig behalten, damit ich einen Notruf nach draußen mailen kann ;) Außerdem stürmt und schauert es draußen wie sau und ich wollt nicht den Honk spielen und heute Mittag bei strahlendem Sonnenschein mit nem Schirm rumrennen. Nicht, dass ich gleich dafür bezahlen muss. Naja, ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende und vielen Dank für die zahlreichen Kommentare :)